TV-Tipp: "Behringer und die Toten - Ein Bamberg-Krimi: Fuchsjagd"

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5. März, RTL, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Behringer und die Toten - Ein Bamberg-Krimi: Fuchsjagd"
"Wenn ich die Toten hier reinlasse", sagt Behringer und tippt sich an die Schläfe, "habe ich keinen Platz mehr für die, die töten." Das Mantra des kauzigen Kommissars aus Bamberg erklang schon im ersten Film, als er sich weigerte, eine verkohlte Leiche zu betrachten, und es gilt auch im zweiten, als sein neunjähriger Neffe Ole beim gemeinsamen Angelausflug eine weibliche Leiche aus der Regnitz fischt.

Sie ist ebenfalls kein schöner Anblick: Der Frau ist buchstäblich das Herz aus dem Leib gerissen worden. Das Schöne beim Angeln, hatte der Onkel kurz zuvor erklärt, sei "das Warten, dass etwas passiert". Die Beschaulichkeit endet abrupter, als ihm lieb ist, aber für den Film galt das schon vorher, denn "Fuchsjagd" beginnt mit einer Rückblende, in der Autorin Berit Walch erzählt, warum Behringers Kollegin Charly (Wanda Perdelwitz) im Rollstuhl sitzt: Ein Mann mit Fuchsmaske überfällt eine Tankstelle, die Polizistin zieht ihre Waffe und wird angeschossen. 

Sechs Monate später erlebt die Polin Kasia (Anja Antonowicz) eine Überraschung, als sie einen Bilderrahmen von der Wand nimmt. Dahinter verbirgt sich ein Loch in der Wand, darin liegt eine Pistole, und schon endet das angedeutete Glück: Ronny Hoffmann (Hanno Koffler) ist Alkoholiker, aber dank seiner Freundin seit drei Monaten trocken und bereit für einen Neuanfang. Den größten Teil seines bisherigen Lebens hat er im Gefängnis verbracht, nachdem er in jungen Jahren eine alte Frau bei einem Einbruch im Affekt erschossen hatte, mit just jener Waffe, die nie gefunden worden ist, bis Kasia sie in dem Wandversteck entdeckt hat; sie ist die Leiche aus dem Fluss. 

Spätestens jetzt hat Walch, die den Film auch produziert hat, die Neugier geweckt, und weil sich hinter Behringers harmlosem Erscheinungsbild ein brillanter kriminalistischer Verstand verbirgt, scheint er dem vor sieben Monaten entlassenen Ronny alsbald auf die Schliche zu kommen. Der Kommissar ahnt, dass die rabiate Herzoperation nicht dem Organ, sondern dem Projektil galt, und findet auf diese Weise gleich auch noch die Antwort auf die Frage, wer damals auf Charly geschossen hat; es sieht schlecht aus für den prompt rückfällig gewordenen Trinker. Die Wahrheit ist allerdings eine gänzlich andere, was nicht weiter überrascht: Verkrachte Existenzen sind zwar nicht automatisch Sympathieträger, aber Ronnys zu Beginn auf Polnisch geradebrechte Liebeserklärung ist sehr rührend. So jemand wird im Krimi nicht zum kaltblütigen Mörder, zumal Hanno Koffler keinen Zweifel daran lässt, dass der ins Elternhaus heimgekehrte und werdende Großvater Ronny die tragische Figur der Geschichte ist. Für den Überfall auf die Tankstelle hat er ohnehin ein hieb- und stichfestes Alibi, trotzdem bleibt der krimitypische Schatten eines Zweifels.

Die Stärke des zweiten "Bamberg-Krimis" liegt ohnehin in der Rollenzeichnung. Wie bei den meisten Krimireihen kann der zweite Film nicht mehr auf den Reiz des Neuen hoffen. Die zentralen Charaktere sind eingeführt: hier die eigenwilligen Ermittlungsmethoden Behringers, dort die witzigen Einzeiler der jungen Kollegin Ela (Cosima Henman), daneben Behringers Schwester (Jessica Ginkel), die nach einem Ehekrach samt Ole zum Bruder gezogen ist. Die Krimistory ist interessant und nicht vorhersehbar, aber sehenswert ist "Fuchsjagd" nicht zuletzt, weil Charly anders als beim Auftakt diesmal zur Hauptfigur wird: Da ihre Querschnittslähmung inkomplett ist, gibt es eine minimale Chance, dass sie ihre Beine irgendwann wieder bewegen kann, weshalb Physio Ben (Justus Johanssen) sie regelmäßig in die Turnhalle zitiert. Seine schwarzhumorige Bemerkung "Da hört dich keiner schreien" entpuppt sich allerdings als düstere Prophezeiung: Weil Behringer seine Kollegin aus den Nachforschungen raushalten will, ermittelt sie kurzerhand auf eigene Faust und muss am Ende, ausgesetzt in einem Kieswerk, über sich hinaus wachsen, um ihr Leben zu retten. 

Der Film hat also durchaus spannende Momente, aber Walch sorgt immer wieder für Entspannung, etwa in den Szenen mit Gilbert (Christoph Franken), einem Heavy-Metal-Fan, den man nicht unbedingt in einer von Ela als "Vorhof zur Hölle" bezeichneten Schrebergartensiedlung erwarten würde. Regie führte diesmal der Schweizer Florian Froschmayer, der sich seit gut zwanzig Jahren regelmäßig im hiesigen Krimi-Genre tummelt, aber mit "Schlaflos in Portugal" (2023) zuletzt auch eine sehenswerte heiter-melancholische Liebesgeschichte gedreht hat. Seine Inszenierung ist im besten Sinne solide; die Musik (Tina Pepper & Ulrich Reuter) ist allerdings wie schon in "Feuerteufel" sehr hörenswert.