TV-Tipp: "Die Neue und der Bulle"

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20. Februar, RTL, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Die Neue und der Bulle"
Das Spiel gab es schon zu Zeiten der Edgar-Wallace-Klassiker in den Sechzigern: Bestimmte Krimigäste sind so bekannt, dass sie sich automatisch als Verdächtige aufdrängen. Das ist bei der Besetzung natürlich auch bei diesem Krimi mit einkalkuliert worden.

Es kommt daher ähnlich wie beim Elfmeter in der Bundesliga zu einer typischen "Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß"-Situation. Auch David Rott gehört zu diesen "üblichen Verdächtigen", weshalb im zweiten Film aus der RTL-Reihe "Die Neue und der Bulle" eins von vornherein klar ist: Robert Kampwirth hat Dreck am Stecken.

Das stimmt tatsächlich, schließlich ist der Mann Immobilieninvestor. Angehörige dieses Berufsstands haben in Fernsehfilmen grundsätzlich ein schlechtes Image, weil sie wahlweise die Natur zerstören, unlautere Mittel anwenden oder mit finsteren Mächten im Spiel sind. In diesem Fall trifft letzteres zu, womit das Drehbuch zudem eine Verbindung zum Ex-Mann der Heldin schlägt, aber das ist eine andere Geschichte, die sich Anke Winschewski und Niels Holle offenbar für einen späteren Film aufheben wollen; dabei steht noch gar nicht fest, ob es dazu überhaupt kommt. 

Zunächst hat die ehemalige Kneipenwirtin Conny (Caroline Peters) bei ihrem zweiten Fall als Kripo-Azubi aber ohnehin ganz andere Sorgen. "Versteck am Fluss" beginnt mit einem Einsatz, den der fachkundige Teil des Publikums rasch als Übung durchschaut. Da Conny patzt, weil Ex-Mann Maik (Moritz Führmann) im falschen Moment Probleme mit der Zapfanlage hat, bleibt die Versetzung in eine andere Etage ein Traum: Conny und ihr gleichfalls quer eingestiegener Kollege Arndt (Merlin Rose) sind auch weiterhin dazu verdammt, im Kellerarchiv des Duisburger Polizeipräsidiums Akten zu digitalisieren.

Zu allem Überfluss verpasst ihnen Simone Lambertz (Sarah Bauerett), die Chefin ihres Ausbilders Diercks (Serkan Caya), einen Sonderurlaub. Der wird zwar bezahlt, aber Conny findet das im Gegensatz zu Arndt trotzdem doof, zumal der Fall, den Lambertz und Diercks derweil bearbeiten, richtig interessant ist: Kampwirths Frau Theresa ist entführt worden, und während sich Krimifans noch fragen, ob er wohl selbst dahinter steckt, hat Conny schon rausgefunden, dass der Unternehmer seinem nichtsnutzigen Sohn den Geldhahn zugedreht hat.

Dennis (Leon Seidel) ist Dauercamper auf einem malerisch gelegenen Campingplatz. Der Name des Geländes ist auch der Filmtitel: "Versteck am Fluss". Conny ist überzeugt, dass Dennis seine Stiefmutter in seinem Wohnmobil gefangen hält. Sollte es ihnen gelingen, die Frau zu befreien, hätte ihr Dasein als Kellergeister endlich ein Ende. 

Campingplätze sind ein Mikrokosmos mit eigenen Regeln und als Schauplatz grundsätzlich interessant, was Regisseur Marc Rensing mit Hilfe der Musik für ein bisschen Lagerfeuerromantik nutzt. Die Undercover-Idee führt zudem zu allerlei heiteren Missverständnissen, zumal die Vorgesetzten den gleichen Einfall hatten, weshalb sich der Kollege Seifert (Patrick Isermeyer) ebenfalls am Fluss tummelt. Da sich Connys Gespür zumindest zur Hälfte als richtig erweist, liegt eine gewisse Spannung in der Luft, allerdings nur moderat; in dieser Hinsicht ist der zweite "Duisburg-Krimi" ähnlich harmlos wie der erste. Viel reizvoller ist ohnehin die Kernfrage, ob Kampwirth mittelbares Opfer oder Täter ist. Verzwickt wird der Fall, als Diercks im Kasten für die Gartenmöbelkissen die Leiche der Haushälterin entdeckt. Dass der Unternehmer ein Verhältnis mit der jungen Frau hatte, drängt sich förmlich auf, aber wenn er hinter der Entführung steckt: Warum musste sie sterben?

Wie im ersten Film mündet die Handlung in ein recht fesselndes Finale, bei dem Conny dank eines clever codierten Hinweises von Diercks ähnlich zielsicher mitmischt wie in "Plötzlich Bulle". Das Drehbuch erfreut ohnehin durch diverse Details. Unter anderem nimmt Conny die Redensart "Sag’s durch die Blume" beim Wort, was sie schließlich prompt in eine Bredouille bringt.

Zumindest in einer beiläufigen Bemerkung hätte gern erklärt werden können, wie eine unbescholtene Kneipenwirtin an ein Abhörgerät kommt. Das sympathische zentrale Trio ist erneut sehr sympathisch; schade, dass Caroline Peters und Serkan Kaya diesmal deutlich weniger gemeinsame Szenen haben. Ausbaufähig ist auch die Rolle von Bineta Hansen als Tochter Polly, zumal von Anfang kein Zweifel daran bestehen kann, dass ihr Jurastudium mehr als bloß eine Pause macht. Moritz Führmann dürfte in einem weiteren Film dank Maiks Kontakten zur Unterwelt ebenfalls mehr zu tun bekommen. Ob RTL die Reihe überhaupt fortsetzen wird, hängt vom Zuspruch zu den ersten beiden Filmen ab.