Sonntagsgottesdienst kein Pflichtprogramm

Schild mit Kirchensymbolen für Gottesdienste
© epd-bild/Norbert Neetz
Schilder mit Kirchensymbolen laden am Ortseingang, wie hier in Schmalkalden, zu Gottesdiensten am Sonntag ein.
Präses Latzel
Sonntagsgottesdienst kein Pflichtprogramm
Der klassische Gottesdienst am Sonntagmorgen muss nach den Worten des rheinischen Präses Thorsten Latzel angesichts einer kleiner werdenden Kirche nicht mehr überall die Regel sein.

Es brauche "den Mut zu verschiedenen gottesdienstlichen Formaten", sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wenn weniger als 10, 15 Leute in einem Gottesdienst sitzen und die Nachfrage dauerhaft niedrig ist, sollte ausgetestet werden, ob andere, kleinere Formate eher angemessen sind." Sie könnten auch von Laien geleitet werden.

Auch andere Rhythmen, Wochentage und Uhrzeiten seien denkbar, sagte Latzel. In vielen ländlichen Gemeinden werde schon heute nicht jeden Sonntag ein Gottesdienst gefeiert. Die klassische Gottesdienstzeit um zehn Uhr stamme zudem noch aus Zeiten mit viel Landwirtschaft, in denen auf die Fütterungszeit Rücksicht genommen worden sei. "Anstelle eines Pflichtprogramms brauchen wir geistliche Versammlungen und Feiern, zu denen wir selber gerne hingehen", betonte der 53-jährige Theologe. Besonders gefördert werden sollten Gottesdienste, "bei denen die Kirche richtig brummt: etwa Schulgottesdienste oder Feiern mit Vereinen".

Auch in anderen Bereichen solle sich das kirchliche Leben wandeln, "um auch mit weniger Menschen und Mitteln gut Kirche zu sein", sagte Latzel. Die Synode der rheinischen Kirche berät noch bis Freitag auf ihrer Jahrestagung in Düsseldorf über Reformwege zur "Kirche der Zukunft". "Wir wollen uns stärker an unseren Mitgliedern orientieren und Menschen in ihrer Biografie geistlich begleiten", erläuterte der Präses. "Auf dieser Synode wollen wir konkret beschließen, unter anderem den Zugang zur Taufe und zum Abendmahl zu erleichtern." So sollten künftig auch Eltern ihr Kind taufen lassen können, die nicht Mitglied der evangelischen Kirche sind.

Pfarrer:innen sollen nach Latzels Worten nicht mehr einen großen Teil ihrer Arbeit mit Verwaltungsaufgaben oder Gebäudemanagement zubringen müssen, sondern Zeit für Seelsorge und Kontaktarbeit haben. Besonders wichtig seien dabei Amtshandlungen wie Taufe, Konfirmation und Bestattung.
Die rheinische Kirche hat knapp 2,2 Millionen Mitglieder und ist damit die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Sie ist gegliedert in 37 Kirchenkreise mit insgesamt 605 Kirchengemeinden zwischen Niederrhein und Saar.

Der klassische Gottesdienst am Sonntagmorgen muss nach den Worten des rheinischen Präses Thorsten Latzel angesichts einer kleiner werdenden Kirche nicht mehr überall die Regel sein.