Seit einem Vierteljahrhundert ist Björn Kranefuß "Pastor am Flughafen", wie er sich selbst nennt, und für Menschen da, die im Transitraum des Lebens Halt suchen. "Ich kümmere mich tatsächlich um Menschen, die hier am Flughafen stranden, weil sie zum Beispiel obdachlos sind und nicht wissen, wo sie sonst hin können", erklärt er.
Aber seine Aufgaben seien vielfältig: von der Trauerbegleitung bei Todesfällen bis zu Hochzeiten im Terminal. Der Flughafen ist für Kranefuß nicht nur ein technischer Ort des Reisens, sondern ein Spiegel menschlicher Sehnsüchte - besonders spürbar rund um Feiertage wie Christi Himmelfahrt. "Wir Christen feiern Himmelfahrt als die Inthronisation Jesu, seinen VIP-Status bei Gott", erklärt Kranefuß.
Doch der Mensch bleibe zurück. "So wie Menschen, die jemandem beim Abflug hinterhersehen. Früher gab es kein WhatsApp, man blieb durchs Gebet in Kontakt." Kranefuß sieht in der Himmelfahrt auch eine Einladung zur inneren Bewegung: "Diese 40 Tage nach Ostern stehen symbolisch dafür, dass man eine gewisse Zeit braucht, um sich neu zu orientieren.
Jetzt macht es nicht mehr Jesus für uns - jetzt sind wir dran." Am Flughafen begegnet er diesem Spannungsfeld täglich, auch sprachlich: "Im Englischen gibt es den Unterschied zwischen 'Sky', dem physikalischen, und 'Heaven', dem poetisch-religiösen Himmel. Am Flughafen bewegen wir uns in beiden Welten gleichzeitig." Das Fliegen werde zur Metapher: "Man ist über den Dingen, kann sich entspannen, freut sich auf den Urlaubsort. Dann wechselt man quasi vom Sky zum Heaven - so wie Jesus auch", sagt Kranefuß.
Wenn Kinder ihn fragen, was der Himmel sei, antworte er nicht mit Definitionen. "Ich frage zurück: Was siehst du da oben? Was bedeutet das für dich? Der Himmel muss von jedem selbst entdeckt werden - dann wird er wirksam." An Himmelfahrt, zwischen Kirche und Kerosin, feiert Kranefuß darum auch das Lebensgefühl der Leichtigkeit: "Es geht um Schweben, um Freude, um Feiern. Das ist eben auch Teil des Glaubens."