TV-Tipp: "Hubert ohne Staller: Dem Himmel ganz nah"

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3. Januar, ARD, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Hubert ohne Staller: Dem Himmel ganz nah"
Beim Wandern im südlichsten Zipfel ihres Reviers entdecken zwei Polizisten zwei Leichen, eine diesseits, die andere jenseits der Grenze zu Österreich. Kurzerhand tragen sie den "deutschen" Toten hinüber ins Nachbarland.

Der Fall wäre also erledigt, die Geschichte dagegen beginnt gerade erst: Das Duo ist von zwei österreichischen Kolleginnen beobachtet worden, und da die Deutschen in Zivil unterwegs sind, wirken sie selbstredend hochgradig verdächtig. Die bald darauf eingetroffenen Vorgesetzten entscheiden kurzerhand, dass das Quartett die Mordfälle gemeinsam lösen soll. 

Wem diese Form von Humor nicht anspruchsvoll oder subtil genug ist, dürfte sich nach dem Auftakt vermutlich von dem Film verabschieden, aber "Dem Himmel ganz nah" wird nicht nur den Fans der Vorabendreihe "Hubert ohne Staller" Freude bereiten. Der produktionelle Aufwand der Krimikomödie ist zwar sichtbar nicht so groß wie bei sonstigen Mittwochsfilmen im "Ersten", aber dank der heiteren Dialoge, der Situationskomik und der Spielfreude aller Beteiligten ist der vierte neunzigminütige Ausflug des Polizeipostens Wolfratshausen ins Abendprogramm durchaus sehenswert.

Das Drehbuch von Philip Kaetner und Oliver Mielke, die seit vielen Jahren auch die Serie prägen, ist ohnehin mehr als bloß eine aufgeblasene Vorabendepisode, denn der Fall wird zunehmend rätselhafter. Die beiden Toten hüben und drüben sind bereits die Leichen zwei und drei, mit denen Hubert und Girditz (Christian Tramitz, Michael Brandner) innerhalb weniger Tage konfrontiert werden. Auf den Auftakt folgt eine Rückblende: Kurz zuvor sind sie zu einem Einbruch gerufen worden. Der Mieter wurde ermordet, der Täter ist noch in der Wohnung und will auch Hubert töten, der den Schuss jedoch wie durch ein Wunder unverletzt überlebt. In einem Versteck findet Girditz 1,4 Millionen Euro.

Bis zu diesem Punkt könnte sich die Handlung noch zu einem "echten" Krimi entwickeln, zumal die Geschichte auch eine philosophisch-spirituelle Note bekommt: Girditz will wissen, ob der Kollege, vermeintlich dem Tode nah, vor seinem geistigen Auge prägende Ereignisse seines bisherigen Daseins gesehen habe. Da die Chefin (Katharina Müller-Elmau) Hubert dringend eine Auszeit empfiehlt, um den Schock zu verarbeiten, will Girditz die Gelegenheit nutzen und ihm zu ein paar Höhepunkten verhelfen.

Da trifft es sich gut, dass der gemeinsame Freund Yazid (Hannes Ringlstetter), stets zu Diensten, wenn es um leicht verdientes Geld geht, neuerdings einen "Bucket List"-Service mit 99 unvergesslichen Erlebnissen anbietet. Das einzige, was Hubert wirklich reizt, ist eine Wanderung, und da die beiden Polizisten in der Wohnung des Opfers ein Foto von Bayerns südlichstem Grenzstein gefunden haben, machen sie sich auf den Weg, womit der Film nach 15 Minuten wieder am Ausgangspunkt eintrifft; und jetzt wird es wird es wirklich witzig. 

"Dem Himmel ganz nah" ist der erste Spielfilm ohne Helmfried von Lüttichau; der dritte, "Eine schöne Bescherung" (2018), war der Abschiedsauftritt von Staller. Dass die Serie auch ohne ihn erfolgreich geblieben ist, hat womöglich sogar die ARD überrascht. Ihre Beliebtheit dürfte nicht zuletzt aus einer Gewissheit resultieren, die auch die Handlung des Films auszeichnet: Am Ende werden es Hubert und Girditz mit insgesamt vier Leichen zu tun haben und einige Male nur knapp dem Tode entronnen sein, weil der Fall trotz der Unterstützung durch die Österreicherinnen (Marlene Morreis, Doris Schretzmayer) mehr als nur eine Nummer zu groß für sie ist, aber wirklich bedrohlich wirkt das alles nie. Bei der Lösung des Falls haben sie ebenfalls mehr Glück als Verstand. Girditz zum Beispiel unterlaufen ständig Missgeschicke, die die Ermittlungen jedoch jedes Mal weiterbringen. 

Der etwas trottelige Kollege Riedl (Paul Sedlmeir) wiederum ist dümmer als die Polizei erlaubt, was zu einigen heiter inszenierten Slapstickmomenten führt. Sehr amüsant ist auch ein "Running Gang" mit dem Einbrecher, den Hubert und Girditz in flagranti erwischt haben: Die Fluchtversuche dieses fortan nur "der Bärtige" (Johannes Berzl) genannten Mannes enden mehrfach, indem er vor ein Auto läuft. Als Riedl ihn mit Handschellen ans Klinikbett fesselt, ist der Ganove bei der nächsten Flucht mit dem Kopfteil des Bettes unterwegs.

Regisseur Carsten Fiebeler, auch er schon lange mit der Serie verbandelt, hat das alles viel Augenzwinkern umgesetzt. Der Film verhehlt nie, dass er nicht mehr sein will als reine Unterhaltung ohne nachhaltige Wirkung, und das gelingt ziemlich gut, schöne Bergbilder rund um den Sylvensteinspeicher im Isarwinkel inbegriffen.