Latzel: Nicht zum Leid der Schwächsten sparen

Der Präses der rheinischen Landeskirche Thorsten Latzel
© epd-bild/Hans-Juergen Bauer
"Es kann nicht sein, dass nach wie vor die Herkunft maßgeblich über Bildungswege entscheidet", kritisiert Thorsten Latzel die Pläne der Ampel-Regierung. (Archivbild)
Bundeshaushalt 2024
Latzel: Nicht zum Leid der Schwächsten sparen
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hat an die Ampel-Regierung appelliert, nicht "auf dem Rücken der Schwächsten" zu sparen. "Investitionen in Bildung und soziale Teilhabe sind ein Gebot christlichen Glaubens", sagte der Theologe der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitag).

"Es kann nicht sein, dass nach wie vor die Herkunft maßgeblich über Bildungswege entscheidet, dass es Kinderarmut gibt.", sagt Thorsten Latzel.
Die Regierungskoalition hatte sich nach wochenlangen Verhandlungen darauf geeinigt, eine Finanzlücke im Bundeshaushalt 2024 in Höhe von 17 Milliarden Euro durch Einsparungen zu schließen. Kritiker monierten eine soziale Schieflage der Beschlüsse, weil Menschen mit wenig Einkommen stärker belastet würden. Zudem fehlten Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur.

Auch die Kirche muss nach Latzels Worten massiv sparen. "Wir werden uns tiefgreifend verändern", sagte er. "Wir werden perspektivisch das Personal insgesamt herunterfahren und an die Anzahl der Mitglieder anpassen." Entlassungen aus finanziellen Gründen werde es aber nicht geben. Reformen der rheinischen Kirche sind zentrales Thema der Landessynode, die am 14. Januar in Düsseldorf zu ihrer Jahrestagung zusammenkommt.

Latzel verteidigte die Kirchensteuer: "Sie ist sozial gerecht und bürdet denen mehr auf, die mehr verdienen", sagte der leitende Theologe der rheinischen Kirche. Sie sei zudem günstig und der Verwaltungsaufwand gering. Spendenmodelle würden für größere Abhängigkeit von Einzelnen und für Unsicherheit sorgen. Zudem brauche es eine verlässliche Finanzierung der seelsorglichen, sozialen, diakonischen Angebote, betonte Latzel.

Zum Thema Missbrauch sagte der rheinische Präses, die Betroffenen müssten an erster Stelle stehen: "Wir wollen dem Unrecht und Leid gerecht werden, das Menschen widerfahren ist." Menschen erwarteten in der Kirche zurecht Seelsorge und einen sicheren Ort. "Als Kirche untersuchen wir Ursachen für sexualisierte Gewalt bei uns", betonte der oberste Repräsentant der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit knapp 2,3 Millionen Mitgliedern. Ende Januar soll eine unabhängige Studie über Missbrauch in der evangelischen Kirche vorgestellt werden, von der Erkenntnisse über strukturelle Mängel der Institution erwartet werden.