Ökumenischer Gottesdienst mit Klimaforscher Latif

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Unter dem Leitthema "Wasser" hat Kirsten Fehrs, Bischöfin der Nordkirche im ökumenischen Gottesdienst im Hamburger Michel am Tag der Deutschen Einheit auf die politische und geschichtliche Bedeutung der Elbe hingewiesen.
Tag der Deutschen Einheit
Ökumenischer Gottesdienst mit Klimaforscher Latif
Klima, Frieden und Migration waren am Dienstagmorgen Themen des ökumenischen Gottesdienstes im Hamburger Michel zum Tag der Deutschen Einheit. Klimaforscher Mojib Latif wünschte sich von den Feierlichkeiten ein Signal des Aufbruchs. Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck erinnerte daran, dass die Elbe nach der Deutschen Einheit von der "todbringenden Trennungslinie" zur Verbindungslinie von Ost und West geworden sei.

Zum Tag der Deutschen Einheit ist im zentralen ökumenischen Gottesdienst im Hamburger Michel zu Zuversicht hinsichtlich anstehender gesellschaftlicher Herausforderungen aufgerufen worden. Bei leicht bewölktem Himmel und stürmischen Böen waren zahlreiche Vertreter aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft an die Elbe gekommen. Unter dem Titel "Ein Strom lebendigen Wassers" appellierten Vertreter aus Religion und Wissenschaft am Dienstag für einen Aufbruch gegen den Klimawandel, für eine einheitliche europäische Migrationspolitik und mehr Toleranz.

Der Klimaforscher Mojib Latif wünschte sich von der Einheitsfeier in Hamburg ein Signal des Aufbruchs im Kampf gegen den Klimawandel. Noch sei es nicht zu spät, den Klima-Kollaps zu vermeiden. Da immer mehr Menschen in die Städte drängten, müsse von diesen ein Signal des Aufbruchs ausgehen. National sei die Aufgabe zwar nicht zu lösen, internationale Kooperationen seien wichtiger denn je. Hamburg könne aber eine Führungsrolle übernehmen. "Wir alle tragen Verantwortung. Es gibt keinen Planeten B", sagte Latif.

"Todbringende Trennungslinie" wird Verbindungslinie

Die evangelische Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, erinnerte daran, dass die Elbe nach der Deutschen Einheit von der "todbringenden Trennungslinie" zur Verbindungslinie von Ost und West geworden sei. Das sei nach wie vor "ein Wunder", so die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Die Deutsche Einheit habe Menschen aber auch manches abverlangt. "So vieles aber ist daraus auch entstanden! Dankenswertes! Und weiterhin Schützenswertes!", sagte Fehrs. Es brauche "den mutigen Blick nach vorne, die offenen Horizonte".

Deutschland sei inzwischen bunter und vielfältiger, aber auch älter und ängstlicher geworden, der Ton rauer. "Gerade deswegen brauchen wir gemeinsame Bilder und Erzählungen, eine gemeinsame Sprache, die uns verbindet", so Fehrs. Das gehe nicht ohne Vertrauen in die guten Kräfte und Absichten der anderen.

Der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße forderte für Europa "eine menschenwürdige und solidarische Flüchtlingspolitik". Er zitierte den Papst, der das Mittelmeer als "größten Friedhof dieser Welt" bezeichnet. "Wir alle müssen um einen besseren Flüchtlingsschutz ringen. Platte Antworten verbieten sich an der Stelle", sagte der Hamburger Bischof und warb um Toleranz: "Bleiben wir nicht unter uns. Ein Drittel der Katholiken in unserem Land haben Migrationshintergrund."

Heße dankte zudem den Menschen, die sich ehrenamtlich für andere einsetzten. In Hamburg sei das jeder und jede dritte Bürgerin, in Deutschland insgesamt 29 Millionen. "Ehrenamtler halten den Strom des Wassers im guten Sinne im Fluss."