Vorwurf: Sexualisierte Belästigung

Jugendliche sitzen am Meer
© Nacho Ferrandiz/iStockphoto/Getty Images
LJR-Vorstandssprecher Patrick Kunze bedauert die Vorfälle während der Konfi-Fahrt im Jahr 2020 auf Usedom sehr und macht sich für eine lückenlose Aufklärung der Fälle stark. (Symbolbild)
Konfirmandenfahrt nach Usedom
Vorwurf: Sexualisierte Belästigung
Der Landesjugendring (LJR) Mecklenburg-Vorpommern fordert Aufklärung rund um eine Konfirmandenfahrt pommerscher evangelischer Kirchengemeinden im Jahr 2020 nach Zinnowitz auf Usedom. Nach Recherchen des Magazins "Katapult" soll es dabei zu sexualisierter Belästigung von Jugendlichen gekommen sein.

Zwei Pädagogen hätten nach Recherchen des in Greifswald erscheinenden Magazins "Katapult" zufolge Fotos und Videoaufnahmen, vor allem von den am Ferienlager teilnehmenden Mädchen, gemacht. Das Magazin berichtet in seiner August-Ausgabe darüber, dass die Pädagogen insgesamt über 1.500 Aufnahmen der Jugendlichen "am Strand, beim Grillen - und unter der Dusche" gemacht hätten. Die Datensätze seien auf einer CD gespeichert, die dem Magazin eigenen Angaben zufolge vorliegt. Manche Aufnahmen seien "harmlos", bei anderen merke "man dem Fotografen seine sexualisierte Motivation an", heißt es in dem Artikel.

LJR-Vorstandssprecher Patrick Kunze: "Wir bedauern sehr, dass es zu den Vorfällen gekommen ist und unterstützen die lückenlose und konsequente Aufklärung der Fälle." Dieter Schulz, Pressesprecher der evangelischen Nordkirche, bestätigte auf Anfrage, dass Hinweise auf die Datensätze am 26. November 2020 bekannt wurden. "Cover, Art und Intension einer Vielzahl der Fotos sowie nachträgliche Bearbeitungen einiger der Fotos widersprechen in eklatanter Weise den Werten der Nordkirche und werden von dieser in keinerlei Weise toleriert. Sie sind absolut inakzeptabel."

Hinweise auf Fälle von sexualisierter Gewalt oder grenzverletzenden Verhaltens führen laut Schulz innerhalb der Nordkirche unverzüglich zu einem sogenannten geordneten Verfahren. Im zuständigen Kirchenkreis sei ein Beratungsstab eingesetzt worden, dem der zuständige Propst, die zuständige Präventionsbeauftragte, Mitarbeitende der Fachstelle Prävention und der Leitung des Regionalzentrums kirchlicher Dienste sowie ein Vorstand des zuständigen Kirchengemeinderates angehörten.

Zudem wurden laut Schulz externe Fachkräfte mit juristischer Kompetenz sowie der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Greifswald hinzugezogen. Der Beratungsstab habe mit allen Jugendlichen, die involviert waren, Kontakt aufgenommen, sie einbezogen und beraten. "Diese Fürsorge schloss auch deren Familien und Sorgeberechtigte ein", sagte Schulz. Der Mitarbeitende, dem die Urheberschaft an der CD zugeordnet werden konnte, sei von allen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Zusammenhang mit Freizeitaktivitäten suspendiert worden.

Zudem habe der Beratungsstab die arbeitsrechtliche Relevanz, disziplinarische Schritte sowie Maßnahmen im Rahmen von Dienst- und Fachaufsicht geprüft. Sollten in Bezug auf die Datensätze "neue Erkenntnisse gewonnen werden oder dem Beratungsstab bislang nicht zugängliche Informationen zur Kenntnis gelangen, wird die Nordkirche unverzüglich handeln", so Pressesprecher Schulz.