TV-Tipp: "Malibu – Camping für Anfänger"

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23. Juli, ZDF, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Malibu – Camping für Anfänger"
Konstanz plus Veränderung: Das ist das Geheimnis von Reihen und Serien, die seit vielen Jahren erfolgreich sind. Ob aus "Malibu" ein moderner Klassiker wird, sei dahingestellt; immerhin ist offenbar eine Fortsetzung des im vorigen Jahr erstmals ausgestrahlten Zweiteilers in Arbeit. Die Voraussetzungen wären jedenfalls gut.

Handlungsort ist ein Campingplatz in Schleswig-Holstein. Für Konstanz steht die Betreiberfamilie, für Veränderungen sorgen die Gäste, die ihre jeweils eigenen Probleme mitbringen. Deshalb haben die Geschichten auch ein ganz anderes soziales Potenzial als etwa "Hotel Heidelberg" (ARD); die Dauercamper zum Beispiel leben hier, weil sie sich die Mieten in der Stadt nicht mehr leisten können. 

Dreh- und Angelpunkt der beiden Filme sind die Beziehungsprobleme von Jantje und Stefan Schäfer (Karla Nina Diedrich, Tom Radisch). Auf den ersten Blick führt das Hamburger Paar eine gute Ehe; nach und nach stellt sich jedoch raus, dass die beiden vor lauter Alltagsstress kaum noch miteinander reden. Sie ist Krankenschwester und balanciert ständig am Rande des Burn-outs, er ist Programmierer und wird auch am Wochenende dauernd von seiner Arbeit eingeholt.

Eines Tages bekommt er die Nachricht, dass ein Onkel aus Amerika gestorben ist. Der Mann war längst wieder in Deutschland, hat sich aber nie gemeldet. Stefan war sein letzter Angehöriger, deshalb erbt er Malibu; so hat Onkel Martin etwas vollmundig seinen Campingplatz am Plöner See genannt. Weil die Notarin vor etwaigen Verbindlichkeiten warnt, wollen sich die beiden die Anlage erst mal inkognito anschauen, bevor sie das Erbe antreten. Tatsächlich ist gerade der Hygienebereich völlig marode. Trotzdem ist Jantje auf Anhieb angetan: Malibu ist der pure Kontrast zum lauten Hamburg, in dieser Oase der Ruhe und des Friedens könnte sie sich endlich frei und selbstbestimmt fühlen; aber Stefan sieht seine Zukunft eher nicht in der Provinz. 

Natürlich unterstreicht die Inszenierung (Regie: Luise Brinkmann) die Gegensätze auch optisch und akustisch: hier die heimelige Idylle der Holsteinischen Schweiz, dort die kühlen Großstadtbilder; hier die Stille, in der allein das Zwitschern der Vogel erklingt, dort die Kakophonie der Metropole. Die Stammgäste, die sich zum Teil seit Jahren kennen, empfangen die Neuankömmlinge zwar mit einem gewissen Misstrauen, aber das legt sich, als man sich besser kennenlernt. Das gilt vor allem für den vermeintlichen Blockwart, der zudem die Platzmiete in die eigene Tasche zu stecken scheint.

Tatsächlich hält Dieter Marzinowski (Christian Hockenbrink) den Betrieb am Laufen, während der Besitzer, wie er glaubt, auf einer Fortbildung weilt. Ein markanter Typ ist auch Nikos Mariolis (Heiko Pinkowski). Der übergewichtige Klempner mit den griechischen Wurzeln sorgt für die gelegentlichen Heiterkeiten, bis er beinahe einem Herzinfarkt erliegt; zum Glück gelingt es Jantje, ihn zu reanimieren. 

Von diesem Schreckmoment abgesehen funktioniert das Drehbuch (Jenny Maruhn, Jörg Tensing) nach dem Schema "ein Schritt vor, zwei zurück". Da gerade Ferien sind, nimmt sich Jantje zur großen Freude von Sohn Hannes (Lewe Wagner) eine Auszeit, um sich ein gründliches Bild von der Anlage zu machen; davon erzählt Teil eins, "Camping für Anfänger". Aber jedes Mal, wenn sie ein Problem gelöst hat, tauchen zwei neue auf.

Maßgeblichen Anteil an den Rückschritten hat das Bauamt, selbst wenn dessen Repräsentant überhaupt nicht dem üblichen Beamtenklischee entspricht. Jacob Bernstein (Nicola Mastroberardino) hat im Gegenteil großen Respekt vor Jantjes unerschütterlicher Zuversicht, zumal sie dank ihrer Improvisationskunst auf alle Unwägbarkeiten eine Antwort zu haben scheint; im zweiten Teil, "Ein Zelt für drei" (nächsten Sonntag), bleibt es nicht bei der Bewunderung.

Zur gleichen Zeit knistert es zunehmend zwischen Stefan und einer kecken Kollegin (Clea Eden); damit ist auch auf der Beziehungsebene für Spannung gesorgt. Und dann sind da noch die wechselnden Gäste: Im ersten Film freundet sich Hannes mit einem syrischen Flüchtlingsmädchen an, im zweiten hat sich ein Mann (Alexander Wipprecht) in die Klassenlehrerin (Katja Studt) seines Sohnes verliebt, weshalb der Junge die neue Freundin des Vaters beharrlich "Frau Fuchs" nennt.

Die allesamt überzeugenden Mitwirkenden sind größtenteils kaum bekannt, weshalb zwei prominente Besetzungsideen die Diskrepanz zwischen dem Stadtstress und der entspannten Provinz unterstreichen: Kai Schumann spielt einen arroganten Arzt, Valerie Niehaus Stefans unsympathische Chefin.