KEK: Russland zur Rechenschaft ziehen

Erzbischof Nikitas von Thyateira und Großbritannien
© Albin Hillert/CEC
Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Nikitas von Thyateira und Großbritannien wurde zum neuen KEK-Präsident gewählt.
Konferenz Europäischer Kirchen
KEK: Russland zur Rechenschaft ziehen
Die Welt steht vor einem grundlegenden Wandel, hieß es zum Abschluss der Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen im estnischen Tallinn. Christen trügen Mitschuld an Klimawandel und ökologischer Krise. Der Verband rief zur Umkehr auf.

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) hat die Regierungen und die Zivilgesellschaft dazu aufgerufen, den Widerstand der Ukraine gegen die russische Aggression zu unterstützen. "Diejenigen, die diesen Krieg begonnen haben, die Lügen und Fehlinformationen als Propaganda verbreiten, die Gewalt und Herrschaft glorifizieren, müssen zur Rechenschaft gezogen werden", hieß es in einer am Dienstag in Estlands Hauptstadt Tallinn verabschiedeten Erklärung zum Ende der KEK-Vollversammlung. Eine Drohung mit Atomwaffen sei "zu verurteilen".

Der Weg zu einem zukünftigen Frieden in der Ukraine werde nicht einfach sein, hieß es weiter. Nach politischer oder regionaler Ausrichtung gespaltene Kirchen tragen laut dem europäischen Kirchenbund zum Konflikt und dem Leid bei. Diese müssten sich stattdessen bemühen, zu Friedensstiftern zu werden, zu "Vermittlern von Gerechtigkeit und Wahrheit" sowie zu Verfechtern von Menschenrechten.

Zuvor hatte der neu gewählte KEK-Präsident, der griechisch-orthodoxe Erzbischof Nikitas von Thyateira und Großbritannien, zum Gebet für einen Waffenstillstand in der Ukraine aufgerufen: "Wir beten für Frieden", sagte er vor Journalisten.

Zu den Themen Migration und Vertreibung hieß es, die Kirchen müssten sich für die internationalen Standards, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurden, insbesondere der Flüchtlingskonvention von 1951, und für eine großzügige Aufnahme von Flüchtlingen einsetzen: "Vielfalt und Unterschiedlichkeit müssen gefeiert werden."

Pfarrer Kopania zu KEK-Vizepräsidenten gewählt

Der Ende der 1960er Jahre gegründete Dachverband von 113 orthodoxen, protestantischen, anglikanischen und altkatholischen Kirchen aus ganz Europa rief mit Blick auf die Umweltkrise zum sofortigen Handeln auf. Der Klimawandel betreffe vor allem diejenigen, "die am wenigsten zu seinen Ursachen beitragen". Das "Leitbild Konsumwachstum" müsse gestürzt werden.

Pfarrer Frank Kopania, neu gewählter KEK-Vizepräsident und Leiter der Auslandsabteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), zog eine positive Bilanz der sechstägigen Tagung: "Die KEK baut Brücken für Kirchen und religiöse Organisationen, damit sie ihre Anliegen und Überzeugungen in den politischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess Europas einbringen können."

Neben Kopania gehört die anglikanische Bischöfin Dagmar Winter von der Kirche von England als weitere Vizepräsidentin dem KEK-Präsidium neu an. Die Amtsdauer beträgt fünf Jahre. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied des Kirchenbundes. Allerdings arbeiten KEK und der katholische Rat der Europäischen Bischofskonferenzen eng zusammen.

Gegründet wurde die Konferenz Europäischer Kirchen 1959 von Christen aus Ost- und Westeuropa im dänischen Nyborg Strand. In der Phase des Kalten Krieges wollten sie ein Forum zur Verständigung schaffen. Die Russische Orthodoxe Kirche lässt seit 2008 ihre Mitgliedschaft in der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) ruhen. Hintergrund sind innerorthodoxe Streitigkeiten.

Die Organisation hat ihren Sitz in der EU-Hauptstadt Brüssel. Vor Tallinn gab es KEK-Vollversammlungen unter anderem in Lyon (2009), in Budapest (2013) sowie im serbischen Novi Sad (2018).