Bischof und Umweltverbände begrüßen Aus für Kraftwerke

Atomkraftwerke in grüner Landschaft
© Lukáš Lehotský/Unsplash
Landesbischof Ralf Meister befürwortet das Abschalten der Atomkraftwerke und spricht sich für die alleinige Nutzung regenerativer Energien aus.
Deutschlands Atomausstieg
Bischof und Umweltverbände begrüßen Aus für Kraftwerke
Der Atomausstieg sorgt bis zum Schluss für kontroverse Diskussionen. Risiken bestünden auch nach der Abschaltung der AKW, mahnen Behörden. Umweltverbände kritisieren Laufzeitverlängerung als unsinnig.

Der deutsche Atomausstieg erhöht nach Ansicht der mit Strahlenschutz und nuklearer Entsorgung befassten Behörden die Sicherheit in Deutschland. Mit Blick auf grenznahe Atomkraftwerke im Ausland und die Lagerung der radioaktiven Abfälle blieben aber Risiken bestehen, erklärten die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Inge Paulini, und der Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Wolfram König, am Donnerstag.

Das Abschalten der letzten drei Atommeiler markiere den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Energieerzeugung, erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Donnerstag in Berlin. Gemeinsam mit ihrem Partei- und Kabinettskollegen, Wirtschaftsminister Robert Habeck, warb sie für Zuversicht. Die Energieversorgung bleibe sicher, erklärte Habeck. Im Jahr 2030 solle 80 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien erzeugt werden.

An diesem Samstag (15. April) werden die Atomkraftwerke Emsland in Lingen, Neckarwestheim-2 in Baden-Württemberg und Isar-2 in Bayern dauerhaft abgeschaltet. Paulini sagte, die Risiken der Atomkraft seien nicht gebannt: "Wir müssen daher weiterhin auf etwaige Notfälle vorbereitet sein." Sieben AKW-Standorte in den Nachbarstaaten seien weniger als hundert Kilometer von Deutschland entfernt. Das Reaktorunglück von Fukushima habe gezeigt, dass Atomkraft selbst für hochentwickelte Industriegesellschaften ein unkalkulierbares Risiko darstellen könne.

König betonte, für die nachfolgenden Generationen sei "das Kapitel Atomenergie" mit dem 15. April noch nicht geschlossen. "Den gut sechs Jahrzehnten, in denen die Atomenergie zur Stromerzeugung genutzt wurde, stehen noch mindestens weitere 60 Jahre bevor, die wir für den Rückbau und die langzeitsichere Lagerung der Hinterlassenschaften benötigen werden."

1.900 Behälter á 100 Tonnen Atommüll einlagern

Wie der Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), Steffen Kanitz, im RBB-Inforadio sagte, müssen am Ende etwa 1.900 Castorbehälter mit Atommüll, die jeweils 100 Tonnen schwer sind, sicher eingelagert werden. Aufgabe der BGE ist es, dafür einen geeigneten Standort zu finden.

Unterdessen begrüßten Umweltverbände und der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister das Abschalten der Kraftwerke. Meister, der für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Mitglied der Endlagerkommission des Deutschen Bundestages war, sagte: "Ich bin dankbar, dass unser Land diesen konsequenten Weg des Ausstiegs, anders als viele andere Länder, bis heute gegangen ist. Der alleinigen Nutzung regenerativer Energien muss die Zukunft gehören."

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt." bezeichneten den von der Ampel-Koalition beschlossenen sogenannten Streckbetrieb der drei genannten AKW als einen "energiepolitischen Irrweg". Die Annahmen aus dem Stresstest vom September 2022 seien unrealistisch gewesen. Die Kraftwerke hätten laut Atomgesetz zum Jahresende abgeschaltet werden sollen. Unter dem Druck der Opposition und mit Blick auf eine mögliche Energiekrise sowie auf Grundlage des Stresstests hatte die Bundesregierung aber angeordnet, dass die Meiler dreieinhalb Monate länger am Netz bleiben.

Umwelthilfe und "ausgestrahlt." haben den Stresstest nach eigenen Angaben einem "Realitätscheck" unterzogen. "Unsere Analyse zeigt: Die deutschen Atomkraftwerke sind für die Stromversorgung unnötig, aus energiepolitischer Sicht überflüssig und leisten keinen Beitrag zur Systemsicherheit", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.