Kandidaten-Quartett zur Bischofswahl

© epd-bild/Frank Drechsler
Am 27. März wird sich entscheiden wer der vier Kandidierenden die Nachfolge von Heinrich Bedford-Strohm antritt.
Wer sticht wen?
Kandidaten-Quartett zur Bischofswahl
Mit großen Schritten kommt die Bischofswahl der bayerischen Landeskirche näher. Am 27. März entscheidet sich, wer im Herbst die Nachfolge von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm antritt - sofern einer der vier Kandidierenden eine Mehrheit bekommt.

Nun ist also klar, wer auf dem Kandidatenkarussell für die Bischofswahl in der bayerischen evangelischen Landeskirche am 27. März Platz nimmt: die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47), die Co-Direktorin des Partnerschaftszentrums Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (54), sowie der Münchner Regionalbischof Christian Kopp (58) und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56). Es ist alles dabei: Frau, Mann, jünger, älter, Stadt, Land, konservativ, liberal - bleibt die Frage: Auf wen einigen sich die Synodalen?

Einen Strukturvorsprung dürfte auf jeden Fall Regionalbischof Kopp haben: Er ist seit 2019 Oberkirchenrat im Kirchenkreis München-Oberbayern und sitzt auch im Leitungsgremium Landeskirchenrat. Er kennt also nicht nur die Leitungsstrukturen der Kirche, er hat sein Büro auch im Münchner "Machtzentrum" Landeskirchenamt. Er gilt als jemand, der Strukturen infrage stellt, als jemand, der anpackt, auch gegen Widerstände. Ein Manko könnte sein Alter sein: Zehn Jahre Amtszeit wären beim Renteneintrittsalter von 67 Jahren nicht möglich.

Einen Altersbonus bringt indes die Landshuter Dekanin Lubomierski mit: Mit 47 Jahren ist sie die mit Abstand jüngste Kandidatin. Sie gilt als experimentierfreudig und unkonventionell, was sich schon in zahlreichen - auch überregional beachteten - Projekten wie der Landshuter PopUp-Kirche niedergeschlagen hat. Sie ist offensiv in den sozialen Medien unterwegs und stünde so, mit Blick auf Landesbischof Bedford-Strohm, für Kontinuität. Mögliches Minus: Nach dem Vikariat war sie nur kurz und vertretungsweise im Brotberuf Gemeindepfarrerin.

Klaus Schlicker würde die zehnjährige Amtszeit als letzte Station seines Berufslebens noch gut unterbringen. Sein Herz schlägt für die Kirche in der Fläche - als langjähriger Dekan im ländlichen Windsbach kennt er die Sorgen und Nöte von Haupt- und Ehrenamtlichen dort. Seit 2020 sitzt Schlicker in der Synode, hat sich schnell vernetzt und einen Namen gemacht: Er sitzt im Landessynodalausschuss und ist Co-Sprecher des theologisch konservativen Arbeitskreises "Gemeinde unterwegs" - das könnte ein Vorteil sein, muss es allerdings nicht.

Die vierte Kandidatin Gabriele Hoerschelmann dürfte außerhalb kirchlicher Strukturen bislang auch nicht so bekannt sein. Zusammen mit ihrem Mann Hanns leitet sie das landeskirchliche Partnerschaftszentrum Mission EineWelt und war zuvor lange im Auslandsdienst in Hongkong. Das könnte insofern ein Vorteil sein, weil sie dadurch weiß, wie Kirchen mit weniger finanziellen Ressourcen am anderen Ende der Erde durchaus lebendig sein können. Theologisch gilt sie als liberal und ist als EKD-Synodale auch über Bayern hinaus gut vernetzt.

Wer in den vergangenen Tagen mit Synodalen - also den Mitgliedern des Kirchenparlaments der bayerischen Protestanten - gesprochen hat, musste feststellen: Einen klaren Favoriten für die Wahl in ein paar Wochen gibt es derzeit nicht, noch ist das Rennen völlig offen. Viel wird also von den Wortmeldungen des Quartetts in den kommenden Tagen und Wochen und vor allem vom öffentlichen "Vorsingen" am 17. März in Nürnberg vor den Synodalen abhängen. Die Auswahl des Vierer-Vorschlags selbst allerdings wird durchaus kritisch gesehen.

"Warum hat man denn eigentlich einen so breiten Aufruf nach Kandidatinnen und Kandidaten aus der ganzen Landeskirche gestartet, wenn nachher dann doch wieder drei Kandidaten Synodale und einer bereits Mitglied des Landeskirchenrates sind - und niemand von außerhalb kandidiert?", fragt zum Beispiel eine Synodale, die lieber ungenannt bleiben möchte. Und ein Synodaler meint dazu: "Das ist kein großer Wurf - am Ende ist es ein 'weiter-so' und kein Aufbruch." Wahre Begeisterung sieht tatsächlich anders aus.