Ausschluss von Frauen aus Unis in Afghanistan

Frauen lernen in der "Frauenbibliothek"
© Oliver Weiken/dpa
Julia Parsi (l) sitzt mit Gründerinnen der "´Frauenbibliothek" in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Die Taliban schlossen Mädchenschulen ab der siebten Klasse in weiten Teilen des Landes , nun untersagen sie Frauen auch das Studieren.
Weltweite Kritik an Taliban
Ausschluss von Frauen aus Unis in Afghanistan
Knapp eineinhalb Jahre sind die Taliban in Afghanistan wieder an der Macht. Mit der Verbannung von Frauen aus den Universitäten setzen sie den Ausschluss der weiblichen Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben fort.

Der Ausschluss von Frauen aus den Universitäten in Afghanistan sorgt weltweit für Kritik. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich zutiefst beunruhigt über die Anordnung der herrschenden Taliban vom Dienstag, der weiblichen Bevölkerung den Zugang zur höheren Bildung zu verwehren. Auch die EU, die USA sowie deutsche UN-Vertreter kritisierten die Entscheidung.

Guterres erklärte, die Maßnahme der radikalislamischen Taliban habe verheerende Auswirkungen auf die Zukunft des Landes. Der UN-Generalsekretär forderte die international nicht anerkannten Behörden auf, den gleichberechtigten Zugang zu Bildung auf allen Ebenen für Frauen und Mädchen zu gewährleisten.

Zuvor hatten die Taliban am Dienstag angekündigt, Studentinnen den Besuch von Universitäten zu verwehren. Wie der Sender Tolo News berichtete, wurde eine entsprechende Anweisung vom Bildungsministerium veröffentlicht.

Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat den Entschluss der Taliban in Afghanistan scharf kritisiert. Indem die Taliban die Zukunft von Mädchen und Frauen zerstörten, hätten sie entschieden, die Zukunft ihres Landes zu zerstören, erklärte Baerbock auf Twitter. Doch auch wenn die Taliban Frauen unsichtbar machen wollten, hätten sie damit keinen Erfolg, betonte die Ministerin. Die Welt behalte sie im Auge.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell reagierte empört. Die EU verurteile die Entscheidung der Taliban aufs Schärfste, erklärte er auf Twitter. Er sprach von einem "weltweit einzigartigen Schritt", der die Rechte der Afghaninnen und Afghanen verletze.

Auch US-Außenminister Antony Blinken kritisierte den Ausschluss von Frauen aus den Universitäten. Solange die Taliban nicht die Rechte der ganzen afghanischen Bevölkerung respektierten, könnten sie kein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft werden, sagte er in Washington.

Kritik kam auch von dem deutschen Diplomaten Markus Potzel. Der stellvertretende UN-Sondergesandte für Afghanistan rief die Männer in dem Land dazu auf, der zunehmend restriktiven Frauenpolitik des Taliban-Regimes zu widersprechen. Das Universitätsverbot, zeige "einmal mehr die Verachtung einer kleinen Minderheit der Taliban für gebildete Frauen", sagte Potzel dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Es sei jetzt vor allem auch an den Männern, gegen diese Politik zu opponieren.

Der Norwegische Flüchtlingsrat prangerte den Taliban-Beschluss ebenfalls an. Die Schließung der Universitäten sei ein gigantischer Schritt in die falsche Richtung, der die Zukunft des Landes zerstören werde, sagte der Landesdirektor der Hilfsorganisation, Neil Turner.

Leere Versprechen der Taliban

Nach dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan hatten die radikalislamischen Taliban im August 2021 wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Zunächst versprachen sie einen gemäßigteren Kurs und die Achtung der Rechte von Frauen und Mädchen. Doch das Regime verschärft seine Politik immer mehr und verbannt Frauen zunehmend aus dem öffentlichen Leben. Das Taliban-Regime wird international nicht anerkannt.

Bereits während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 hatten die Taliban Frauen grundlegende Rechte wie den Zugang zu Bildung verwehrt. Vereinzelt gibt es immer wieder kleinere Proteste von Aktivistinnen gegen die Politik der Taliban.

Freilassung eines deutschen Entwicklungshelfers

Ein vor rund vier Monaten in Afghanistan festgenommener deutscher Entwicklungshelfer ist nach WDR-Recherchen wieder frei. Der Mann sei im Sommer von den Taliban festgesetzt und vor wenigen Tagen freigelassen worden, berichtete die "Tagesschau" am Mittwoch online.

Der Deutsche sei für eine evangelische Hilfsorganisation tätig gewesen, hieß es in dem Bericht weiter. Die radikalislamischen Taliban hätten ihm vorgeworfen, für das Christentum missioniert zu haben. Eine entscheidende Rolle bei der Befreiung soll den Recherchen zufolge der Bundesnachrichtendienst (BND) gespielt haben. Über eine Gegenleistung war zunächst nichts bekannt. Der Freigelassene soll sich in einem guten gesundheitlichen Zustand befinden.