documenta-Chefin Schormann muss gehen

documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann vor großer Bühne
© epd-bild/Andreas Fischer
Die Generaldirektorin der internationalen Kunstausstellung documenta in Kassel ist am Wochenende abberufen worden. Die Antisemitismusvorwürfe gegen ein zunächst ausgestelltes Kunstwerk belasteten die weitere Arbeit. (Archiv-Bild von der Eröffnung)
Kunst & Antisemitismus-Eklat
documenta-Chefin Schormann muss gehen
Vor dem Hintergrund des Streits um antisemitische Motive auf der documenta in Kassel wird die Generaldirektorin Sabine Schormann abberufen. Nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrats am Freitagabend suche man jetzt nach einer Interimslösung für die Leitung der internationalen Kunstschau.

Man habe einvernehmlich mit Schormann beschlossen, ihren Geschäftsführervertrag kurzfristig aufzulösen,  eilten der Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) und Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) am Samstag mit.

Die Präsentation des Bildes "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit seiner antisemitischen Bildsprache habe eine "klare Grenzüberschreitung" dargestellt, hieß es. "Es ist nach Auffassung des Aufsichtsrates essenziell, diesen Vorfall zeitnah aufzuklären, Schlussfolgerungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse für den Umgang mit antisemitischen Vorgängen im Kultur und Kunstkontext zu ziehen und weiteren Schaden für die documenta abzuwenden", teilten die Gesellschafter der Weltkunstausstellung weiter mit.

Weiteren "Hinweisen auf mögliche antisemitische Bildsprache und Beförderung von israel-bezogenem Antisemitismus" auf der documenta solle unter Hinzuziehung von Wissenschaftlern nachgegangen werden. Auch soll es eine Untersuchung der internen Abläufe und Verantwortlichkeiten geben. Der Aufsichtsrat wendet sich zugleich gegen eine pauschale Verurteilung der Weltkunstausstellung: Man werbe dafür, "die documenta fifteen, als erstmalige documenta kuratiert aus dem Blick des sogenannten 'globalen Südens' mit über 1.500 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern, auch in ihrer Gesamtheit und Einzigartigkeit zu bewerten".

Das Wimmelbild "People's Justice" war wenige Tage nach der Eröffnung der documenta zunächst mit Tüchern verhängt und kurz darauf auf Beschluss des documenta-Aufsichtsrates aus der Kunstschau entfernt worden. Der Vorfall löste massive Kritik aus.