TV-Tipp: "Eine Liebe für den Frieden"

Fernseher vor gelbem Hintergrund
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16. Juni, 3sat, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Eine Liebe für den Frieden"
"Mr & Mrs Nobel" heißt das Theaterstück von Esther Vilar, das dem Drehbuch zum Film "Eine Liebe für den Frieden" von Rainer Berg zugrunde liegt.

Der Titel verdeutlicht schon den fiktionalen Charakter der Geschichte: Die beiden Hauptfiguren Bertha von Suttner und Alfred Nobel sind selbstredend authentisch, und ihre Lebenswege haben sich gekreuzt, weil die spätere Schriftstellerin vorübergehend die Privatsekretärin des Dynamit-Erfinders war. Gleichfalls verbürgt ist eine ausführliche Korrespondenz. Sollten die beiden jedoch tatsächlich mehr als bloß Bewunderung für einander gehegt haben, so ist darüber zumindest nichts bekannt.

Aus Sicht des TV-Publikums aber sind derlei Details ohnehin nebensächlich. Mit Nobel verbinden die meisten Menschen immerhin die von seiner Stiftung verliehenen Preise, aber Bertha von Suttner ist exakt gut Jahre nach ihrem Tod eine typische Straßenschildprominenz: Vielerorts sind Straßen, Plätze und Schulen nach ihr benannt, doch kaum jemand wird wissen, womit sie diese Ehre verdient hat. Allein der Tatsache, dass ARD und ORF dies vor einigen Jahren geändert haben ("Eine Liebe für den Frieden" ist eine Wiederholung aus dem Jahr 2014) und der österreichischen Pazifistin mit ihrer Koproduktion ein filmischen Denkmal setzen, gebührt Respekt.

 

Davon abgesehen lebt das Drama, das insgeheim eine unerfüllte Romanze ist, von den beiden Hauptdarstellern: Birgit Minichmayr und Sebastian Koch sind eine grandiose Kombination. Die beiden herausragenden Schauspieler haben allerdings nur wenige gemeinsame Szenen, was den Reiz des Films sogar noch erhöht, zumal sich Bergs Drehbuch auf raffinierte Weise zunutze macht, dass das Paar im Grunde auf unterschiedlichen Seiten steht: Bertha hatte während des Russisch-Türkischen Krieges mit eigenen Augen gesehen, welche verheerenden Verletzungen Soldaten durch Alfreds Sprengstoff davontrugen. Der als Kriegstreiber angefeindete Nobel wiederum wehrt sich mit dem Argument, er sei nicht verantwortlich dafür, was die Menschen mit seiner Erfindung machten. Gerade Koch imponiert durch sein doppeltes Spiel: weil er mit großer emotionaler Intensität vermittelt, wie sehr sich Alfred zu Bertha hingezogen fühlt, während er äußerlich den Schein wahren muss, schließlich ist sie eine verheiratete Frau. 

Der Rest ist historisches Drama, das zwar vortrefflich ausgestattet ist (Florian Reichmann), aber auch darunter leidet, dass der Dritte im Bunde naturgemäß nicht Kochs Ausstrahlung haben darf (Regie: Urs Egger): Während ihrer Zeit als Gouvernante im Haus des Wiener Industriellen von Suttner verliebt sich Bertha in den deutlich jüngeren Arthur (Philipp Hochmair). Als seine Eltern davon erfahren, vermitteln sie ihr die Stelle bei Nobel. Kurz drauf holt der Geliebte sie zurück nach Wien, das Paar heiratet in aller Stille, Arthur wird enterbt. Die Eheleute verbringen acht Jahre im Kaukasus, wo sich die von Alfred zur Schriftstellerei ermunterte Bertha tatsächlich einen Namen macht. 1889 wird sie durch ihren pazifistischen Roman "Die Waffen nieder!" nicht nur berühmt, sondern auch zur bekanntesten Vertreterin der ausgerechnet vom vermögenden Sprengstoff-Entdecker finanziell unterstützten Friedensbewegung.  

Trotzdem hat Koch die interessantere Rolle, denn er verkörpert den schwedischen Chemiker als etwas eigenbrötlerischen, aber charmanten Kauz, der seine Freizeit gern in einem Sarg verbringt; seine unerfüllte Liebe, über die ihn auch eine Liebschaft mit einem Wiener Blumenmädchen (Yohanna Schwertfeger) nicht hinwegtröstet, macht ihn erst recht sympathisch.