"Dialogprogramme helfen gegen Terrorismus"

Erzbischof Panti Filibus Musa aus Nigeria
© epd-bild / Thomas Lohnes
Seit Mai 2017 ist Musa Panti Filibus aus Nigeria Präsident des Lutherischen Weltbundes.
Lutheraner-Präsident Musa
"Dialogprogramme helfen gegen Terrorismus"
Nigeria ächzt unter dem Terrorismus. Erzbischof Musa, Präsident des Lutherischen Weltbundes, sieht die Regierung seines Landes in der Pflicht. Die Kirchen setzten sich bereits stark für den Zusammenhalt der Gesellschaft ein, sagte er in Stuttgart.

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Erzbischof Panti Filibus Musa, sieht die Regierung seines Heimatlands Nigeria in der Pflicht, Terroristen wirkungsvoller zu bekämpfen. "UN-Resolutionen helfen nicht, es braucht konkrete Aktionen gegen den internationalen Terrorismus", sagte Musa am Mittwoch in Stuttgart vor Journalisten. Bei einer Terrorattacke am Pfingstsonntag auf eine katholische Kirche in der nigerianischen Stadt Owo waren insgesamt 40 Menschen umgekommen.

Musa wies darauf hin, dass sich die Kirchen in Nigeria verstärkt für Friedensprogramme und den Dialog mit Muslimen einsetzten. Ein geeintes Land gebe das Signal an die Terroristen, dass man an einer gesellschaftlichen Spaltung nicht interessiert sei.

Positiv sieht Musa in seinem Land die Bereitschaft verschiedenster Akteure, sich für den Zusammenhalt einzusetzen. Nigeria sei heute nur eine Nation, weil es mehr Gutwillige und Gottesfürchtige gebe als solche, die zerstören wollen - "andernfalls wäre das Land schon längst untergegangen", sagte er.

Musa kritisiert ungleiche Verteilung von Impfstoffen

Scharfe Kritik übte der LWB-Präsident an der international ungleichen Verteilung von Covid-Impfstoffen. Dadurch verzögere sich die Überwindung der Krankheit, außerdem würden Mutationen des Corona-Virus begünstigt. Da alle Gesellschaften weltweit miteinander verbunden seien, gebe es im Falle neuer Virusvarianten keine "Komfortzone", warnte Musa.

Zur Situation der Kirchen in Deutschland mit ihren sinkenden Mitgliederzahlen sagte der afrikanische Theologe, das Wachstum der Kirchen liege nicht in menschlicher Hand. Der Trend könne sich auch in europäischen Ländern eines Tages wieder umkehren. "Vielleicht wird Deutschland in Zukunft wieder ein christliches Land, in dem jeder zur Kirche gehört", äußerte Musa.

Der lutherische Theologe startete in der baden-württembergischen Landeshauptstadt seine zehntägige Deutschlandreise mit Stationen in Berlin, Wittenberg, Hamburg, Schwerin und dem niedersächsischen Hermannsburg. Der nigerianische Theologe ist seit 2017 Präsident des Lutherischen Weltbundes, einer weltweiten Gemeinschaft von rund 150 Kirchen mit mehr als 77 Millionen Mitgliedern. Empfangen wurde er zum Auftakt vom württembergischen Landesbischof und deutschen LWB-Vorsitzenden, Frank Otfried July.