Neuer lutherischer Erzbischof in Russland

Stillleben mit Bischofsmütze
© epd-bild/Annette Zoepf
Die Generalsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland hat am Mittwoch Wladimir Proworow zum Erzbischof gewählt (Symbolbild).
Nachfolger von Dietrich Brauer
Neuer lutherischer Erzbischof in Russland
Die Lutheraner in Russland haben einen neuen Erzbischof. Die Generalsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland (ELKR) habe am Mittwoch, 8. Juni, Wladimir Proworow zum Erzbischof gewählt.  Das teilte das Gustav-Adolf-Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in Leipzig mit.

Den Angaben zufolge war Proworow zuvor Stellvertreter des bisherigen Erzbischofs Dietrich Brauer. Dieser sei nach Deutschland ausgereist und kurz vor der Synodensitzung von seinem Amt zurückgetreten.

Nach Angaben des Gustav-Adolf-Werks hat Brauer, ein Russlanddeutscher, Russland bereits im März verlassen. Er sei zuvor von staatlichen Stellen aufgefordert worden, die russische "Spezialoperation" in der Ukraine öffentlich gutzuheißen. Der Theologe hatte nach dem Angriff auf die Ukraine in einer Predigt scharfe Kritik an der russischen Staatsführung geübt und den Krieg verurteilt. Im März war er mit seiner Familie nach Deutschland geflohen, weil er nach eigenen Angaben Repressalien ausgesetzt war.

Proworow ist den Angaben zufolge bislang als Propst der Propstei Wolga-Kama und Pfarrer der Mariengemeinde in Uljanowsk tätig. Die Generalsynode der Lutheraner war in der Petrikirche in St. Petersburg zu ihrer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, um die Leitung der Kirche neu zu bestimmen. Die in der Sowjetzeit zwischenzeitlich zum Schwimmbad umgebaute Kirche am Newski Prospekt war früher Sitz des Erzbischofs der Lutheraner. Zum Stellvertreter des neuen Erzbischofs wählte die Generalsynode den Angaben zufolge Pastor Anton Tichomirow, Rektor des Theologischen Seminars in St. Petersburg.

Die evangelisch-lutherische Kirche ist neben der orthodoxen Mehrheitskirche eine konfessionelle Minderheit in Russland. Ihre rund rund 170 Gemeinden mit etwa 15.000 Mitgliedern haben oftmals deutsche oder baltische Wurzeln. Zu Zeiten der Sowjetunion wurden evangelische Kirchen enteignet und zweckentfremdet.