Wüst befürwortet Unterstützung der Ukraine

Dorothee Wüst
© epd-bild/Jens Schulze
Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.
Lorenz ruft Synode zu Mut auf
Wüst befürwortet Unterstützung der Ukraine
Die Pfälzer Kirche müsse sich notwendigen Veränderungen stellen, appellierte Synodalpräsident Hermann Lorenz zum Synodenauftakt. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst verteidigte in ihrem Bericht die Absage von Gottesdiensten in der Corona-Pandemie.

Zum Auftakt der digitalen Frühjahrstagung der pfälzischen Landessynode hat Synodalpräsident Hermann Lorenz die Evangelische Kirche der Pfalz zu mutigem Handeln angesichts notwendiger Veränderungen aufgerufen. Es sei unabdingbar, wie in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen, bis zum Jahr 2028 über elf Millionen Euro einzusparen, sagte Lorenz am Mittwoch in Speyer. "Wir dürfen nicht nach dem Motto handeln: Nach mir die Sintflut", sagte Lorenz.

Vor allem das geplante Gesetz zur effizienteren Nutzung kirchlicher Gebäude werde das äußere Bild der Kirche entscheidend verändern, sagte Lorenz. Es müssten Gebäude und möglicherweise auch Kirchen aufgegeben werden. Der Istzustand sei nicht zu halten. Das werde der Synode sicher nicht nur Lob einbringen. Aber die Synodalen seien der ganzen Kirche und nicht Einzelinteressen verpflichtet.

In ihrem Bericht vor der Synode verteidigte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst noch einmal das von vielen kritisierte Aussetzen von Gottesdiensten zu Beginn der Corona-Pandemie. Der Schutz des von Gott geschenkten Lebens habe an erster Stelle gestanden, "weil es unserem Glauben entspricht", sagte Wüst in einer Bilanz ihrer ersten 439 Amtstage.

Die Kirche müsse sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, während der Pandemie nicht genug für jene Menschen in Krankenhäusern und Altenheimen dagewesen zu sein, die ohne die Begleitung Angehöriger starben, sagte die Kirchenpräsidentin. In dieser Frage habe die Kirche einen Lernprozess durchgemacht.

Wüst würdigt Engagement für Flüchtlinge

Die Kirchenpräsidentin sprach sich für die Unterstützung der Ukraine aus. Sie zolle allen Menschen Respekt, die sich für Ukrainerinnen und Ukrainer engagierten. Bei militärischer Hilfe stehe jedoch immer das Risiko einer Eskalation im Raum. "Wir befinden uns auf einer Gratwanderung, auf der keine Entscheidung ohne Schuld zu haben ist." Langfristig könne nur Deeskalation das Ziel sein. "Waffen können nie Grundlage für echten Frieden sein."

Wüst betonte beim Thema Missbrauch die Null-Toleranz-Strategie der pfälzischen Landeskirche. Zwar habe die Kirche Schuld auf sich geladen. Sie könne jetzt aber zeigen, dass sie nichts verdrängen oder vertuschen wolle. Betroffene würden gehört und geschützt, Behörden unverzüglich eingeschaltet und Täter verfolgt. Dazu kämen Präventions- und Schutzkonzepte.

Die Kirchenpräsidentin sprach sich gegen vorschnelle öffentliche Reaktionen von Kirchenvertretern aus. Zwar müssten Medien so genutzt werden, dass Menschen die Kirche wahrnähmen. Gerade bei ethisch schwierigen Fragestellungen verböten sich aber einfache Urteile.

In einem Grußwort an die Synode bezeichnete der Speyerer Domkapitular Franz Vogelgesang den Rücktritt von Andreas Sturm als Generalvikar des Bistums Speyer und seinen Übertritt zur Altkatholischen Kirche als konsequent und mutig. Die Entscheidung Sturms sei ein schwerer Tag für das Bistum gewesen, sagte Vogelgesang. Der Titel von Sturms geplantem Buch "Ich muss raus aus dieser Kirche, weil ich Mensch bleiben will" mache sehr viel deutlich.

Der Rücktritt sei eine weitere Facette der Krise der katholischen Kirche, deren Wirkung und Folgen noch nicht ermessen werden könnten, sagte Vogelgesang. Die Reaktionen im Bistum reichten von Respekt und Dank über Trauer und Enttäuschung bis hin zu Ärger und Wut. Viele fühlten sich von Sturm alleine zurückgelassen. Er selbst werde in der römisch-katholischen Kirche bleiben, sagte Vogelgesang. Die Kirche müsse sich jedoch ändern.

Landessynode tagt bis Samstag

Am Donnerstag will Kirchenpräsidentin Wüst auf der Synode einen Diskurs über die Zukunft der Landeskirche anstoßen. Zudem wollen die Synodalen über ein Gesetz zur effizienteren Nutzung der Kirchengebäude beraten.
Die Synode tagt bis Samstag. Sie will sich neben der Finanzplanung unter anderem mit friedensethischen Fragen angesichts des Ukrainekrieges befassen.

Die Landessynode ist die kirchliche Volksvertretung. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an.