Geteilte CO2-Kosten, geteilte Meinungen

Heizkörper mit Thermostat
© epd-bild/Heike Lyding
Der Diakonie-Experte Michael David begrüßt das CO2-Kosten-Stufenmodell der Bundesregierung: "Es ist eine große Innovation, dass Vermieter bei der Bezahlung der Energiekosten ins Boot geholt werden."
Reaktionen auf Stufenmodell
Geteilte CO2-Kosten, geteilte Meinungen
Ab 2023 sollen CO2-Kosten zwischen Mietern und Vermietern aufgeteilt werden. Dazu hat die Bundesregierung ein Modell entworfen, das sich vor allem an der Energiebilanz des Gebäudes orientiert. Verbände und Organisationen sind geteilter Meinung.

Das von der Bundesregierung beschlossene Stufenmodell zur Teilung von CO2-Kosten in Wohngebäuden ruft gemischte Reaktionen hervor. Während sich die Diakonie sowie die Deutschen Energie-Agentur (dena) erfreut über die Kostenteilung zwischen Mietern und Vermietern zeigen, üben unter anderem die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Deutsche Mieterbund (DMB) Kritik an dem Modell. "Mieterinnen und Mieter müssen sich sogar noch in den schlechtesten Gebäudeklassen am CO2-Preis beteiligen. Das geht vollkommen am Problem vorbei", kritisierte Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Die Kosten müssten vollständig auf die Vermieterinnen und Vermieter umgelegt werden, fordert sie.

Das Stufenmodell sieht eine zielgenaue Berechnung eines Anteils der CO2-Kosten von Mietern und Vermietern vor und orientiert sich dabei an der Energiebilanz des jeweiligen Wohngebäudes. Je schlechter die Bilanz des Gebäudes ausfällt, desto höher ist der zu zahlende Anteil des Vermieters. Ziel des Modells ist, einen Anreiz für eine energetische Sanierung zu schaffen und gleichzeitig den Energieverbrauch zu senken.

Der Diakonie-Experte Michael David begrüßt das Stufenmodell der Bundesregierung. "Es ist eine große Innovation, dass Vermieter bei der Bezahlung der Energiekosten ins Boot geholt werden", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei richtig, die wachsenden Kosten für Mieterinnen und Mieter auszugleichen und diese somit zu entlasten.
Aus der Beratungspraxis wisse er, dass gerade Menschen mit geringem Einkommen oft in sehr schlechtem Wohnraum wohnten und deswegen sehr hohe Energiekosten tragen müssten: "Sie trifft jede Energiepreissteigerung sehr stark", sagte David.

Weil das Modell erst ab 2023 greife, bürde die Bundesregierung mit ihrem Beschluss insbesondere denen, die in schlecht sanierten Gebäuden wohnen und wenig an ihrem Verbrauch ändern können, weiter Kosten auf, kritisierte der DMB-Präsident Lukas Siebenkotten. Dies seien häufig Menschen, die wenig Geld zur Verfügung hätten. "Die Mieterinnen und Mieter dort allein zu lassen, ist nicht nachvollziehbar", sagte Siebenkotten. Der Beschluss zeuge von wenig Fingerspitzengefühl der Bundesregierung.

Genauso wie der Diakonie-Experte David äußerte sich hingegen auch der Vorsitzende der dena, Andreas Kuhlmann, mit Blick auf das beschlossene Modell positiv: "Die nun gefundene Regelung wird den Herausforderungen im Gebäudebereich gerecht und schafft eine faire Lastenteilung zwischen Mietern und Vermietern." Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiepreisentwicklung leiste es einen wichtigen Beitrag zur sozialen Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen.

Das Modell sei keine faire Lösung, kritisierte der Präsident der Vermieterverbundes Haus & Grund, Kai Warnecke. "Statt der Aufteilung sollte ein Pro-Kopf-Klimageld aus den Einnahmen der CO2-Bepreisung finanziert werden", forderte er. Einkommensschwache Mieter und Selbstnutzer würden so am effektivsten entlastet und der CO2-Preis könnte seine volle Wirkung entfalten.