Die Kirche mit Anhängerkupplung

Kirche im Schäferwagen beim Gottesdienst
© Zimmerei und Schreinerei Stark GmbH
Die gelbe Schäferwagenkirche macht jeden beliebigen Platz zum Gottesdienstort.
Schäferwagen für Gottesdienste
Die Kirche mit Anhängerkupplung
Schäferwagenkirchen sind im Fränkischen Seenland "in". Das Model in Weißenburg hat Fahrzeugpapiere, in denen tatsächlich "Kirche" eingetragen ist.

Es begann vor wenigen Jahren mit eine fixen Idee am Altstadtfest in Weißenburg. Die Gottesdienste, die bisher mit einer der geliehenen Schäferwagenkirchen gefeiert worden waren, hatten Begehrlichkeiten geweckt. „Die Jugendlichen wollten eine eigene bauen“, erinnert sich Dekanin Ingrid Gottwald-Weber. Der Wunsch stieß auf offene Ohren in den Gremien des evangelischen Dekanats Weißenburg.

Die Kirchengemeinden Weißenburg, Pleinfeld und die in der Pfarrei Felchbachtal versammelten Gemeinden erklärten sich bereit, das Projekt zusammen weiter zu verfolgen. Da das „Selbst-Bauen“ dann doch die Fähigkeiten von Laien überstieg, nahm man Kontakt auf mit Bernd Wonner, der eine Schäferwagen-Manufaktur in Hainsfahrt hat. 

Wenige Handgriffe - Gottesdienst kann beginnen

Mit wenigen Handgriffen ist der Wagen geöffnet und macht jeden beliebigen Platz zum Gottesdienstort. Macht man die zweiflügelige Tür der Vorderseite auf, erscheint ein Altar mit einem Bild des Guten Hirten, das der Weißenburger Künstler Hermann Sturm gestaltet hat. Rechts hängt das Seil, mit dem die Glocke geläutet werden kann. „Die durfte nicht allzu hoch angebracht werden, schließlich muss der Wagen ja auch mal unter einer Unterführung durchgezogen werden“, stellt Helmut Erdmannsdörfer fest.

Schäferwagenkirchen gibt es im Fränkischen Seenland schon eine Weile. Das Model in Weißenburg hat Fahrzeugpapiere, in denen tatsächlich "Kirche" eingetragen ist.

Das Kirchenvorstandsmitglied ist gleichzeitig Vorsitzender der Stiftung St. Andreas in Weißenburg, die den Großteil der rund 30.000 Euro Kosten für das Kirchlein gespendet hat. Zwei Förderprojekte der evangelischen Landeskirche und aus den Töpfen für Tourismus und Volksmission ermöglichten die restliche Finanzierung.

Macht man die zweiflügelige Tür der Vorderseite auf, erscheint ein Altar mit einem Bild des Guten Hirten, das der Weißenburger Künstler Hermann Sturm gestaltet hat.

Einen Schrank für den gemütlichen Raum gegenüber des Altars hat Schreiner Wener Knorr aus dem benachbarten Weiboldshausen gebaut und gespendet. Auf den Bänken rechts und links finden jeweils vier bis fünf Personen Platz. „Eigentlich ist er aber dafür gedacht, sich auch mal mit jemandem zum Gespräch zurückzuziehen. Ob aus seelsorgerischen oder organisatorischen Gründen“, sagt Dekanin Ingrid Gottwald-Weber.

Dekanin Ingrid Gottwald-Weber in der Schäferwagenkirche von Weißenburg.

Die Kirchengemeinde Ettenstatt, Teil der Felchbachtaler Pfarrei, hat außerdem den alten Weiboldshausner Spritzenanhänger erworben und umbauen lassen. So können mit der Schäferwagenkirche zugleich 80 Klappstühle und weitere Ausstattung mitgeführt werden. Das Ensemble stellt die Spedition Hueber aus Pleinfeld, die dritte im Bunde der an der Projektplanung beteiligten Gemeinden, in ihren Hallen unter.

Ein Blick auf den Terminplan der Schäferwagenkirche zeigt, dass die Nachfrage bereits groß ist. Sie war im Sommer beim jährlichen „Felchbachtalgottesdienst“ und einige Sonntage am Strand von Allmansdorf bei Andachten mit dabei, bei einer Taufe und bei der Kinderbibelwoche am Kirchplatz vor der Weißenburger Andreaskirche.

Mal davon abgesehen, dass mithilfe des Kirchleins nun quasi überall Gottesdienst gefeiert werden kann und man nahe an die Menschen herankommt, sieht die Dekanin noch einen weiteren Pluspunkt: „Wir bleiben nicht in unserer eigenen Blase, sondern schaffen eine Verbindung auch zu eher Kirchenfernen“, meint Gottwald-Weber.

Auch der Tourismusverband Fränkisches Seenland habe bereits signalisiert, die Schäferwagenkirche mit in die Programme einzubeziehen. Neben Gottesdiensten im Grünen könne man mit ihr auch auf Messen, Märkten oder Volksfesten bildungs- und spirituelle Angebote an ungewöhnlichen Orten bieten.