TV-Tipp: "Mirage - Gefährliche Lügen" 15. August, ZDF, 22.15 Uhr

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15. August, ZDF, 22.15 Uhr
TV-Tipp: "Mirage - Gefährliche Lügen" 15. August, ZDF, 22.15 Uhr
Das ZDF hat mit internationaler Zusammenarbeit ausgezeichnete Erfahrungen gemacht; die vielen Koproduktionen mit Sendern aus Skandinavien haben das Etikett "Nordic Noir" zu einem Qualitätssiegel gemacht. Mit "Mirage" haben die Mainzer einen weiteren Weg dieser Art eingeschlagen.

Die sechsteilige Serie, im ZDF heute und an den kommenden Sonntagen als dreiteiliger Fernsehfilm ausgestrahlt, war bei der TV-Premiere im letzten Jahr das erste Ergebnis der "European Alliance", einer gemeinsamen Einrichtung von ZDF, France Télévisions und der italienischen RAI. Die Produktion orientiert sich an internationalen Sehgewohnheiten; Maßstab ist nicht die klassische öffentlich-rechtliche Serie, sondern das Niveau der Streaming-Dienste.

Dazu passt auch die Geschichte. Der Prolog spielt in Thailand: Die Französin Claire (Marie-Josée Croze) verliert in den Wirren des Tsunamis die Liebe ihres Lebens. 15 Jahre später ist die Spezialistin für Cyber-Sicherheit mit einem deutschen Koch verheiratet. Lukas (Hannes Jaenicke) will in Abu Dhabi ein Restaurant eröffnen, Claire in den Diensten eines einheimischen Geschäftsmanns endlich die Vergangenheit hinter sich lassen: Sie wird für eine Katastrophe im kasachischen Kernkraftwerk ihres früheren französischen Arbeitgebers verantwortlich gemacht. Als sie in einem Lokal den vermeintlich verstorbenen Gabriel (Clive Standen) sieht, glaubt sie zunächst an eine Halluzination, doch die Bilder der Überwachungskamera lassen keinen Zweifel: Der Vater ihres 15jährigen Sohnes lebt, und er braucht ihre Hilfe, um die Sabotage eines Forschungsreaktors in der Wüste zu verhindern.

Clever kombiniert das Drehbuch fortan eine spannende Rahmenhandlung mit den Emotionen der Protagonisten. Gabriel, so stellt sich raus, ist damals auf Claire angesetzt worden; er hat seinen Tod vorgetäuscht, um sie zu schützen. Prompt ist die Französin hin und her gerissen zwischen der alten und der neuen Liebe. Der zunehmend eifersüchtige Lukas hat als Dritter im Bunde die schlechtesten Karten, und das gilt auch für Hannes Jaenicke, der die Rolle im Wesentlichen auf grimmige Blicke reduziert und leider auch kein guter Synchronsprecher seiner selbst ist.

Während sich das Gefühlskarussell ein bisschen im Kreis dreht, ist die Thriller-Ebene umso abwechslungsreicher: Ein offenbar von russischen Oligarchen gesteuertes Konsortium will verhindern, dass die Franzosen mit einer innovativen Energiequelle die Abhängigkeit vom Öl beenden. Eine nordamerikanische Terrororganisation namens Asgard soll mit Hilfe eines Maulwurfs eine Kernschmelze verursachen; der Super-Gau würde Hunderte Menschenleben kosten. Gabriel bittet Claire, sich an den Verräter ranzumachen und seine Fingerabdrücke zu besorgen; kein Wunder, dass Lukas zunehmend misstrauisch wird.

Zwischendurch gibt es immer wieder Kampfszenen und Verfolgungsjagden, die der Kanadier Louis Choquette auch dank einer ziemlich dynamischen Bildgestaltung (Ronald Plante) sehr ordentlich inszeniert hat. Die ausgezeichnete rockige Elektronikmusik (Christian Clermont) hat Kinoqualität und wirkt in ihrer Rasanz stellenweise fast eine Nummer zu groß. Die Hochglanzoptik ist zwar erlesen, aber die Serie ergötzt sich etwas zu oft an den Schauplätzen. Auf der Suche nach Gabriel lässt sich Claire von einem sympathischen syrischen Taxifahrer (Chadi Alhelou, vorzüglich synchronisiert von Tayfun Bademsoy) durch die Stadt kutschieren; ein perfekter Vorwand, um sämtliche Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Die Skyline von Abu Dhabi ist spektakulär, aber einige Szenen wirken, als hätten die Produzenten die Drehgenehmigungen etwa im Louvre von Abu Dhabi auch richtig auskosten wollen. Sehr sparsam und dennoch wirkungsvoll ist dagegen der Auftakt in Thailand: Die Bilder zeigen Claire, die zum Fenster rausschaut, als die Monsterwelle heranrauscht. Auf diese Weise spiegeln sich in der Scheibe schemenhaft umknickende Palmen und ein einstürzendes Haus, während die Kamera gleichzeitig Claires entsetzte Reaktion einfängt.

Der Unterschied zu einer rein deutschen TV-Produktion zeigt sich jedoch nicht nur im Aufwand; einige Markennamen werden ungewohnt prominent in den Vordergründig gerückt. Seltsam auch, dass sich die reifen Frauen aus dem Westen ausgerechnet in einem muslimischen Land öffentlich zum Teil recht offenherzig und ohne BH zeigen. Synchronformulierungen wie "Ich schnall’ nicht ganz, was du meinst" oder "Nicht von schlechten Eltern" klingen zudem recht altbacken.