Schaut hin: Vielfalt des Glaubens in digitaler Gemeinschaft erleben

Schaut hin: Vielfalt des Glaubens in digitaler Gemeinschaft erleben
Der Ökumenische Kirchentag 2021 zeigt den Reichtum evangelischer, freikirchlicher, katholischer und orthodoxer Gemeinschaften. Dass er trotz Corona-Pandemie überwiegend digital gefeiert wird, ist eine großartige Leistung, kommentiert Markus Bechtold, evangelisch.de-Portalleiter.

Ich hatte mich schon lange darauf gefreut, auf dem Ökumenischen Kirchentag 2021 mit Menschen unterschiedlicher Konfessionen ins Gespräch kommen zu können. Mit den Besucher:innen ändert sich auch stets das Antlitz einer Stadt. Mit ihnen kommen neue Gedanken, Gespräche, Hoffnungen, Freuden und Lieder.

Das passt zum Ort: Frankfurt ist eine Stadt der Vielfalt der Religionen. Egal, was man als Mensch glaubt oder wer man ist, alle gehören dazu. Die christlichen, jüdischen, muslimischen Einwohner:innen, in Frankfurt lebende Buddhisten, Hindus, Sikh, Baha‘i , sie alle kommen aus 180 Ländern der Welt und verleihen ihrem Glauben in mehr als 150 Gemeinden aus über 50 Glaubensrichtungen Ausdruck. Die Brücken, die auf dem Ökumenischen Kirchentag gebaut werden sollen, sind vielerorts in der kleinen Metropole am Main schon Wirklichkeit.

Viele Menschen suchen auf dem Ökumenischen Kirchentag das Vielgestaltige, das Abwechslungsreiche, das Unbekannte, das dann aber doch durch das persönliche Kennenlernen, durch das gemeinsame Feiern, zu Bekanntem werden kann.

Auf dem ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main im Jahr 2021 lernen wir einander nun auf anderen Wegen kennen. Menschen sitzen vor ihren heimischen Laptops, haben ihr Handy gezückt oder ein Pad auf den Knien und sind noch nicht einmal in der Stadt. Die Gemeinschaft ist so zwar verteilt, aber nicht zerrissen.

So kann man doch gemeinsam den #ÖKT erleben, auch aus Rom, Hannover oder San Francisco: Die Veranstaltenden machen das Beste aus der Situation. Dass der ÖKT21 in einer Zeit, in der Menschen besonders hungrig nach Begegnungen sind, nicht ausfällt, sondern überwiegend dezentral und digital gestemmt wird, ist eine großartige Leistung. Bei Gottesdiensten, Bibelarbeiten, Diskussionen und Mitmachaktionen werden viele Themen aufgegriffen.

Angefangen von Menschenrechten und Hate Speech, Macht und Autorität, der europäischen sozialen Marktwirtschaft, bis hin zum Ansehensverlust der Kirchen und der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Weitere Veranstaltungen widmen sich den Themen Antisemitismus, Friedenssicherung in einer unsicheren Welt, Klimaschutz, der Frage nach dem gemeinsamen Feiern von Abendmahl und Eucharistie sowie der digitalen Kirche und Spiritualität.

Auch wenn der Vatikan noch im März 2021 der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eine klare Absage erteilt hatte, setzte die Aktion #LiebeGewinnt in den vergangenen Tagen deutliche und mutmachende Signale. Was für Protestanten mittlerweile möglich ist, soll auch für Katholiken endlich Normalität werden. Auch auf dem ÖKT wird die Segnung von LSBTIQ-Paaren, für viele ein Herzenswunsch, daher wichtiges Thema sein.

Wir von evangelisch.de werden an allen vier Tagen über den ÖKT21 berichten. evangelisch.de ergänzt am Freitagnachmittag das Rahmenprogramm mit dem Online-Bibliolog, das evangelische Contentnetzwerk "yeet" und das ökumenische "ruach.jetzt"-Netzwerk produzieren ab Samstag gemeinsam einen 24-Stunden-Livestream unter dem Titel "Füreinander". Die Aktion wird die Flüchtlingsinitiative "United4Rescue" unterstützen. Es tut sich was.

Und allen Kritiker:innen des Digitalen zum Trotz sei gesagt: Schaut hin (nach dem Motto des Kirchentags), nehmt digital teil und urteilt dann, aber gebt all dem unbedingt eine Chance. Denn es lohnt sich. Der ÖKT zeigt den Reichtum evangelischer, freikirchlicher, katholischer und orthodoxer Gemeinschaften. Das gilt es über die Feier hinaus in den Lebenswirklichkeitsraum der Menschen hinüberzutragen.