Markus Söder: Die Facetten des evangelischen Fast-Kanzlerkandidaten

Peter Kneffel/dpa
Ministerpräsident und Fast-Kanzlerkandidat Markus Söder ist bekennender Christ und war einmal berufenes Mitglied der bayerischen Landessynode.
Markus Söder: Die Facetten des evangelischen Fast-Kanzlerkandidaten
Dass Markus Söder ein Machtmensch ist, wird keiner bestreiten wollen - vor allem nicht diejenigen, die ihm schon mal in die Quere gekommen sind. Dabei betont Bayerns Ministerpräsident gerne, wie wichtig ihm sein Glaube und christliche Werte sind.

Nun also doch nicht: Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat zurückgezogen. Mehr als eine Woche hatte sich der gebürtige Nürnberger mit dem CDU-Bundesvorsitzenden und nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet ein öffentliches Duell um die Kanzlerkandidatur der Union geliefert. Mit nicht gerade subtilen Verweisen auf gute Umfragewerte hat das "Team Söder" tagelang die Botschaft verbreitet: Die Wahl gewinnt ihr nur mit Markus. Am Dienstag nun zog der ehrgeizige Franke doch zurück und überlässt dem CDU-Chef das Feld.

In der Parteipolitik, auf Landes- und Bundesebene zumal, sind ausgefahrene Ellenbogen keine Seltenheit. Und Söder weiß, wann er seine Ellenbogen ausfahren muss. Er war als Generalsekretär der laute Krawallo für den damaligen CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Er hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in einem ebenfalls öffentlich ausgetragenen Machtkampf aus der bayerischen Staatskanzlei vertrieben - und kurz später auch aus der CSU-Parteizentrale, dem "Franz-Josef-Strauß-Haus". Wenn Söder eines hat, dann Machtinstinkt.

Tägliches Beten, Bibel als Hörbuch im Auto

Aber Söder weiß auch - und wusste schon immer -, wann es genug ist. Er ist ein Meister der Kehrtwenden, des Umdeutens und von Image-Wandeln. Vom lauten CSU-Generalsekretär über den angegrünten Umweltminister zum knallharten Verhandler, der als bayerischer Finanzminister den Länderfinanzausgleich infrage stellte. Und schließlich der sorgende Landesvater, der während eines laufenden Volksbegehrens ein Herz für die Bienen entdeckt, der sich seit Pandemie-Beginn als Macher präsentiert und sich dafür auch vor Klopapier-Stapeln in einer Lagerhalle ablichten lässt.

Dieser machtbewussten Facette steht bei Söder eine andere Seite beinahe schon diametral gegenüber: sein christlicher Glaube, sein geradezu öffentlich gelebtes Evangelischsein. Söder sagt, er bete täglich. Beim Autofahren lege er manchmal die Bibel als Hörbuch ein und auf sein Handy lasse er sich Losungen per Kurznachricht schicken. Als Umweltminister ließ er im Ministerium einen "Raum der Stille" einrichten, spöttisch bald "Söder-Kapelle" genannt. Und im Nürnberger Finanzministerium gibt es im Keller einen "Tresor des Lichts", in dem Söder regelmäßig Momente der Ruhe suchte.

War berufenes Mitglied der Landessynode

Nicht zu vergessen: Söder war auch berufenes Mitglied der Landessynode der bayerischen Landeskirche. Dort dachte der streitbare CSU-Mann gar nicht daran, sich als "Hinterbänkler" einfach in die Sitzungen des Kirchenparlaments zu setzen. Die erste Tagung mit dem Synodalen Söder hatte noch gar nicht begonnen, da langte er öffentlichkeitswirksam hin. Damals übte Markus Söder Kritik am Finanzskandal im Dekanat München und am Investitionsgebaren seiner Kirche. Jesus und seine Jünger hätten schließlich auch "kein Festgeldkonto" gehabt, sagte er.

In den vergangenen beiden Jahren jedenfalls haben sich auch langjährige Söder-Beobachter und selbst seine Weggefährten manchmal verwundert die Augen gerieben. War das noch der Markus Söder, der im Landtagswahlkampf 2018 auch mitunter die rechtspopulistische Karte gespielt hatte? Der kurz nach der Wahl zum Ministerpräsidenten im März 2018 mit seinem umstrittenen Kreuz-Erlass in öffentlichen Dienstgebäuden für Furore gesorgt hatte? Doch auch in der Corona-Krise blitze der alte Söder immer mal wieder auf: der Machtmensch, der andere zurechtweist.

Für Söder war das tagelange Ringen mit Laschet nicht ohne Risiko. Gebetsmühlenartig hat er in den vergangenen Monaten immer wieder betont: "Mein Platz ist in Bayern." Dabei bleibt es vorerst wohl auch.