TV-Tipp: "Väter allein zu Hause: Andreas"

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TV-Tipp: "Väter allein zu Hause: Andreas"
26. Februar, ARD, 20.15 Uhr
In den ersten beiden Filmen der ARD-Reihe "Väter allein zu Hause" ging es um den familiären Rollentausch: Die Väter schmeißen den Haushalt, die Mütter verdienen das Geld; als die Männer in den Beruf zurückkehren wollen, kommt es zu Konflikten. Für die dritte Episode über die vier Wuppertaler Freunde wählte das Autorenduo Jan Martin Scharf und Arne Nolting einen anderen Ansatz.

Timo (Tim Oliver Schultz) sollte als Vater entsorgt werden, weil sich ein Nachfolger in seinem Nest breit gemacht hatte. In der Abschlussgeschichte (Drehbuch: Kirsten Peters) geht es zunächst wie in den ersten Episoden um die Schwierigkeit, nach vielen Familienjahren wieder beruflich Fuß zu fassen, aber das eigentliche Thema ist ein ganz anderes: Andreas (Tobias van Dieken) und sein Ehemann Christian (Steve Windolf) haben nach dem Tod von Christians Schwester das Sorgerecht für deren Tochter Stella übernommen. Nach sieben glücklichen Jahren gerät die Idylle aus heiterem Himmel in Gefahr, als plötzlich Stellas Erzeuger auftaucht.

Der Erzeuger hat durch Zufall von seiner Vaterschaft erfahren, möchte eine gewichtige Rolle im Leben des Kindes spielen und will sein Anliegen zur Not juristisch durchsetzen. Seine Chancen stünden gerade bei einem konservativen Richter ziemlich gut: Samuel (Jerry Kwarteng) ist mit einer Frau verheiratet und hat ein weiteres Kind. Als Afrodeutscher könnte er Stella zudem ungleich besser als Andreas und Christian auf ein Leben mit dunkler Hautfarbe unter lauter Weißen vorbereiten.

Ähnlich wie bei "Timo" legt die Ausgangslage ein Drama nahe, aber auch "Billy Kuckuck"-Schöpferin Peters versteht es ausgezeichnet, das Thema heiter und gefällig zu verpacken, ohne es zu verraten. Während sich der letzte Film voll und ganz auf die Titelfigur konzentrierte, gibt es diesmal eine beinahe gleichwertige zweite Ebene mit Andreas’ Schwester Judith (Felicitas Woll) und ihrem Mann Mark (David Rott): Als beide den Geburtstag ihrer Tochter vergessen, beschließt Mark, sich sterilisieren zu lassen, weil sie offenkundig schon mit einem Kind überfordert sind.

Zwischendurch kommt es noch zu kleinen Einschüben mit den Eltern der beiden Geschwister: Mutter Liselotte (Gitta Schweighöfer) hat Herbert (Dietrich Adam) vor die Tür gesetzt und sich einen anderen angelacht, weil der Gatte sie 30 Jahre lang vernachlässigt hat. Herbert zieht kurzerhand ins Gästezimmer von Andreas und Christian, legt aber Wert darauf, dass Stella ihn nicht Opa nennt, weil er ja nicht ihr richtiger Großvater sei.

Wie die anderen Episoden, so beeindruckt auch "Andreas" durch die mit großer Zuneigung gezeichneten Figuren, die heiteren Dialoge, viele witzige Einfälle sowie die vorzüglichen schauspielerischen Leistungen. Gerade die Szenen von Tobias van Dieken und Steve Windolf mit der jungen Sophia Heinzmann wirken sehr authentisch, zumal Regisseurin Esther Gronenborn – sie hat auch schon "Timo" inszeniert – das Mädchen ausgezeichnet geführt hat.

Großen Anteil am ausgesprochen sympathischen Gesamteindruck des Films hat auch der Verzicht auf Gegenspieler. Selbst Samuel ist ein netter Kerl, der vor allem das Beste für Stella will. Antagonist ist, wenn man so will, ein Tumor: Nach einem im Grunde harmlosen Schulzwischenfall wird bei der medizinischen Untersuchung an Stellas Wirbelsäule ein Gewächs entdeckt. Weil die Operation ein gewisses Risiko birgt, muss Samuel damit einverstanden sein, dass der Tumor entfernt wird, und jetzt rücken die drei Väter des Mädchens endgültig zusammen, zumal Timo, Mark und Gerd (Peter Lohmeyer) krachend dabei scheitern, irgendwelche Flecken auf Samuels weißer Weste zu finden.

Weil das Drehbuch - wie zu erwarten - alle Konflikte zu einem guten Ende führt, scheint die Geschichte des Männerquartetts mit der vierten Episode zu Ende erzählt; vorläufig jedenfalls. Die Filmfiguren könnten sich eine Fortsetzung jedoch gut vorstellen; Gerd schlägt den Arbeitstitel "Working Dads" vor. Die Schlusspointe, mit der das Schicksal Judith und Mark einen echten Streich spielt, legt ohnehin nahe, dass die Turbulenzen zumindest in ihrem Leben noch gar nicht richtig begonnen haben. Die Antwort einer Sprecherin der für die Freitagsfilme im "Ersten" zuständigen ARD-Tochter Degeto macht zumindest Hoffnung: "Eine Fortsetzung ist durchaus vorstellbar."