TV-Tipp: "Der Ranger - Paradies Heimat: Sturm“

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TV-Tipp: "Der Ranger - Paradies Heimat: Sturm“
29. Januar, ARD, 20.15 Uhr
Zum Auftakt der sechsten Folge der Serie "Der Ranger" sorgt ein Sturm für allerhand Turbulenzen - und das nicht nur im Nationalpark Sächsische Schweiz.

Das Muster der ARD-Freitagsfilmreihen ist meist das gleiche. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welchem Beruf die Hauptfiguren nachgehen oder ob es sich um Männer oder Frauen handelt. Ob "Praxis mit Meerblick", "Die Inselärztin", "Billy Kuckuck", "Käthe und ich" oder "Toni, Hebamme, männlich": Stets kümmern sich Held oder Heldin aufopferungsvoll um die Probleme ihrer Mitmenschen, obwohl in ihrem eigenen Leben eine ganze Menge drunter und drüber geht. Bei den 2018 gestarteten Abenteuern von Jonas Waldek (Philipp Danne) als Ranger in der Sächsischen Schweiz kommen als dritte Herausforderungsebene noch die Ereignisse in der Natur dazu. Zum Auftakt der sechsten Folge sorgt ein Sturm für allerhand Turbulenzen, und das nicht nur im Nationalpark, wo der Orkan eine Spur der Verwüstung durch den Wald gezogen hat: Kurz bevor ein Mann (Timo Jacobs) mitten im Unwetter mit einem Gleitschirm vom Großen Zschirnstein springen konnte, ist in seiner unmittelbaren Nähe der Blitz eingeschlagen. Körperlich ist er weitgehend unversehrt, aber sein Gedächtnis ist weg. Jonas findet zwar das Auto des Fremden und weiß nun, dass er Daniel Körner heißt, aber Gattin Nadine (Julia Dietze) überzeugt sich nur kurz, dass es ihrem schlafenden Mann gut geht, dann ist sie wieder weg: Er hat Frau und Kind kurz zuvor verlassen. Um Daniel auf Anraten der Ärztin vor einem möglichen Schock zu bewahren, lässt Jonas ihn erst mal im Unklaren und nimmt ihn bei sich auf, worüber sich vor allem Schwägerin Rike (Eva-Maria Grein von Friedl) freut: Die Witwe ist recht angetan von dem Fremden ohne Vergangenheit, der im Sägewerk der Familie ordentlich mit anpackt.

Das Drehbuch stammt von Uschi Müller, die bereits die Vorlage zur "Ranger"-Episode "Entscheidungen" geschrieben hat und ansonsten in den letzten Jahren vor allem für die ZDF-Reihe "Rosamunde Pilcher" tätig war. Auch dort ereignen sich Dramen gern auf mehreren Ebenen. Das ist bei "Sturm" nicht anders, denn es gibt erneut Ärger im Paradies. Im letzten Film ("Junge Liebe") hat Jonas’ Freundin (Liza Tzschirner) einen Seitensprung mit ihrem Ex-Freund Moritz (Bernd-Christian Althoff) gestanden, diesmal setzt Müller noch eins drauf: Emilia ist schwanger, und beide Männer können der Vater sein. Clever spiegelt die Autorin auf diese Weise Jonas’ eigenes Schicksal, schließlich weiß er mittlerweile, dass ausgerechnet Erzfeind Karl Nollau (Matthias Brenner) sein Erzeuger ist. Moritz wiederum, der sich nach wie vor Hoffnungen macht, die Beziehung zu Emilia erneuern zu können, will unbedingt noch vor der Geburt wissen, ob er der Vater ist.

Natürlich mag man einwenden, dass Geschichten dieser Art zum üblichen Baukasten der Freitagsfilme im "Ersten" und der Sonntagsfilme im "Zweiten" gehören. Tatsächlich ist es zwar nicht zuletzt die Umsetzung, die aus den Versatzstücken einen durchaus sehenswerten Film macht, aber auch Müllers Drehbuch bewahrt die Handlung davor, melodramatisch zu werden. Die Konflikte sind nie übertrieben oder unplausibel. Dafür sorgt auch das vergleichsweise sachliche Spiel. Gerade Timo Jacobs ist eine interessante Besetzung für den Mann ohne Gedächtnis, weil er lange offen lässt, in welche Richtung sich die Figur entwickelt: Daniels Schicksal weckt Mitgefühl, doch je mehr er über sich rausfindet, desto unsympathischer wird er sich selbst; erst recht, als ihm klar wird, dass er mit seiner Gier nicht nur die Ehe, sondern auch sein Unternehmen ruiniert hat. Als Brücke in die Vergangenheit dient seine Tochter Vicky (Matilda Lindbergh), die ihn auf eigene Faust bei den Waldeks besucht.

Regie führte wie zuletzt Imogen Kimmel, die Bildgestaltung besorgte erneut Guntram Franke, der selbstverständlich wieder für prachtvolle Naturaufnahmen gesorgt hat. Das Unwetter zu Beginn ist ebenfalls recht eindrucksvoll und wirkt angemessen bedrohlich. Für Auflockerung zwischen den diversen Dramen sorgen die Aufnahmen einer putzigen Gartenschläferfamilie sowie die frotzeligen Dialoge zwischen Jonas und seinem Kollegen Christoph; Jörg Witte holt eine Menge aus dieser eigentlich kleinen Rolle raus. Natürlich geht auch die Auseinandersetzung zwischen dem Ranger und seinem Erzeuger weiter: Karl plant ein Baumhotel, und wenn er Jonas schon nicht als Manager gewinnen kann, dann soll der ihm wenigstens die vom Sturm gefällten Bäume umsonst überlassen. Darauf lässt sich der aufrechte Parkhüter nicht ein; als das Holz gestohlen wird, hat er prompt seinen Erzeuger im Verdacht.