Fall Latzel: Kirchenleitung weist Vorwürfe zurück

Die evangelische St. Martini-Kirche in Bremen
©epd-bild/Dieter Sell
Die vorläufige Dienstenthebung Latzels sei ein rein personalrechtlicher Akt und hänge nicht mit theologischen Differenzen zusammen, so die Kirchenleitung.
Fall Latzel: Kirchenleitung weist Vorwürfe zurück
Im Fall des vorläufig vom Dienst enthobenen Bremer Pastors Olaf Latzel hat die Kirchenleitung Vorwürfe von Vertretern der theologisch konservativen Arbeitsgemeinschaft missionarische Kirche (AmK) in der Hansestadt zurückgewiesen.

Die vorläufige Dienstenthebung sei ein rein personalrechtlicher Akt infolge eines gegen Latzel ergangenen Urteils in einem Strafprozess wegen Volksverhetzung, heißt es in einer Stellungnahme vom Dienstag. Sie hänge nicht mit theologischen Differenzen zusammen.

Latzel war als Pastor der St.-Martini-Gemeinde in der Bremer Innenstadt am 25. November vom Amtsgericht der Hansestadt wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten verurteilt worden, umgewandelt zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 90 Euro (AZ: 96 Ds 225 Js 26577/20). Latzel hatte aus Sicht des Gerichts in einem auf Youtube verbreiteten "Eheseminar" zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt.

Schritt "ohne Augenmaß"

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil Pastor Latzel dagegen Berufung eingelegt hat. Bis zu einer endgültigen Entscheidung ruht auch ein kirchliches Disziplinarverfahren.

Die AmK bezeichnete die vorläufige Dienstenthebung als einen Schritt "ohne Augenmaß", der den Frieden in der theologisch pluralistischen Bremischen Evangelischen Kirche gefährde. Sie schränke Latzels St.-Martini-Gemeinde ein und sei "de facto" ein "Berufsverbot" für den betroffenen Pastor, der als "unliebsamer Verkündiger" aus dem Dienst entfernt werden solle. Sie sei zudem ein Vorgriff auf das Ergebnis des Berufungsverfahrens und damit eine Missachtung des Rechtsweges.

Auf Wunsch werde Vertretung gestellt

Die vorläufige Dienstenthebung sei kein Berufsverbot, Latzels Bezüge blieben davon unberührt, heißt es in der Reaktion auf die Vorwürfe. Der leitende Kirchenausschuss achte die Unabhängigkeit der Justiz und übernehme dienstrechtliche Verantwortung. Er suche und führe das Gespräch mit der St. Martini-Gemeinde und Pastor Latzel. Die "leider zahlreich erfolgten Beleidigungen und Verunglimpfungen einzelner Mitglieder des Kirchenausschusses sowie die Kampf-Rhetorik" würden entschieden zurückgewiesen.

Auf Wunsch werde die Bremische Evangelische Kirche der Gemeinde Vertretungskräfte für den pastoralen Dienst zur Verfügung stellen, hieß es weiter. Die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Kirche (AmK) ist ein Arbeitskreis von sieben Kirchengemeinden sowie Einzelpersonen innerhalb der Bremischen Evangelischen Kirche.