In der stillen, mancherorten verschneiten Adventszeit, wenn andere Regionen Deutschlands gemütliche Weihnachtsmärkte feiern, wird im Berchtesgadener Land die Nacht zum Schauplatz eines mystischen Spektakels: dem Perchtenlaufen. Zwischen dem 21. Dezember und 6. Januar, den Rauhnächten, ziehen hier dämonisch verkleidete Gestalten durch die Dörfer. Mit holzgeschnitzten Larven, Fellkostümen und riesigen Kuhglocken um die Hüften jagen sie das Böse fort und bringen den Menschen Glück fürs neue Jahr.
Die Perchten sind keine harmlosen Weihnachtsmänner, sondern wilde, furchteinflößende Wesen aus der vorchristlichen Mythologie. Man unterscheidet zwischen den "Schönperchten" (mit weißen, freundlichen Masken, die Segen bringen) und den "Schiachperchten" (mit hässlichen Fratzen, die das Böse symbolisieren). Ihr Lärm, ein ohrenbetäubendes Glockengeläut, soll böse Geister vertreiben. Wer ihnen begegnet, darf sich freuen. Die Perchten bringen Glück, Gesundheit und Fruchtbarkeit fürs kommende Jahr.
Das Perchtenlaufen ist kein Folklore-Spaß, sondern ein ernsthaftes Ritual mit tiefen Wurzeln. Schon die Kelten und Germanen glaubten, dass in den Rauhnächten die Grenzen zwischen den Welten besonders dünn sind und dass man die dunklen Mächte mit Lärm und Masken abwehren muss. Seit 2015 steht das Perchtenlaufen sogar auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes. Besonders spektakulär ist der "Perchtenlauf" in Berchtesgaden selbst, wo hunderte Zuschauer die Umzüge verfolgen. Viele Einheimische tragen die traditionellen Kostüme selbst, oft in Handarbeit über Monate geschnitzt und genäht.
In einer Zeit, in der Weihnachten oft mit Lichtern, Plätzchen und Harmonie verbunden wird, erinnert das Perchtenlaufen daran, dass die Adventszeit ursprünglich auch eine Zeit der Buße und des Fastens war.



