TV-Tipp: "Das Glück ist ein Vogerl"

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TV-Tipp: "Das Glück ist ein Vogerl"
16. Dezember, ARD, 20.15 Uhr
In "Das Glück ist ein Vogerl" gab es schon einige unsichtbare Gefährten, aber Egon ist ein spezieller Fall. Der alte Mann hat einst seine Jugendliebe aus den Augen verloren. Als er zufällig eine Zeitungsanzeige zu ihrem Geburtstag sieht, setzt er sich kurzerhand ins Auto, um wieder gut zu machen, was er vor 65 Jahren verbockt hat.

Das Ziel quasi vor Augen, spielt Egon (Nikolaus Paryla) das Schicksal erneut einen bösen Streich: Sein Auto wird von einem Laster gerammt. Doch ihm bleibt eine Gnadenfrist: Er darf sich noch zwischen den Lebenden bewegen. Sehen kann ihn allerdings nur der Unfallzeuge. Zunächst hält Franz (Simon Schwarz) das Ganze für einen schlechten Scherz, dann zweifelt er an seinem Verstand. Es dauert eine Weile, bis die beiden komplett unterschiedlichen Männer akzeptieren, dass ihr Dasein fortan miteinander verknüpft ist: Egon ist auf die Hilfe von Franz angewiesen, denn als Geistwesen kann er keinen Kontakt zu seiner Jugendliebe aufnehmen; im Gegenzug bietet er dem Musiklehrer an, dessen Ehe zu retten.

"Das Glück ist ein Vogerl" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ingrid Kaltenegger, die auch das Drehbuch geschrieben hat (Bearbeitung: Christiane Kalss). Regie führte Catalina Molina, die für den ORF zuvor die zwei beiden "Landkrimis" ("Drachenjungfrau", "Das dunkle Paradies")  sowie zuletzt einen sehenswerten Wiener "Tatort" ("Glück allein") gedreht hat. Mit ihrem jüngsten Werk beweist die gebürtige Argentinierin, dass sie auch Komödie kann. In der Koproduktion zwischen ORF und Bayerischem Rundfunk stimmt einfach alles: die Geschichte, das Ensemble, die Bildgestaltung; und vor allem der schmerzlich-schöne Schluss, der gleichzeitig Happy End und Abschied bedeutet und kein Auge trocken lassen wird.

Unbedingt sehenswert ist der Film jedoch wegen der beiden Hauptdarsteller, die vom Drehbuch mit großartigen Dialogen beglückt worden sind. Simon Schwarz und Nikolaus Paryla ergänzen sich derart vortrefflich, als habe das Schicksal nicht nur die Figuren, sondern auch die beiden Schauspieler zusammengeführt. Paryla muss als Egon, der sich wie Schrödingers Katze vorkommt (gleichzeitig tot und lebendig), im Grunde nicht viel tun, um komische Akzente zu setzen, weil das meist der Schnitt für ihn erledigt. Franz will den ungebetenen Gast zunächst umgehend wieder los werden, aber es geht ihm wie in der Fabel von Hase und Igel: ganz gleich, wohin er sich wendet, Egon ist schon da. Dabei ist sein Leben bereits kompliziert genug: Er trauert bis heute einer Karriere als Rockgitarrist nach, zu der es nie gekommen ist, weil sich seine Band kurz vor dem Auftritt beim Nachwuchswettbewerb zerstritten hat. Seither fristet er ein unglückliches Dasein als Lehrer für talentlose Kinder reicher Eltern. Natürlich bleibt der Frust nicht ohne Folgen für seine Beziehung. Gattin Linn (Patricia Aulitzky) überredet ihn zur gemeinsamen Teilnahme am Workshop eines Guru-gleich verehrten Lebenshelfers (Stipe Erceg), aber Egons unerwartetes Auftauchen sorgt dafür, dass Franz auch diese letzte Chance vermasselt. Fortan geht’s rasant bergab: Linn will die Scheidung, Franz verliert seinen Job, mit Tochter Julie (Lucy Gartner), die sich ausgerechnet in den unbegabtesten seiner Schüler verliebt hat, verkracht er sich auch; aber ausgerechnet der lästige Egon entpuppt sich als Retter in der Not.

Der vielseitige Simon Schwarz hat sich dank seiner Rollen als Landarzt im Rollstuhl in der ARD-Freitagsreihe "Die Eifelpraxis" und natürlich als Privatdetektiv an der Seite von Sebastian Bezzel in den Eberhofer-Krimis längst im hiesigen Kino- und Fernsehfilmgeschäft unentbehrlich gemacht. Der Musiklehrer ist als Figur wie für ihn geschaffen: Die besten Rollen des gebürtigen Wieners waren meist Menschen, die sich irgendwie am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Auch Franz macht wider Erwarten das Beste aus seiner völlig verfahrenen Situation: Amalie lebt in einem Seniorenheim. Dort lernt er die kesse Tessa (Julia Edtmeier) kennen. Die Altenpflegerin ist Bassistin einer Rockband – und ihr Gitarrist hat sich den Arm gebrochen. Franz hilft aus, erweist sich als kongenialer Ersatz und hofft, durch den nun nachgeholten Auftritt beim Wettbewerb die Liebe Linns zurückzugewinnen, doch die Gattin hat sich offenbar bereits für den Guru entschieden. Auch für Egon stehen die Dinge eher schlecht, denn Amalie liegt im Wachkoma. Selbstredend fügt sich am Ende auf wundersame Weise doch noch alles zum Besten, wenn auch nicht so, wie man’s erwarten würde, und auch darin liegt eine besondere Qualität des Films: Nicht nur für Franz kommt es ständig anders, als man denkt.