Zuversichtsbrief Woche 38 - Selig seid Ihr!

Darius Bashar/Unsplash
Sieben und mehr Wochen Zuversicht
Zuversichtsbrief Woche 38 - Selig seid Ihr!

Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen.

Matthäus 5,1-11

Liebe Briefgemeinde,

unter uns: Wie sehr haben Sie sich über das Wahlergebnis in den USA gefreut? Wie erleichtert waren Sie, als Sie hörten, dass Donald Trump keine weiteren vier Jahre die USA regieren wird? Wurde Ihr Herz leicht? Ich muss gestehen, dass ich regelrecht Schadenfreude empfunden habe. Ich freute mich nicht so sehr über den Sieg Joe Bidens wie über die Niederlage Trumps. Mit Genugtuung schaute ich mir Karikaturen an, die sich über seinen Rausschmiss lustig machten. Ich schäme mich meiner Freude nicht in dem Maß, wie ich es vielleicht sollte. Nur ab und an sage ich mir: "Hey, warum freust du dich an der Niederlage eines Menschen? Freue dich doch lieber an den neuen Chancen, die jetzt entstanden sind! Die USA werden wieder aktiv gegen den Klimawandel werden, man wird sich wieder näherkommen, der Ton wird wieder freundlicher werden, Fakten werden wieder als solche ernst genommen.

Aber sobald ich mir das sage, wird mir klar, wie vergänglich meine Hochstimmung sein wird, ganz gleich, ob ich mich über den Sieg des einen Kandidaten oder die Niederlage des anderen freue. Die Ernüchterung wird bald kommen, das weiß ich aus Erfahrung. Was wird ein neues Engagement der USA für das Klima tatsächlich bringen? Wird der Hass, der geschürt wurde, tatsächlich verlöschen? Und was die Fakten angeht: Längst ist die ganze Welt infiziert von Desinformation und Ideologien. Warum sollte das sich nun ändern? Ich weiß deshalb, dass meine Freude über die Chancen ebenso vergehen wird wie meine Schadenfreude.

Der Bibeltext, den ich für diese Woche ausgesucht habt, redet ebenfalls von "Hochgefühl", aber in einer anderen Art und Weise. Am Beginn der sogenannten "Bergpredigt" zählt Jesus Menschen aus, die er "seligpreist". Das Wort "selig" klingt in vielen Ohren etwas altertümlich, darum wird es auch in den meisten Übersetzungen, die eine zeitgemäße Sprache nutzen, anders übersetzt: Häufig wird "glücklich" verwendet. Die Gute-Nachricht-Übersetzung schreibt: "Freuen dürfen sich". Aber all diese Versuche treffen den Sinn des Ursprungswortes nicht. Im Griechischen spricht Jesus von den Μακάριοι (Makarioi), was sich von μακάριος (makarios) ableitet, was man am treffendsten mit "glückselig" übersetzt, was übrigens die BasisBibel auch tut.

Glückseligkeit ist im Gegensatz zur Freude oder zum Glück ein Zustand, der anhält. Ein glückseliger Mensch kann auf diese Glückseligkeit immer zugreifen, selbst in Momenten, in denen es ihm schlecht ergeht. Vielleicht kennen Sie solche Glückseligkeiten aus Ihrem Leben: Orte, an denen Sie sich dermaßen wohlgefühlt haben, dass Sie immer wieder dorthin zurückreisen können, wenn Sie nur die Augen schließen, oder Momente großer Geborgenheit und Liebe, die Sie immer wieder erleben können. So nachhaltig wirkt Glückseligkeit.

Die Glückseligen, die Makarioi, breiten sich über die ganze Erde aus. Sie erfahren lauter Gutes: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Sie schauen Gott und sind seine Kinder. Und gleich zwei Mal sagt Jesus: Den Makaroi gehört das Reich Gottes. Diesen Glückseligen kann noch so viel Unheil geschehen, ihre Seligkeit wird bleiben. Sie haben Gott als Quelle für ihren Kampf um Gerechtigkeit, für ihre Sanftmut, für ihre Barmherzigkeit. Sie müssen nicht schadenfroh sein, vor allem aber müssen sie nicht verzweifeln an den Menschen.

Glückselig zu sein bedeutet nicht, ständig in Hochstimmung zu sein. Es heißt vielmehr, sich immer wieder deutlich machen zu können, wie fest Gott uns hält. Es bedeutet auch, dass ich mir meine Schadenfreude verzeihe und mich darauf einstellen kann, dass einige meiner Hoffnungen vergehen werden. Meine Zuversicht bleibt. Meine Wochenaufgabe für Sie lautet diesmal: Gönnen Sie sich mindestens eine Reise an eine Quelle Ihrer Glückseligkeit. Nehmen Sie sich etwas Zeit für sich ganz allein, und suchen Sie diese Quelle auf! Es ist schön, wenn Gott unter diesen Quellen ist, aber suchen Sie ruhig auch andere Orte und Begegnungen auf! Spüren Sie die Glückseligkeit, fühlen Sie die Unerschöpflichkeit und Unvergänglichkeit ihrer Kraft. Und bevor Sie in den Alltag zurückkehren, machen Sie sich klar, dass Sie an der Quelle immer wieder willkommen sind.

Ich wünsche Ihnen eine selige Woche!

Ihr Frank Muchlinsky