Badischer Landesbischof bei Kundgebung gegen Corona-Verschwörungstheorien

Badischer Landesbischof bei Kundgebung gegen Corona-Verschwörungstheorien
Gegen Corona-Verschwörungstheorien, Diffamierungen und Antisemitismus hat sich der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh am Samstag bei Gegenveranstaltungen zu den Corona-Demonstrationen in Konstanz gewandt.

Denn Corona sei nicht mehr und nicht weniger als ein gefährliches Virus, sagte der Bischof laut vorab zur Verfügung gestelltem Redemanuskript auf dem Konstanzer Münsterplatz. Deshalb müsse allen Dämonisierungen widersprochen werden, die gegenwärtig durch die Kanäle geisterten.  

Die Fragen, wie weit beispielsweise die Isolierung von Menschen in Altenheimen oder Flüchtlingsunterkünften gehen dürfe, müssten in einem offenen und fairen Diskurs geführt werden, sagte der evangelische Landesbischof den Angaben zufolge. Dabei müsse im Mittelpunkt stehen, dass möglichst wenige Menschen durch das Virus krank werden oder sterben. Es müsse aber auch alles dafür getan werden, dass "dieses Virus oder der Kampf dagegen nicht die Grundlagen unseres Miteinanders oder die Würde einzelner Menschen beschädigt oder gar zerstört". Für den christlichen Glauben gebe es Freiheit nicht ohne die Verantwortung und den Einsatz für die Mitmenschen.

Bei einer weiteren Kundgebung auf der Bühne der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz bekräftigte der Bischof, dass die Kirche allen Versuchen entgegentreten werde, den Streit um das Corona-Virus mit der Abwertung anderer Menschengruppen zu verbinden. In Deutschland sei das Verhältnis zu den Juden ein Gradmesser für den Zustand der Gesellschaft. Die Menschenwürde sei bedroht, wenn jüdische Menschen und Gemeinden "wieder Angst haben müssen, wenn sie zu Sündenböcken in Debatten um Viren werden", sagte der Theologe. Nach einer langen Geschichte der Judenfeindschaft bewähre sich die Bedeutung von Menschenwürde und Freiheit in der Gesellschaft, wenn Juden sich in ihrem Alltag und in ihren Gemeinden sicher fühlen.

Wie die Polizei in einer Zwischenbilanz mitteilte, seien am Samstagnachmittag im Bereich Konstanz rund 1.000 Personen dem Aufruf der Veranstalter zur Bildung einer Menschenkette gefolgt. Eine für den Vormittag angemeldete Kundgebung habe möglicherweise wegen des anhaltenden Regenwetters nicht stattgefunden. Die Initiative "Querdenker" hatte für das Wochenende zu mehreren Demonstrationen und Veranstaltungen gegen die Corona-Beschränkungen in Konstanz aufgerufen. Geplant war dabei auch eine große Menschenkette, die den gesamten Bodensee umspannen sollte.