Kirchliche Aktion Autofasten endet nach 22 Jahren

Kirchliche Aktion Autofasten endet nach 22 Jahren
In der Fastenzeit das Auto stehen lassen? Dafür hat die Aktion Autofasten 22 Jahre lang geworben. War die Aktion anfangs noch umstritten, gewann sie im Laufe der Zeit immer mehr Fürsprecher. Die Gründe für den Schlussstrich.

Die jährliche Aktion Autofasten geht nach 22 Jahren zu Ende. "Wir sind darüber alles andere als glücklich", sagte der evangelische Pfarrer Hans Jürgen Gärtner für den Trägerkreis der Aktion am Freitag in Saarbrücken. "Allerdings haben sich aufgrund der finanziellen Unwägbarkeiten, die die Corona-Krise für die Träger der Aktion zeigt, gleich mehrere Kirchen und Bistümer aus der Aktion für 2021 zurückgezogen oder ihre Unterstützung gekürzt." Daher sei für 2021 die Aktion Autofasten finanziell nicht mehr darstellbar gewesen. Damit ist die diesjährige 23. Aktion Autofasten die letzte.

An der letzten Aktion hatten sich in diesem Jahr die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau sowie die Bistümer Trier, Mainz, Fulda und das Erzbistum Köln beteiligt. Seit Start der Aktion verzichteten den Angaben zufolge mehr als 25.000 Menschen so oft wie möglich auf ihr Auto. Weitere Partner waren unter anderem auch Greenpeace, der Deutsche Fahrrad Club (ADFC) sowie das hessische und das saarländische Umweltministerium. Auch Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen beteiligten sich regelmäßig mit Angeboten, Gewinnspielen und verbilligten oder kostenlosen Tickets.

Nach den Worten des früheren Leiters der Bischöflichen Pressestelle in Saarbrücken, Hans Georg Schneider, waren am Anfang der Aktion sowohl bei den Kirchen als auch in der Öffentlichkeit "dicke Bretter zu bohren". Im ersten Jahr nahmen den Angaben zufolge 172 Menschen teil, zehn Jahre später waren es bereits knapp 2.000.

"Wir haben zweimal die Aktion evaluieren lassen, und die Ergebnisse haben uns in unserer Arbeit bestätigt", sagte Schneider. "Etwa jeder zweite Teilnehmer gab ein religiöses Motiv zur Beteiligung an." Es sei eine zeitgemäße Form des Fastens gewesen, die zudem für eine positive Wahrnehmung von Kirche gesorgt habe. "Sie wurde sichtbar jenseits des oft engen, selbstgesteckten Rahmens", betonte Scneider und kritisierte: "Die Aktion aus finanziellen Gründe einzustellen, ist ein falsches Signal."

Aktion immer noch sinnvoll

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hob hervor, die Aktion ende nicht, weil sie nicht mehr sinnvoll sei: "Vielmehr habe ich den Eindruck, dass es für viele Menschen mittlerweile ganz selbstverständlich ist, bewusst über ihre Mobilität nachzudenken und entsprechend zu handeln." Kirche dürfe weiterhin die Themen Bewahrung der Schöpfung und Klimagerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren. "Ich danke allen, die sich über die Jahre hinweg für die Aktion Autofasten eingesetzt haben", erklärte Ackermann. "Ich glaube, wir haben damit die Welt ein ganz klein bisschen besser gemacht."