Evangelischer Sektenbeauftragter warnt vor "QAnon"-Bewegung

Demonstration am 6.9.2020 gegen die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.
©Nicolas Maeterlinck/BELGA/dpa
"QAnon"-Anhänger in Brüssel schwenken Fahnen bei einer Demonstration am 6.9.2020 gegen die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.
Evangelischer Sektenbeauftragter warnt vor "QAnon"-Bewegung
Auf deutschen Corona-Demonstrationen sind vermehrt "QAnon"-Anhänger zu sehen. Der evangelische Sektenbeauftragte Matthias Pöhlmann warnt vor der Bewegung: sie verbreite Verschwörungstheorien.

Der evangelische Sektenbeauftragte Matthias Pöhlmann sieht die Bewegung "QAnon" in Deutschland auf dem Vormarsch. "'QAnon wächst in Deutschland rasant", sagte Pöhlmann der "ZEIT"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Das lasse sich seit März beobachten und hänge mit den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zusammen. 

"'QAnon kann hierzulande an bereits bestehende Verschwörungserzählungen andocken, an ein diffuses Gefühl des Kontrollverlusts, des Misstrauens gegenüber Politik, Wissenschaft und Medien", sagte der Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der bayerischen evangelischen Landeskirche in München.

Das Gefährliche in Deutschland sei der Schulterschluss der "QAnon"-Anhänger mit Rechtsextremen, Reichsbürgern und rechten Esoterikern, sagte Pöhlmann. Teilweise handle es sich um ein und dieselben Personen.

Radikalisierung befürchtet

"QAnon" sei eine Verschwörungserzählung, die sich im Internet verbreitet. Anhänger der Bewegung glaubten unter anderem daran, dass eine satanische Elite die Weltherrschaft erlangen wolle und dabei Kinder misshandle. Auch auf deutschen Corona-Demonstrationen sind vermehrt "QAnon"-Anhänger zu sehen.

Pöhlmann befürchtet eine Radikalisierung der Bewegung: "In der Szene gibt es ein enormes Wut- und Hasspotenzial", sagte er. "Manche Anhänger betrachten Gewalt und letztlich auch Tötungen als legitime Mittel." Zudem gebe es bei "QAnon" ganz "klare antisemitische Überzeugungen", etwa die Vorstellung, dass Kinder entführt würden, um ihnen einen Verjüngungsstoff zu entnehmen. So etwas sei aus der mittelalterlichen Ritualpropaganda bekannt, die sich stark gegen Juden gerichtet habe.