Bundespräsident Steinmeier schlägt Gedenkstunde für Corona-Opfer vor

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Foto: Andreas Arnold/dpa
Frank-Walter Steinmeier (Archivfoto) regt Gedenkstunde für die Opfer der Corona-Pandemie in Deutschland an.
Bundespräsident Steinmeier schlägt Gedenkstunde für Corona-Opfer vor
Mehr als 9.000 Menschen sind in Deutschland an Covid-19 gestorben. Für die Toten der Pandemie wird es möglicherweise eine offizielle Gedenkstunde geben.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine offizielle Trauer-Veranstaltung für die Corona-Opfer in Deutschland angeregt. Er werde einen entsprechenden Vorschlag mit Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht besprechen, sagte Steinmeier dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag).

"Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen - und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können", erklärte das Staatsoberhaupt. "Wann dafür der richtige Zeitpunkt ist und ob etwa eine Gedenkstunde der richtige Rahmen ist, darüber muss man sprechen, und das tue ich mit den Repräsentanten der anderen Verfassungsorgane."

Die Trauer der Angehörigen dürfe nicht vergessen werden, mahnte Steinmeier. "Wir haben 9.300 Tote zu beklagen." Das seien zwar niedrigere Todeszahlen als anderswo. "Aber es sind in sechs Monaten dreimal so viel wie die jährlichen Verkehrstoten. Das sollten wir nicht übersehen", unterstrich der Bundespräsident. Ohnehin trösteten die Zahlen jene nicht, die gerade einen geliebten Menschen verloren haben.

"Der Corona-Tod ist ein einsamer Tod", fügte Steinmeier hinzu. Die Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen seien meist ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben. "Auch die Hinterbliebenen hatten keine Möglichkeit, Abschied zu nehmen", sagte der Bundespräsident. "Das ist eine Seelenqual, davon haben mir viele Angehörige berichtet."

Über den weiteren Verlauf der Pandemie zeigte sich Steinmeier vorsichtig optimistisch. "Ich finde die Meldungen über die aussichtsreiche Forschung an Impfstoffen durchaus ermutigend", sagte er dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland". "Es gibt Licht am Ende des Tunnels - allerdings wissen wir nicht, wie lang die Wegstrecke dahin noch ist."

Einen weiteren Lockdown erwartet der Bundespräsident nicht. "Alle wissen, dass ein zweiter Lockdown extrem schädlich für die Wirtschaft wäre", sagte er. Zudem dürfe die Politik nicht mit derselben Akzeptanz für erneute Kontaktsperren rechnen wie noch vor vier, fünf Monaten, warnte das Staatsoberhaupt. "Deshalb ist die gesamte Politik in Bund und Ländern darauf ausgerichtet, dieses Szenario zu vermeiden. Gerade weil das allen bewusst ist, bin ich überzeugt, dass es gelingen wird."