Fastenmail Woche 6: Klopfet an, so wird euch aufgetan!

Zuversicht
© Jasmin Zwick
So war es noch vor der Corona-Krise: sich aus der Nähe einen Kussmund zuwerfen können. Derzeit geht das natürlich nicht. Das Gebot der Stunde ist: ausreichend voneinander Abstand halten.
Fastenmail Woche 6: Klopfet an, so wird euch aufgetan!
Es nützt wenig, zu sagen: „Bald ist es geschafft“, denn wenn wir so denken, verlieren wir einen Tag nach dem anderen, der uns eigentlich geschenkt ist. Nutzen wir auch diese Tage!

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Oder ist ein Mensch unter euch, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder der ihm, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
Matthäus 7,7–11

Liebe Fastende,

es beginnt die sechste Fastenwoche. Die sechste Woche „Pessimismus-Fasten“ fängt an und gleichzeitig sind wir in der dritten Woche „Nähe-Fasten“. Für beides brauchen wir Zuversicht. Für beides brauchen wir Ausdauer. Die Fastenzeit dauert 40 Tage. Das ist eine gut kalkulierte Zeit, und man kennt das Ende. Ostern ist das Leben in aller Pracht zurück. Auf dieses Ziel hin kann man gut fasten. Aber unser Verzicht auf Nähe und Begegnung wird länger dauern, und was danach kommt, ist ebenso ungewiss. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Darum hilft es wenig, zu sagen: „Bald ist es geschafft“, denn wenn wir so denken, verlieren wir einen Tag nach dem anderen, der uns eigentlich geschenkt ist. Darum möchte ich den Text für die Woche als eine Anleitung nutzen, wie wir diese Tage nutzen können. So gut, wie es eben gerade geht.

Der Text stammt aus der Bergpredigt, einer langen Rede Jesu im Matthäusevangelium. Die Bergpredigt behandelt viele Themen: Worauf man hoffen darf, wie man fasten oder beten soll, wie man richtig liebt. In unserem Text geht es um Beten und Hoffen, und Jesus sagt: „Hofft auf das Gute! Rechnet damit, dass Gott es gut mit euch meint und euch also auch Gutes geben wird.“ Wie häufig nutzt Jesus auch hier ein leicht verständliches Beispiel, um seine Worte zu erläutern. Er sagt: „Schaut euch selbst zu und seht, wie gut ihr miteinander umgeht. Ihr gebt euren Kindern doch auch keine Steine oder Schlangen zu essen. Ihr gebt ihnen, was sie brauchen, was sie erbitten.“

Das ist eine so hilfreiche Blickrichtung für diese Tage: uns selbst dabei zusehen, wie wir einander selbstverständlich Gutes tun. Es liegt in unserer Natur, dass wir füreinander sorgen. Das tun wir selbstverständlich, obwohl wir ganz anders können, obwohl wir „böse sind“, wie Jesus in unserem Text sagt. Wir Menschen können in der Tat böse sein. Wir können anderen das Toilettenpapier und die Nudeln wegnehmen. Wir können selbstsüchtig und grausam sein. Aber sobald eine Beziehung ins Spiel kommt, geben wir einander, worum man uns bittet.

Gerade weil es für uns so selbstverständlich ist, merken wir es oft gar nicht. Wer aber den Blick schärft, kann feststellen, dass wir einander gerade mehr geben, als wir es sonst tun. Gespräche mit Freundinnen und Freunden, die sonst nebenbei verlaufen, werden jetzt geplant. Man freut sich, die Nachbarn wohlauf im Treppenhaus zu sehen und versichert einander: „Wenn jemand von uns in Quarantäne muss, kaufen die anderen ein!“ Unsere Geduld wird nicht nur strapaziert, sie wird trainiert. Manche Eltern lächeln viel länger über ihre Kinder, als sie sich das zugetraut hätten. Manche Paare stellen erstaunt fest, dass sie tatsächlich gut zueinander passen.

Darum lautet auch meine Wochenaufgabe so: Nutzen Sie die Tage! Sehen Sie sich selbst dabei zu, wie Sie anderen selbstverständlich Gutes tun. Haben Sie keine Angst, dass Sie deswegen gleich selbstgefällig oder überheblich werden könnten. Nehmen Sie es einfach wahr, wie einfach und ohne Anstrengung es geht, dass Sie anderen geben, was die brauchen. Und tun Sie das in der Gewissheit, dass Gott Ihnen auch geben wird, was sie brauchen. Denn das, so sagt Jesus, sollte uns ebenso selbstverständlich sein. Wenn Sie Ihre Erfahrungen darüber teilen möchten, tun Sie das gern in den Social Media mit dem Hashtag #zuversicht oder #7wochenohne.

Wie gesagt, die kirchliche Fastenzeit, die eigentlichen „Sieben Wochen Ohne“ enden am Ostersonntag. Weil aber das Motto in diesem Jahr so passend ist, und weil wir so viele freundliche Rückmeldungen bekommen haben, habe ich mich entschlossen, Ihnen auch über Ostern hinaus diese „Fastenmails“ unter der Überschrift „Sieben und mehr Wochen Zuversicht“ zu schicken. Ich habe dazu die Unterstützung meiner Kolleginnen im GEP zugesichert bekommen, die sich um die Korrektur und um den Versand kümmern. Ich danke sehr dafür und hoffe, dass diese Verlängerung auch in Ihrem Sinne ist.

Zuversicht und Segen für Sie alle!

Ihr Frank Muchlinsky