Gottesdienst für Zuhause

 Neue Aufgaben für Kirchengemeinden in Corona-Pandemie
© Getty Images/iStockphoto/TARIK KIZILKAYA
Kirchengemeinden finden ihre Aufgaben neu in der Corona-Krise, indem sie Ansprechpartner werden für Seelsorge, Gebete, Gottesdienste über Youtube bis zur Organisation von Einkaufshilfen. Und das alles online.
Gottesdienst für Zuhause
Kirchengemeinden bieten in Corona-Krise viele Alternativen
Von Seelsorge und Gebeten bis zur Einkaufshilfe: Die Kirchengemeinden stehen mit gewohnten und ungewohnten Angeboten als Ansprechpartner in der aktuell schwierigen Situation zur Verfügung. Viele Gottesdienste werden nun im Internet übertragen.

Gottesdienste ohne Gemeinde? In der Corona-Krise müssen sich auch die Kirchengemeinden umstellen. Auf Gemeinschaft, Gebete und Seelsorge muss jedoch auch in einer Zeit mit Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen nicht verzichtet werden. Viele Pfarrer predigen erstmals im Internet für ihre Gemeinden, bringen den Gottesdienst über ihre Internetseiten, Facebook oder Youtube sozusagen direkt ins Wohnzimmer. In manchen Orten werden regelmäßig die Glocken geläutet. Es gibt verschiedene Hilfsangebote wie Unterstützung beim Einkaufen oder einfach nur Gesprächsmöglichkeiten. 

Der Pfarrer der Stadt Schönebeck in Sachsen-Anhalt, Johannes Beyer, berichtet von positiven Reaktionen auf das neue digitale Angebot seiner Gemeinde. "Ich war erstaunt, wer sich nach dem Videogottesdienst alles gemeldet hat. Auch eine ältere Frau, von der ich gar nicht wusste, dass sie überhaupt ein Handy hat, hat mir eine Whatsapp geschickt."

Etwas eigenartig sei es schon, ohne Gemeinde und auch mit dem vorgegebenen Abstand den Gottesdienst zu leiten, sagt Beyer. Aber es sei auch eine Chance, diese Medien jetzt zu nutzen. Neben den Videogottesdiensten am Sonntag gibt es auch tägliche Andachten im Internet. Zudem wurde als regionales Angebot noch ein Fürsorgetelefon eingerichtet: "Wir wollen zuhören und Niemanden abwimmeln." Gebetswünsche nimmt Beyer jetzt auch am Telefon und per Mail entgegen und bringt sie selbst in die Kirche, wo dafür eine Pinnwand aufgestellt wurde.  

Die ordinierte Gemeindepädagogin Ingrid Gätke war bis zur vergangenen Woche in der Region Nördliches Zeitz noch mit der "Mobilen Seelsorge" unterwegs. Das Projekt gehört seit 2019 zu den Erprobungsräumen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). In einem umgebauten Bus steht Gätke dabei als Ansprechpartnerin direkt vor Ort zur Verfügung, macht Station vor Kirchen oder auch in der Nähe von Supermärkten, wo sich die Menschen eben treffen: "Letzte Woche stand ich mit dem Bus noch neben einer Hähnchen-Braterei." 

Andachten für Zuhause via Post

Die Corona-Krise hat nun aber auch den Seelsorge-Bus ausgebremst. Doch es gibt jetzt vereinzelte Anrufe und Bitten um Gespräche, wie Gätke sagt. Die Gemeindepädagogin kümmert sich gezielt um die Anliegen in der ländlichen Region. "Es ist ein ganz anderes Arbeiten jetzt", sagt sie mit Blick auf die Corona-Krise. Es müsse viel umorganisiert werden, auch die Trauerfeiern, die im Moment nur unter Auflagen am Grab möglich seien, seien schwierig. Neben den digitalen Angeboten erstellt sie vor allem "Andachten für Zuhause", die in die Briefkästen verteilt werden: "Viele Gemeindemitglieder, wahrscheinlich bis zu 70 Prozent, sind eben nicht im Internet unterwegs."