Forstdirektor sieht Wälder vor enormen Problemen

Schäden in den Wäldern
© epd-bild/Steffen Schellhorn
Abgestorbene Kiefern stehen in der Dübener Heide bei Naderkau in Sachsen-Anhalt. Die Trockenheit ist die Ursache für die Schäden. Der Klimawandel gilt als einer der Hauptgründe dafür.
Forstdirektor sieht Wälder vor enormen Problemen
Klimawandel, Trockenheit und Schädlingsbefall setzen den Wäldern mehr und mehr zu. Auch die Klosterforsten der Klosterkammer Hannover haben es auf ihren Flächen mit massiven Schäden zu tun.

"Wir tragen Verantwortung unter anderem für sauberes Wasser, Kohlenstoffdioxid-Bindung und den Erholungsort Wald. Und das ist eine zunehmend schwierige Herausforderung", sagte Klosterforsten-Leiter Constantin von Waldthausen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) beriet bei einem Nationalen Waldgipfel in Berlin zeitgleich mit vertretern von rund 170 Verbänden, Einrichtungen und Institutionen unter anderem über Nothilfemaßnahmen und Aufforstungen.

Von Waldthausen sieht die teils alarmierenden Meldungen über den Zustand der Wälder jedoch auch kritisch: "In den seltensten Fällen sprechen da Forstwissenschaftler, sondern selbst ernannte Walderklärer, die ihre Geschichten nicht zu Ende erzählen." Gleichwohl erwartet auch der Forstdirektor durch den Klimawandel an bestimmten Standorten enorme Probleme für die Forsten.

Denken in Jahrhunderten

"In der Lüneburger Heide werden Fichten in Zukunft zu wenig Wasser bekommen, aber auch angepflanzte Buchen haben einen zu hohen Wasserbedarf." Es werde nicht ausreichen, nur mit neuen Bäumen die Lücken zu schließen, warnte der Experte. Im Wald müsse vom Ende her geplant werden: "Bei Bäumen denken wir in Jahrzehnten und Jahrhunderten." Welche Baumarten auch immer zukünftig angepflanzt würden, müssten lange Zeit mit den vorherrschenden Rahmenbedingungen leben können. Mit Blick auf den Klimawandel hatten das Bundeslandwirtschaftsministerium und Forstminister aus mehreren Bundesländern in den vergangenen Wochen Millionenbedarfe für Waldarbeiten angemeldet. Die Schäden in den Wäldern gelten als dramatisch.

Von Waldthausen betonte, ein gutes Ökosystem weise eine gesunde Vielfalt unterschiedlicher Bäume unterschiedlichen Alters auf. Monokulturen würden von verantwortungsbewussten Eigentümern seit Jahrzehnten nicht mehr gepflanzt. Fichtenanpflanzungen, die hundert Jahre alt werden sollen, seien nach dem Zweiten Weltkrieg die Antwort auf Reparationshiebe für den Wiederaufbau gewesen. Heute müsse der Wald nach und nach zu einem weniger anfälligen Mischwald umgestaltet werden.

Kritik am Nationalpark

Auch mit Blick auf Schädlinge sei ein Mischwald besser gerüstet, sagte von Waldthausen. In Monokulturen hätten Borkenkäfer und Co. leichteres Spiel. Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch das kategorische Nichteingreifen im Nationalpark Hochharz, das auch Nachbarwälder gefährde und zu enormen Vermögensverlusten führe. Aktuell gebe es beispielsweise im Südharz im betreuten Stiftsforstbetrieb Ilfeld enorme Käferschäden. "Da gehen wir nach dem Konzept der 'sauberen Waldwirtschaft' vor." Infizierte Bäume würden möglichst noch vor dem Schlupf der Käferlarven entfernt.

Die Klosterforsten sind einer der größten Forstbetriebe Niedersachsens. Sie bewirtschaften mit elf Revierförstereien eine Waldfläche von insgesamt 25.000 Hektar in Niedersachsen sowie rund 1.600 Hektar in Thüringen.