Wie Kirchengemeinden neue Wege gehen, um ihre Immobilien zu verwalten

Die Johanneskirche in Kirchenthumbach im Dekanat Weiden.
© Michael Weith
Die Johanneskirche in Kirchenthumbach im Dekanat Weiden.
Wie Kirchengemeinden neue Wege gehen, um ihre Immobilien zu verwalten
Wenn früher eine Kirche renoviert werden musste, hieß es in der Regel: "Machen wir." Das ist heute in der ostbayerischen Diaspora anders. Kirchengemeinden überlegen erst einmal, wo sie stehen und was sie brauchen, um in die Zukunft gehen zu können.
14.08.2019
epd
Gabriele Ingenthron

Die Johanneskirche in Kirchenthumbach (Dekanat Weiden) ist eine kleine, feine Kirche, aber es gibt ein paar bauliche Probleme. So weist der Turm seit einiger Zeit Risse auf und im Mauerwerk steckt die Feuchtigkeit. Warum das so ist, konnten auch die Architekten nicht auf den ersten Blick erklären, sagt Pfarrerin Anne Utz.

Die Kirche wurde 1965 in Hanglage erbaut, der Gemeinderaum liegt im Untergeschoss. Der Eingang ist zwar ebenerdig begehbar, aber der Raum selbst liegt unter der Erde und weist nun Feuchtigkeit auf. Nur ein Gutachten könnte Klarheit bringen, welche Ursachen das Ganze hat.

Entscheidung erst nach Datenlage

Utz sah sich vor die Frage gestellt: Soll die Kirche renoviert oder aufgegeben werden? Doch bevor diese Frage beantwortet werden könne, wollten sie erst einmal einen Gemeinde-Entwicklungsprozess starten. "Die Frage soll nicht sein: Was muss alles gemacht werden, sondern ich wollte wissen: Was macht uns als evangelische Christen aus und was brauchen wir?"

Per Brief werden im September alle Gemeindemitglieder angeschrieben und zu einer Zukunftswerkstatt am 13. Oktober eingeladen. Grundsätzlich solle dabei überlegt werden: "Wie können und wollen wir als Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten unseren Glauben leben? Und was für ein Gebäude brauchen wir dazu? Gar keines? Ein saniertes? Oder ein ganz anderes, in dem wir mit vielen Kooperationspartnern zusammenarbeiten?", heißt es in dem Schreiben.

Zusätzlich will die Pfarrerin Fakten über die demografische Entwicklung in der Region einholen. Erst wenn alle Daten vorlägen, könne entschieden werden. "Es kann auch sein, dass wir die Kirche abreißen und ein Zentrum für soziale Arbeit dort erstellen und auch dort Gottesdienst feiern. Oder wir bauen einen Raum für die Tagesbetreuung von Kindern oder dergleichen mehr", sagt Utz.

Timo Raps, Elke Reichhardt, Johannes Scheck, Karla Gerchau, Evelin
Kürzinger-Schlenk, Birgit Drechsler, Grete Schmidt, Pfarrrerin Anne Utz und Michael
Weith sind die Projektgruppe der evangelischen Gemeinde Eschenbach-Kirchenthumbach, die den Gemeindeentwicklungsprozess initiiert und begleitet und nach der Zukunftswerkstatt umsetzt.

Denkbar sei auch eine Kooperation mit den Katholiken, die zwei Kirchen in dem Marktflecken mit etwas mehr als 3.000 Einwohnern besitzen. Der gesamte Prozess sei "ergebnisoffen", betont Utz. Eine Renovierung der Kirche sei nicht vom Tisch, "nur müsste zuerst geklärt werden, wie die Gemeinde in Zukunft leben möchte, bevor über Sanierung oder Neubau entschieden werden kann."

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Wie schwer sich Kirchengemeinden mit dem Unterhalt ihrer Immobilien tun, dafür ist auch die Erlösergemeinde in Landshut ein Beispiel. Die Erlöserkirche an der Konrad-Adenauer-Allee werde in den kommenden Jahren saniert werden müssen. Weil das Geld knapp ist, sucht die Gemeinde schon heute nach alternativen Einkünften.

Zum Beispiel durch das Grundstück an der Gnadenkirche in Auloh, das zur Kirchengemeinde gehört und im Osten von Landshut liegt. Kirche und Gemeindehaus in der Stauseestraße liegen auf einem etwa 3.000 Quadratmeter großen, parkähnlichen Grundstück. Ein Teil davon könnte in Erbpacht vermietet werden.

Wie Pfarrer Lorenz von Campenhausen sagt, gebe es bereits einen Interessenten. Der Verein "AnS-Werk" in Landshut möchte auf dem Areal ein Wohnhaus mit Appartements sowie eine neue Küche für seinen Catering-Betrieb bauen. Der Verein betreut Jugendliche mit Teilleistungsschwächen und bietet ihnen neben einem Arbeitsplatz auch eine Wohnmöglichkeit an.

Das Projekt stünde der Gemeinde gut zu Gesicht, meint von Campenhausen. Er könne sich sogar eine Kooperation mit einem Mittagstisch im Gemeindehaus vorstellen. Derzeit bemühe man sich um eine Genehmigung durch die Landeskirche und den Stadtrat. Denn der Grund müsste erst in Bauland umgewidmet werden. Die Chancen dafür aber stünden gut.