Brexit: Bischöfe rufen zur Einheit auf

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Kirchenvertreter setzen auf ein Zeichen der Verbundenheit beim Brexit.
Brexit: Bischöfe rufen zur Einheit auf
Vor dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens setzen Kirchenvertreter ein Zeichen der Verbundenheit. Der Frieden in Europa dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden, mahnen sie.

Angesichts des geplanten Brexits haben leitende Geistliche zum Zusammenhalt der europäischen Christen aufgerufen. Der Berliner Bischof Markus Dröge erklärte am Sonntag in einem gemeinsamen Gottesdienst mit der Londoner Bischöfin Sarah Mullally im Berliner Dom: "Wir halten zusammen, auch wenn es in Europa Kräfte gibt, die lieber aufs Neue nationalistische Wege gehen wollen." Mullally sagte, es sei wichtig zu erkennen, "dass wir mehr gemeinsames als Trennendes besitzen". Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprach sich im Brexit-Chaos für enge Bande zu den Christinnen und Christen in Großbritannien aus.

Sarah Mullally, Bischö†fin von London, steht während eines Gottesdienstes an der St. Paul´s Cathedral.
Mullally sagte, die britische Gesellschaft sei wegen des geplanten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union derzeit sehr gespalten, viele lebten "mit einem tiefen Gefühl der Unsicherheit". "Wir leben in unsicheren Zeiten und trotz aller offensichtlichen politischen Unterschiede haben wir mehr gemeinsam als uns trennt", betonte sie. Die anglikanische Bischöfin war auf Einladung Dröges in Berlin. Der Berliner evangelische Bischof wird am kommenden Sonntag in der Londoner St. Paul's Cathedral predigen.

Dröge sagte mit Blick auf den Brexit, das vereinte Europa sei ein großartiges Friedens- und Versöhnungsprojekt. Der Friede dürfe deshalb nicht aufs Spiel gesetzt werden. "Angesichts auseinanderstrebender Kräfte in Europa werden wir als Christen deshalb ganz bewusst umso enger zusammenstehen", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstag im RBB-Hörfunk.

Mit dem Besuch Mullallys in Berlin und seinem Gegenbesuch in London solle deutlich gemacht werden, "dass wir gemeinsam die europäische Idee aufrecht halten, ganz praktisch hier vor Ort", erklärte Dröge: "Wir wollen ein vereintes und friedliches Europa." Denn der Gedanke von Europa beschränke sich nicht auf eine Zollunion oder eine Reiseregion ohne Grenzkontrollen. Europa sei vor allem eine Wertegemeinschaft.

Landesbischof Meister sagte, aus seiner Sicht wäre es ein "Geschenk", wenn die vollständige Kirchengemeinschaft der Kirche von England mit den evangelischen Kirchen in Deutschland erreicht würde. "Das ist eine theologische Frage, und wir sind dabei Fenster und Türen zu öffnen, so dass sich am Ende ein anglikanischer Pastor problemlos auf eine Pfarrstelle in Deutschland und eine Pastorin aus einer EKD-Kirche in England bewerben kann", sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover.

Er halte die politische Entwicklung in Großbritannien im Ringen um den EU-Austritt für "völlig absurd". "Wie kann sich eine politische Elite in einem zutiefst demokratischen Land soweit von den Belangen eines funktionierenden Staates und den Interessen der Bevölkerung entfernen?", fragte Meister, der sich als Ko-Vorsitzender der Meissen-Kommission für die Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Anglikanischen Kirche in England engagiert. Er sprach von einem "politischen Desaster", in dem Eitelkeiten, Narzissmus und Missgunst innerhalb der politischen Klasse die Oberhand gewonnen hätten über besonnene Diplomatie und das Gemeinwohl einer Nation.

Der Exekutivsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen, Sören Lenz, wandte sich gegen einen erstarkten Populismus in Europa. Wenn die "Ultra-Brexit-Befürworter" in Großbritannien argumentierten, das Volk habe gesprochen, müsse gefragt werden, wer denn überhaupt das Volk sei, sagte Lenz bei einer Diskussionsveranstaltung der Evangelischen Akademie im Saarland am Samstag im französischen Forbach. Wichtig sei der "Mut zum Widerspruch und dazu Kompromisse zu schließen". Die Kirche spiele dabei eine große Rolle, den Raum zu bieten, um zu reden und auch kontroverse Diskussionen zu führen.