Imam und Pfarrer gemeinsam in der Kita

Imam und Pfarrer gemeinsam in der Kita
Ein evangelisch-muslimisches Kita-Projekt in Düsseldorf soll Toleranz und gutes Miteinander der Religionen fördern. In der evangelischen Kindertagesstätte Steubenstraße im Stadtteil Reisholz kommt neben Diakoniepfarrer Thorsten Nolting in Zukunft auch ein Imam regelmäßig zu Besuch.

Das religionspädagogische Modellprojekt ist eine Kooperation der Diakonie Düsseldorf mit dem Kreis der Düsseldorfer Muslime. "Ich habe bislang schon verschiedene Religionen miteinbezogen, aber ein Muslim kann Wissen über den Islam natürlich besser und fundierter weitergeben", sagte Diakoniepfarrer Thorsten Nolting bei Vorstellung des Projekts. Oft würden nur die Unterschiede der Religionen betont, doch es gebe viele Anknüpfungspunkte. Im Gegensatz zu Erwachsenen seien Kinder offener im gemeinsamen Zusammenleben. "So können sich gute Wurzeln für eine tolerante Gesellschaft entwickeln, und die wirken weiter", äußerte sich der Pfarrer überzeugt.

Im Laufe der kommenden Wochen wird der Imam den Kita-Kindern etwas vom Ramadan berichten, später dann auch zum Opferfest oder dem Geburtstag des Propheten. Anhand eines Gebetsteppiches und Gebetsketten soll den Mädchen und Jugend der muslimische Glaube anschaulich vermittelt werden. Welche weiteren Themen besprochen werden, solle sich nach den Bedürfnissen der Kinder und Eltern richten, wie es hieß.

Mit Gegenwind wird auch gerechnet

Der Kreis der Düsseldorfer Muslime, der ehrenamtlich organisiert ist, freut sich auf das Projekt in der von der Diakonie getragenen Kita. "Wir sind sehr aufgeregt und wollen den Austausch nutzen", sagte der Vorsitzende Dalinc Dereköy. Auf lange Sicht wollen man selbst eigene Kitas entwickeln.

Die Eltern hätten in den Vorgesprächen überwiegend positiv reagiert, sagte Kita-Leiterin Isabell Faßbender. Ein christlich-muslimischer Beirat solle das Projekt begleiten, dem auch Elternvertreter angehören: "Kritische Stimmen respektieren wir, suchen das Gespräch und versuchen, durch Aufklärung Ängste zu nehmen." Die Kindertagesstätte plant, über eine Ausnahmeregelung im Kirchenrecht langfristig auch muslimische Erzieherinnen einzustellen.

Die Kooperationspartner rechnen aber auch mit Gegenwind. "Es gibt Ängste, dass das Projekt politisch instrumentalisiert wird", sagte Nolting. Der Austausch der verschiedenen religiösen Gemeinden, auch mit der jüdischen, sei in Düsseldorf aber sehr gut. Der Düsseldorfer Stadtteil Reisholz wurde laut Diakoniepfarrer bewusst für das Pilotprojekt ausgewählt. In die Kita Steubenstraße gehen Kinder aus unterschiedlichen Ländern, Christen, Muslime sowie ohne Konfession. In dem Stadtteil wird zudem die erste Düsseldorfer Moschee im klassischen Stil mit Minaretten entstehen.