Hessen-nassauische Kirche traut Homosexuelle

Zwei lesbische Frauen
Foto: Boris Roessler/dpa
Zwei lesbische Frauen fotografiert in einem Park in Hessen.
Hessen-nassauische Kirche traut Homosexuelle
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) traut ab Anfang nächsten Jahres auch Homosexuelle. Die Synode beschloss am Freitag in Frankfurt am Main mit großer Mehrheit, auch die Segnung anlässlich einer Eheschließung von Paaren gleichen Geschlechts Trauung zu nennen.

Damit folgt die Kirche der rechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare bei der Eheschließung durch den Bundestag im vergangenen Jahr. Die EKHN segnet gleichgeschlechtliche Paare seit 2002, im Jahr 2013 stellte sie die Segnung Homosexueller mit der Eintragung ins Kirchenbuch der Trauung formal gleich.

Mit der Änderung der sogenannten Lebensordnung der Kirche schaffte die Synode auch den Vorbehalt für Kirchenvorstände oder Pfarrer ab. Sie konnten bisher mit Verweis auf die eigene Glaubensüberzeugung generell die Segnung eines homosexuellen Paares ablehnen. Nun gilt hier die gleiche Praxis wie bei allen Amtshandlungen. Pfarrer können sie nur im Einzelfall ablehnen, aus seelsorglichen Gründen oder wenn sie dem Verständnis der Heiligen Schrift und der Bekenntnisse widersprechen.

Die Trauung Gleichgeschlechtlicher noch immer eine "Zerreißprobe"

Ein im Voraus erwarteter Widerstand von Teilen der Synode gegen die Neuordnung blieb aus. Kirchenpräsident Volker Jung erinnerte in der Debatte daran, dass für manche Pfarrer aus der Propstei Nord-Nassau die Trauung Gleichgeschlechtlicher eine "Zerreißprobe" sei. Aber die Lebensordnung weise selbst darauf hin, dass es hier unterschiedliche theologische Positionen gebe. Eine Pfarrerin oder ein Pfarrer werde bei der Ablehnung einer gleichgeschlechtlichen Trauung deshalb auch künftig keine dienstrechtlichen Konsequenzen erfahren.



Im Fall einer Ablehnung müsse der Kirchenvorstand klären, wie weiter verfahren wird, erläuterte Jung. Die Trauung müsse dann einem anderen Pfarrer übertragen werden. Die Spannung, die die weltweite Christenheit bei dem Thema aufgrund eines unterschiedlichen Verständnisses der Bibel durchziehe, "ist derzeit nicht auslöschbar", gestand der Kirchenpräsident. Die Synode mache mit ihrer Entscheidung jedoch klar, welche Position sie für die EKHN für angemessen hält. Seit Einführung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare im Jahr 2002 haben nach Angaben der EKHN mehr als 320 Paare diese Möglichkeit genutzt. Die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ist unter den 20 Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterschiedlich geregelt. In vielen gilt bereits die "Trauung für alle". In anderen ist weiter von Segnungen die Rede. In einzelnen Kirchen sind Segnungen nur in nichtöffentlichen Gottesdiensten möglich.