Leyendecker: Kirchentag setzt mit Nein zu AfD-Vertretern ein Zeichen

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker
© epd-bild/Friedrich Stark
Kirchentagspräsident Hans Leyendecker hat die Entscheidung verteidigt, keine AfD-Vertreter zum Kirchentag in Dortmund zu zulassen.
Leyendecker: Kirchentag setzt mit Nein zu AfD-Vertretern ein Zeichen
Kirchentagspräsident Hans Leyendecker hat die Entscheidung verteidigt, keine AfD-Vertreter zur aktiven Teilnahme am 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag im kommenden Juni in Dortmund zuzulassen.

"Wir laden keine Hetzer und keine Rassisten ein", sagte er am Dienstagabend in Bielefeld vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen, die Gastgeberin des Kirchentages ist. "Wir können angesichts der rasend rechten Entwicklung dieser Partei nicht taktisch vorgehen." Deshalb setze der Kirchentag an dieser Stelle ein Zeichen und lasse keine AfD-Funktionäre auf Podien und in Diskussionen mitwirken.

Allerdings solle es Foren geben, in denen Menschen zu Wort kommen, die die AfD wählen oder mit der Partei sympathisieren, kündigte der Kirchentagspräsident an. "Wir wollen das Gespräch mit allen suchen, die an wirklichen Gesprächen interessiert sind." Daher sollten sich all jene ausdrücklich eingeladen fühlen, "denen die Versprechen und Positionen der AfD als gute Antworten auf die aktuellen politischen Herausforderungen erscheinen". Auch "stramm konservative Persönlichkeiten" seien im Kirchentagsprogramm als Redner vorgesehen. "Die sozialen Verwerfungen in unserem Land müssen deutlich zur Sprache kommen", sagte der Journalist Leyendecker.



Mit der AfD gelangten überwunden geglaubte primitive Überzeugungen wieder an die Oberfläche, kritisierte er: "Wichtige Vertreter dieser Partei wüten gegen die Erinnerungskultur oder bezeichnen den Terror der Nazis als Vogelschiss in der deutschen Geschichte." Die Entscheidung zum Ausschluss von AfD-Funktionären sei man auch den Menschen schuldig, die vor fast 70 Jahren den Kirchentag auf den Weg gebracht hätten. "Er wurde auch gegründet, weil die Kirche während der Naziherrschaft versagt hatte", sagte Leyendecker. "Die vor uns waren, haben bei verschiedenen Gelegenheiten Flagge gezeigt, und wir tun das jetzt auch", betonte der Kirchentagspräsident unter kräftigem Applaus der Synodalen.

Insgesamt soll der Dortmunder Kirchentag nach den Worten seines Präsidenten theologisch, politisch und unbequem sein. Er wünsche sich einen "Kirchentag der klaren Worte", der die Vielfalt der gesellschaftlichen Positionen in einen Dialog bringe, sagte Leyendecker. Aber nicht nur Probleme und Krisen würden thematisiert, sondern an einem "Ort der guten Nachrichten" würden auch Erfolge und Hoffnung ins Blickfeld gerückt. Ein "Roter Faden Migration" soll sämtliche Programminhalte durchziehen, und das interreligiöse Programm soll "trialogische Veranstaltungen" von Juden, Christen und Muslimen anbieten.

Das komplette Programm des Kirchentags vom 19. bis 23. Juni 2019 mit mehr als 2.000 Veranstaltungen wird im März vorgestellt. Unter anderem soll es 400 Gottesdienste und 800 Konzerte geben. Zu den drei Eröffnungsgottesdiensten werden 80.000 Menschen erwartet, zum anschließenden Abend der Begegnung rund 250.000. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 100.000 Dauerteilnehmern. Das Treffen steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen".