Käßmann kritisiert Bundesregierung wegen Waffenexporten

Margot Käßmann, evangelische Theologin im Ruhestand.
© Holger Hollemann/dpa
Margot Käßmann
Käßmann kritisiert Bundesregierung wegen Waffenexporten
Margot Käßmann will sich als neue Botschafterin des Kinderhilfswerks terre des hommes für die Rechte und den Schutz von Kindern weltweit einsetzen. Sie sei überzeugt von der Kombination aus konkreter Hilfe gegen Gewalt an Kindern und politischer Arbeit zugunsten der Rechte von Mädchen und Jungen, sagte die evangelische Theologin am Dienstag am Sitz der Organisation in Osnabrück.

Sie wolle in Talkshows und öffentlichen Veranstaltungen terre des hommes ins Gespräch bringen, aber auch Hilfsprojekte in verschiedenen Ländern besuchen: "Ich werde mein Bestes tun und freue mich darauf." Käßmann tritt ihr Amt im Januar 2019 an. Schon als Bischöfin der hannoverschen Landeskirche und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatte die heute 60-Jährige mit politischen Aussagen stets klare Kante gezeigt. Bei ihrer Vorstellung für das neue Amt wandte sie sich gleich mit deutlicher Kritik an die Bundesregierung. Früher klagte sie etwa mit dem Satz an "Nichts ist gut in Afghanistan". Diesmal verurteilte sie die deutschen Waffenexporte nach Saudi-Arabien.

Das Thema Jemen muss auf die Tagesordnung

Es sei "schockierend, dass der Krieg im Jemen, in dem viele Kinder gerade verhungern, überhaupt nicht auf der Tagesordnung ist", sagte Käßmann. Nicht dieser Krieg, "in dem deutsche Waffen durchaus eine Rolle spielen", habe dazu geführt, dass die Rüstungsexporte nun eingestellt würden. Das sei erst jetzt, mit Bezug auf den Fall des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi geschehen. "Ich finde das skandalös und finde, dass dieses Thema viel stärker in der Öffentlichkeit diskutiert werden muss."

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Sie persönlich sei grundsätzlich gegen deutsche Rüstungsexporte, weil es einmal geheißen habe, "dass von Deutschland aus nach zwei Kriegen nie mehr Waffen in die Welt gehen sollen". Zumindest müsse aber doch das Gesetz eingehalten werden, dass Waffen nicht in Krisengebiete geliefert werden sollten, forderte die Theologin, die im Sommer nach dem Abschluss ihrer Arbeit als Botschafterin für das 500. Reformationsjubiläum in den Ruhestand verabschiedet worden war.



Sie habe im Ruhestand die Freiheit, sich auf die Themen zu konzentrieren, die ihr immer am Herzen gelegen hätten, sagte Käßmann. Das sei neben dem Engagement für Frieden und für Frauen auch der Einsatz für Kinder. Terre des hommes überzeuge sie auch deshalb, weil das Hilfswerk Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe begegne und sie in den Kampf für Kinderrechte einbeziehe. Zudem setze es auf Bildungsarbeit und habe auch in Deutschland etwa von Gewalt bedrohte Kinder oder unbegleitete Flüchtlingskinder im Blick.

Terre-des-hommes-Vorstandssprecher Albert Recknagel betonte, eben die Fähigkeit Käßmanns, kontrovers zu diskutieren und schwierige Themen anzusprechen, wie auch ihre Glaubwürdigkeit, machten sie zu einer hervorragenden Repräsentantin des Kinderhilfswerks: "Wir passen zusammen."