Evangelische Kirchenbünde: Antisemitismus ist Gotteslästerung

Solidaritätskundgebung mit der jüdischen Gemeinde in Bonn.
© epd-bild/Barbara Frommann
Solidaritätskundgebung mit der jüdischen Gemeinde auf dem Marktplatz in Bonn nach dem antisemitischen Angriff auf einen jüdischen Professor im Juli 2018.
Evangelische Kirchenbünde: Antisemitismus ist Gotteslästerung
Die großen evangelischen Kirchenbünde in Deutschland haben zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November jede Form von Judenhass verurteilt. "Antisemitismus ist kein Phänomen von gestern", erklärten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) am Donnerstag in Hannover.

"Der Anschlag in Pittsburgh, antisemitische Vorfälle in Deutschland sowie die unverminderte Hetze gegen Jüdinnen und Juden im Netz zeigen: Es ist heute weiterhin nötig, allen Formen von Judenfeindschaft und Antisemitismus entgegen zu treten."

"Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen einander aus. Antisemitismus ist Gotteslästerung", fügten die Kirchenbünde hinzu. Zum Novemberpogrom vor 80 Jahren erklärten sie: "Die Bilder von zerstörten Synagogen und verwüsteten jüdischen Geschäften haben sich in das kollektive Gedächtnis unseres Landes eingebrannt. Die Reichspogromnacht gehört für immer zur Erinnerungskultur unseres Landes." Der Widerspruch gegen Judenhass sei nicht nur die Sache einiger weniger, sondern eine Verantwortung aller Christen.

Die Erscheinungsformen des Antisemitismus hätten sich gewandelt, hieß es weiter: "Klassische Formen der Judenfeindschaft nehmen ab, antisemitische Vorurteile sind jedoch in Gestalt einer die NS-Verbrechen relativierenden Sicht der Geschichte und 'antizionistischer' Hetze immer noch stark verbreitet", schreiben Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm für die EKD, Kirchenpräsident Christian Schad für die UEK und Landesbischof Gerhard Ulrich für die VELKD in der 20-seitigen Broschüre "Antisemitismus und was wir dagegen tun können".



Juden sorgten sich aufgrund alltäglicher Erfahrungen mit antijüdischen Anfeindungen um ihre Sicherheit. Gegen jüdische Geschäfte und Einrichtungen gerichtete Anschläge hätten in Frankreich und Dänemark eine Diskussion um "Bleiben oder Gehen" ausgelöst, so die Kirchenleiter. Soziale Medien seien "zu Verbreitungsinstrumenten von Hassbotschaften und antisemitischer Hetze geworden". Dies mache deutlich, wie unvermindert nötig es sei, Judenfeindschaft und Antisemitismus entgegenzutreten.

Mit dem Treffen der lutherischen Landeskirchen hat am Donnerstag die Jahrestagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen. In Würzburg kommen zunächst die Vertreter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zu ihrer Generalsynode zusammen. Am Sonntag wird in der fränkischen Stadt die viertägige EKD-Synodentagung eröffnet. Außerdem trifft sich am Freitag und Samstag die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen.