Fernsehwochenvorschau: "Was glaubt Deutschland?"

"Was glaubt Deutschland? - Die Gerechtigkeit und die Religionen"
© ARD/SWR
Kann man die Welt durch buddhistische Meditation gerechter machen? "Was glaubt Deutschland? - Die Gerechtigkeit und die Religionen" läuft, am Montag (12.11.18) um 23:30 Uhr im ERSTEN.
Fernsehwochenvorschau: "Was glaubt Deutschland?"
Fernsehwochenvorschau vom 10. bis 15. November
Machen Religionen unsere Gesellschaft gerechter? In Judentum, Christentum und Islam ist oft von einem "gerechten" Gott und Schöpfer die Rede. Warum aber ist die Welt dann alles andere als gerecht? Wie erklären die Religionen diesen Widerspruch und welchen Beitrag leisten sie für eine gerechtere Welt? Reporter Steffen König macht sich auf eine Spurensuche quer durch Deutschland. Die Doku läuft am 8. November im Rahmen der ARD-Themenwoche Gerechtigkeit um 23.30 Uhr im Ersten. Und das gibt es sonst noch im TV.

10.11., Tagesschau 24, 20.15 Uhr: "Wir waren doch Nachbarn"

"Ich denke, das war die Zäsur in der Behandlung der Juden in Deutschland und das war letzten Endes eine Zäsur die auch den Weg geebnet hat, die Juden Europas zu vernichten", sagt Reinhard Schramm, Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde in Thüringen. Er meint die Reichspogromnacht am 9. November 1938, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt. Jahrhundertelang war das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in Dörfern und Städten Mitteldeutschlands äußerst wechselhaft. Die Nachbarschaft kennzeichneten mittelalterliche Pogrome, Ausgrenzungen, aber auch lange Phasen friedlichen und fruchtbaren Zusammenlebens. Die Dokumentation von Uli Wendelmann und Denis Kliewer beleuchtet den Ablauf und die Auswirkungen der Reichspogromnacht; vielerorts dauerten das Wüten, der Mob, der Terror allerdings über eine Woche. Wer waren Täter und Opfer vor Ort, wer Helfer und Zuschauer? Wie lief die Reichspogromnacht auf dem Dorf und in Kleinstädten ab? Selbst dort, wo es manchmal nur einen jüdischen Kaufladen oder ein kleines Textil- oder Schuhgeschäft gab, wurden Menschen, die bis dato die Nachbarn waren, gejagt, wurden Haus und Wohnung geplündert. Die letzten noch lebenden jüdischen Augenzeugen, ihre Kinder und Enkel berichten, welche Bedeutung der 9. November 1938 für ihre Familien hatte. Zeitgenossen wie der Kabarettist Bernd-Lutz Lange erzählen von ihrem Interesse an diesem Teil deutscher Geschichte zu DDR-Zeiten.

10.11., Tagesschau 24, 21.02 Uhr: "Es geschah vor aller Augen"

Am 7. November 1938 hatte der 17-jährige deutsch-polnische Jude Herzel Grynszpan in Paris ein Attentat auf den deutschen Legationsrat Ernst von Rath verübt. Dessen Hintergründe, teils politischer, teils persönlicher Art, konnten bis heute nicht restlos geklärt werden. Das Attentat, dem Ernst von Rath am Nachmittag des 9. November erlag, war der hoch willkommene Vorwand für eine Welle von lang geplanten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung, die am Abend und in der Nacht mit aller Wucht über die deutschen Städte und Dörfer hereinbrachen. Die Weisung hierzu kam aus München. Dort traf sich an diesem Tag die NS-Führung mit alten Kämpfern der NSDAP im Bürgerbräukeller im Gedenken an den Hitlerputsch von 9. November 1923. Als angeblich spontanen Akt des Volkszornes und mit Billigung der Parteiführung legten die SA-Trupps Brände in Synagogen, zerstörten jüdische Geschäfte, demütigten, verhöhnten und misshandelten jüdische Bürger. Die "Reichskristallnacht", wie das Pogrom später verharmlosend genannt wurde, war eines der vielen Ereignisse in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur, bei denen die deutsche Bevölkerung direkt mit dem gewaltvollen Antisemitismus und der zerstörerischen Judenverfolgung der Nationalsozialisten konfrontiert und teils auch involviert war. Eingeschlagene Fensterscheiben, zerstörte Geschäfte, Plünderungen, die Aufforderungen, jüdische Geschäfte zu meiden, all dies macht aus der heutigen Perspektive ein Wegschauen, ein "Nichtwissen" unmöglich. Hier setzt der Film ein: Was ging vor in den bayerischen Städten und auch auf dem Land? Was ist wirklich passiert? Wie verliefen die "Aktionen"? Waren sie spontan, wer machte mit, schaute zu? Zeitzeugen kommen zu Wort, jüdische, vor allem aber nicht-jüdische, die die Reichskristallnacht miterlebt haben und sich daran erinnern, wie sie die Geschehnisse erlebten. Auch Aussagen, Erinnerungen aus Tagebüchern bereits verstorbener Zeitzeugen dokumentieren die unterschiedlichsten Erlebnisse. Ein differenzierteres Bild der damaligen Zeit und ihrer Menschen im Umgang mit diesem unerhörten Ereignis entsteht, das in der Rückschau wie das Startsignal für den beispiellosen Völkermord an den Juden gelten kann. Der Film macht verständlich, warum sich Menschen verhalten haben, wie sie sich verhielten.

11.11., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Wie viel soll ich Bettlern geben?"

Am St. Martinstag beschäftigt sich die Reihe "Echtes Leben" mit dem Teilen. Gerade in der Vorweihnachtszeit bitten ja an jeder zweiten Straßenecke Obdachlose und verarmte Menschen um unser Kleingeld. Und nicht nur Bettler, Dogenabhängige und Obdachlose wollen finanzielle Zuwendungen, auch diverse gemeinnützige Organisationen halten uns mit erwartungsvollem Blick die Spendenbüchse unter die Nase. Das kann auch nerven. Oft schauen wir deshalb höflich weg und gehen mit leicht schlechtem Gewissen weiter. Wir können schließlich nicht mit jedem teilen! Aber wem sollen wir etwas geben? Und wie viel? Warum genießen Almosen eigentlich in allen großen Religionen und Philosophien einen so hohen Stellenwert? Ist es trotzdem in Ordnung, wenn wir Bettler bisweilen "nervig" finden oder gar verscheuchen? Und wann kann ich mit gutem Gewissen sagen: "Ich habe genug gegeben!" Zum Auftakt der ARD-Themenwoche "Gerechtigkeit" begibt sich Philipp Engel in die "Bettelzonen" der Innenstädte und redet mit Passanten und Spendensammlern übers Geben und Nehmen.

11.11., ZDF, 9.30 Uhr: "Evangelischer Gottesdienst: Eröffnung der EKD-Synode"

Die Kirche will auch der Ort für junge Menschen sein. Doch viele empfinden die herkömmlichen Formen und Orte als verstaubt. Junge Menschen erzählen von ihrem Glauben und der Suche danach. Wenn im November die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Würzburg zusammentritt, wird sie darüber diskutieren, was die Kirche anders machen kann. Im Gottesdienst zur Synodeneröffnung werden junge Menschen von ihrer Sicht auf die Kirche und den christlichen Glauben sprechen. Die Predigt hält der bayrische Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, der zugleich Vorsitzender des Rates der EKD ist. Für die Musik sorgt die Cappella St. Stephan unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Christian Heidecker.

11.11., 3sat, 15.30 Uhr: "Friedenskonzert der Wiener Philharmoniker aus Versailles"

Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. 100 Jahre später geben die Wiener Philharmoniker und internationale Solisten ein Friedenskonzert in der Königlichen Hofoper in Versailles. Das Programm umfasst unter anderem Werke von Mozart, Beethoven, Ravel, Debussy und Ives. Der Dirigent Franz Welser-Möst hat sehr bedacht mit den Wiener Philharmonikern Werke ausgewählt, die eine friedensbringende Botschaft übermitteln. Das Konzert setzt auf ein musikalisches Miteinander, auf ein gemeinsames Gedenken, aber auch auf Versöhnung und Zuversicht. Und mehr als das: Es verbindet Künstler, Musiker, Solisten aus der ganzen Welt und wird in nahezu fünfzig Ländern live oder als Aufzeichnung übertragen. Damit markiert dieses Konzert eine Brücke zum interkulturellen Dialog über Grenzen hinweg. Hochkarätige Solisten unterstützen dieses Vorhaben: Die Chinesin Yuja Wang zeigt immer wieder eine hohe Virtuosität und frische Interpretation. Dies wird sie auch bei Ravels "Klavier-Konzert für die linke Hand" beweisen. Bei Beethovens "Missa Solemnis" treten internationale Solisten auf, um den Ruf nach Frieden im "Agnus Dei" zu verkünden. Die Sopranistin Elsa Dreisig mit französisch-dänischen Wurzeln, die russische Mezzosopranistin Ekaterina Gubanova, der Tenor Daniel Behle aus Deutschland und der amerikanische Bassist Ryan Speedo Green werden dieses völkerverbindende Anliegen mit den Wiener Philharmonikern und dem Chor Radio France unter der Leitung von Franz Welser-Möst musikalisch umsetzen. Theo Koll vom ZDF-Studio Paris präsentiert diesen außergewöhnlichen Konzertabend.

11.11., Arte, 17.25 Uhr: "Friedenskonzert aus Verdun"

Am heutigen Tag des Waffenstillstands von Compiègne wird unter der Schirmherrschaft von Emmanuel Macron, Jean-Claude Juncker und Peter Altmaier in der Kathedrale von Verdun ein großes Friedenskonzert gegeben. Auf dem Programm stehen das "deutsche" Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart und das "französische" Requiem von Camille Saint-Säens. Dargeboten wird dieses Konzert an diesem besonderen symbolischen Ort in Verdun von einem ausgewählten deutsch-französischen Chor. Die Gesamtleitung liegt in Händen von Maestro Wladimir Spiwakow und seiner Russischen Nationalphilharmonie. Internationale Solisten, darunter Sofia Fomina, Anke Vondung, Ian Storey und Wolfgang Schöne versprechen eine herausragende Aufführung. Die Schlacht von Verdun war eine der längsten und blutigsten des Ersten Weltkriegs. Sie dauerte zehn Monate und forderte rund 700.000 Menschenleben. Es starben 337.000 deutsche und 362.000 französische Soldaten. Das Schlachtfeld von Verdun wurde zu einem Symbol der deutsch-französischen Versöhnung, als Helmut Kohl und François Mitterrand dort im Jahr 1984 Hand in Hand der deutschen und französischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedachten. Auch dieses Konzert lädt in Gedenken an die Opfer zu Andacht und Einkehr ein und setzt ein Zeichen für Aussöhnung.

11.11., Phoenix, 23.15 Uhr: "Gemeinsam gegen das Vergessen"

Während in Deutschland die Debatten um Flüchtlingsströme und muslimischen Antisemitismus brodeln, setzen Juden und Muslime ein gemeinsames Zeichen und besuchen die KZ Gedenkstätte Auschwitz. Erstmals in der Geschichte findet eine solche Reise statt. Die Idee dazu lieferten der Zentralrat der Muslime und die Union Progressiver Juden. 17 junge Erwachsene, Juden aus Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Bayern und muslimische Geflüchtete aus Syrien und Marokko, die heute in Thüringen leben, gedenken gemeinsam den Opfern der Shoa. Das ganze Ausmaß der Grausamkeit und des Rassenwahns der Nationalsozialisten wird an diesem schrecklichen Ort deutlich. Es ist ein mahnendes Zeugnis für den beispiellosen Zivilisationsbruch des 20. Jahrhunderts. Kann dieser Ort auch Hoffnung für die Zukunft stiften? Die Phoenix-Redakteure Eva Wormit und Marlon Amoyal haben die Jugendlichen auf ihrer Reise begleitet. Sie dokumentieren die gemeinsamen Begegnungen einer Reise, die es so noch nie gegeben hat.

12.11., ARD, 23.30 Uhr: "Was glaubt Deutschland?"

Machen Religionen unsere Gesellschaft gerechter? In Judentum, Christentum und Islam ist oft von einem "gerechten" Gott und Schöpfer die Rede. Warum aber ist die Welt dann alles andere als gerecht? Wie erklären die Religionen diesen Widerspruch und welchen Beitrag leisten sie für eine gerechtere Welt? Reporter Steffen König macht sich auf eine Spurensuche quer durch Deutschland. Er lässt sich von persönlicher Neugier und von journalistischem Gespür leiten. Er blickt hinter die Kulissen des religiösen Alltags und der religiösen Rituale. Er fragt nach Gottesbildern, nach heiligen Schriften und religiösen Autoritäten, nach Glaubenserfahrungen, Tabus, Regeln und Riten und er will wissen, wie sich Menschen ein Leben nach dem Tod vorstellen. König trifft auch Menschen, die an keinen Gott glauben und keiner Religion angehören. Wie lebt, wer nicht glaubt? Nach welchen Prinzipien gestalten Atheisten ihr Leben? In Duisburg-Marxloh packt König in einer katholischen Kleiderkammer mit an und lernt Pater Oliver Potschien kennen, der ein sozial-pastorales Zentrum leitet. Hier geht es nicht um Almosen, sondern um Bildung, Chancen, Perspektiven. In Ulm schildert Rabbiner Shneur Trebnik, welche Regeln für einen gläubigen Juden gelten, der sich an der Gerechtigkeit Gottes orientiert. Der Frankfurter Martin Wagner hat dagegen einen "Gottlosen-Stammtisch" gegründet und erzählt, warum und wie er sich für eine gerechte Gesellschaft engagiert. König besucht eine junge Mannheimer Muslima in einem Jugendzentrum; sie gibt dort Kurse für Mädchen und setzt sich für Chancengleichheit ein. Und schließlich widmet er sich auch der buddhistischen Meditationspraxis und fragt nach, ob man damit einem gerechten Leben näher kommt.  König konfrontiert seine Gesprächspartner mit hartnäckigen Fragen und bringt dabei auch eigene Erfahrungen und Haltungen ein. Er will genau wissen, wer was glaubt in Deutschland: kritisch, aber nicht respektlos, auf Werte bezogen, aber nicht durch Vorurteile abgelenkt. So ist der Film auch Ratgeber, der informieren und nicht bevormunden, dafür aber Orientierung schaffen will.

13.11., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Mutig, cool und unverschleiert"

Marlene Löhr und Seyran Ates sind Musliminnen. Sie träumen von einer Moschee, in der Männer und Frauen gemeinsam beten können und in der ein liberaler Islam gelebt wird. Mit der Gründung der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee geht 2017 ihr Traum in Erfüllung. Doch die Realität holt die beiden Frauen schnell ein: Morddrohungen und Personenschutz durch das LKA gehören bald zu ihrem Alltag. Wie hoch ist der Preis, den sie für ihren Traum zahlen? "Der halbe Himmel gehört uns Frauen, sagt Marlene, die vor drei Jahren zum Islam konvertierte und irgendwann feststellen musste, dass tradierte Wertvorstellungen eines konservativen Islam-Verständnisses nicht zu ihrem Leben passen. Sie ist überzeugt, dass Gleichberechtigung im Islam kein Widerspruch in sich sein muss. Heute ist sie die Pressesprecherin der ersten liberalen Moschee in Berlin, in der Männer und Frauen nebeneinander beten und in der Frauen die Predigten leiten. Sie sei schon lange eine Suchende gewesen, so beschreibt sie sich selbst. Zunächst christlich, erfährt sie über ihren damaligen marokkanischen Mann, von dem sie mittlerweile getrennt ist, vom Islam. Sie liest den Koran und konvertiert. Doch die Besuche in den gängigen Moscheen sind für die 33-Jährige oft frustrierend. Frauen würden dort meist behandelt wie Menschen zweiter Klasse, sagt sie. Dann entdeckt Marlene in der Presse Berichte über die Ibn-Rushd-Goethe Moschee, eine liberale Gemeinde, die von der prominenten Menschenrechtsaktivistin und Anwältin Seyran Ates eröffnet werden soll. Güner Yasemin Balci ist dabei, als die Frauen sich zum ersten Mal begegnen und begleitet die beiden ein ganzes Jahr lang auf ihrem beschwerlichen Weg, eine Moschee zu etablieren, die so ganz anders sein will als alle anderen: Hier dürfen auch gleichgeschlechtliche und religionsübergreifende Ehen geschlossen werden, Frauen können auch unverschleiert beten. Manche der Besucher finden das "cool", für die allermeisten muslimischen Organisationen in Deutschland aber ist es ein Affront. Sie reagieren mit heftiger Kritik. Anfeindungen und Morddrohungen gehören mittlerweile zum Alltag von Marlene und Seyran. Auch innerhalb der Gemeinde kommt es zu Problemen. Ein Imam ist bis heute nicht gefunden, denn so ein liberales Islam-Verständnis ist für alle Beteiligten gefährlich. Ates lebt seit Längerem unter Polizeischutz, und auch Marlene ahnt, dass ihre Tage in Freiheit gezählt sind. Die Moschee-Gründerin Ates wird rund um die Uhr von mehreren Personenschützern bewacht. Nicht alle Gemeindemitglieder sind so mutig. Einige der einstigen Mitstreiter sind inzwischen abgesprungen. Nicht selten sind diese Austritte aus der Gemeinde auch mit persönlichen Enttäuschungen für die beiden Frauen verbunden. Trotzdem oder gerade deshalb wollen beide weitermachen. "Ich merke, dass wir hier etwas ganz Einzigartiges, Großes machen. Das Ziel der beiden Frauen sind weitere Moscheen in ganz Europa. Nach einem Jahr hartem Kampf ist klar: In Wien wird die nächste liberale Moschee entstehen.

13.11., Arte, 20.15 Uhr: "Die Hälfte der Welt gehört uns"

Für ihr politisches Engagement wurden sie verspottet, eingesperrt und gefoltert. Aber beirren ließen sie sich nie. Das Vorgehen von Marie Juchacz, Anita Augspurg, Emmeline Pankhurst und Marguerite Durand war so unterschiedlich wie ihre Charaktere. Gemeinsam war ihnen die Position an der Spitze des Kampfes Tausender Frauen um das Wahlrecht, quer durch Europa. Sie wollten frei sein, mitbestimmen und die gleichen Rechte wie Männer. Der Schlüssel dafür war das Frauenwahlrecht. Denn die Hälfte der Welt gehört ihnen. Die Dokumentation taucht ein in eine Zeit, in der Frauen und Politik nach gängiger Auffassung einen Gegensatz darstellten und die Idee der Gleichberechtigung geradezu verrückt erschien. Dass vermeintlich unüberwindbare Barrieren vor hundert Jahren in Deutschland und später auch in England und Frankreich durchbrochen wurden und Frauen die politische Teilhabe zugestanden wurde, ist dem unermüdlichen Kampf beeindruckender Frauen zu verdanken: Juchacz, die als Arbeiterin und Sozialistin als erste Frau vor der Weimarer Nationalversammlung sprach; Augspurg, die als Schauspielerin, Fotografin und zugleich erste deutsche Doktorin der Jurisprudenz ihre ganze Energie, Redegewandtheit und Bildung in die Sache der Frauen investierte; Pankhurst, die als freiheitsliebende Bürgerin in den Kampf um das Frauenwahlrecht in Großbritannien eintrat. Und Durand, die sich in den Pariser Salons ebenso für Frauenrechte einsetzte wie mit ihrer feministischen Tageszeitung "La Fronde".

13.11., Arte, 23.40 Uhr: "Virgin Tales"

Die Wilsons sind eine neunköpfige evangelikale Familie, die in Colorado Springs lebt. Sie sind die Begründer der sogenannten Purity Balls, bei denen Töchter im Abendkleid von ihren Vätern begleitet werden und gemeinsam ein Gelübde ablegen, dass das Mädchen bis zur Ehe keusch bleibt. Inzwischen werden diese Bälle in 48 Staaten der USA gefeiert. Und die fünf Wilson-Töchter, die nur einen Mann heiraten wollen, der genauso ist wie ihr Vater, sind die Vorzeige-Jungfrauen der USA: jung, charmant und jeden noch so scheuen Kuss vor der Ehe verteufelnd. Auch die Söhne vertreten strikt die Haltung, eine Frau das erste Mal vor dem Traualtar zu küssen. Die Wilsons sind ein lebendiges Beispiel dafür, wie stark das Konzept "Jungfräulichkeit" auch heute noch das Leben junger Frauen beeinflussen kann, und das in einem westlichen Land, das als aufgeklärt und als Hort der Freiheit und Heimat der selbstbestimmten jungen Frauen gilt.So passiv, wie die Frauen der Purity-Bewegung sich in Bezug auf Sex verhalten sollen, genauso passiv sollen sie auch in allen anderen Lebensbereichen auftreten. Feminismus ist ein Schimpfwort. Die Frau gehört an den Herd, nicht in eine berufliche Laufbahn. Sie soll ihrem Mann dienen, der von Gott zum Führer der Frau auserkoren wurde. Die Wilsons fordern nicht nur Reinheit im sexuellen Sinn, sondern auch im geistigen und emotionalen: Die Kinder sollen sich vor der Ehe nicht verlieben, und bereits sexuelle Gedanken sind eine Sünde. Alle sieben Kinder der Wilsons zeigen sich absolut im Einklang mit diesem Gebot. Dieses Einverständnis mit den Eltern mag auf die fast vollkommene Abschottung von der Außenwelt zurückzuführen sein. Von frühester Kindheit an wurden die sieben Wilson-Sprösslinge wie rund eine Million andere evangelikale US-Kinder zu Hause unterrichtet. Hier lernen die Jungen neben Bibelzitaten vor allem, wie sich ein tugendhafter männlicher "Führer" zu verhalten hat, und die Mädchen, wie man dem zukünftigen Ehemann ein gemütliches Heim bereitet. Kontakt zu Gleichaltrigen kommt lediglich beim Kirchenbesuch und den regelmäßig stattfindenden "Teas" zustande, bei denen die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern über ihren Glauben sprechen und sich gegenseitig darin bestärken, dass ihre Lebensform die einzig wahre sei.

13.11., Tagesschau24, 19.15 Uhr: "Der Antisemitismus-Report"

Das jüdische Restaurant Schalom in Chemnitz wird Ende August von einer Gruppe Neonazis überfallen, der Eigentümer leicht verletzt. Judenfeindliche Pöbeleien, Beleidigungen, Schmierereien: Das kennt er seit vielen Jahren. Ein Angriff mit Steinen und Flaschen aber ist eine neue Gefahr. Antisemitismus ist in Deutschland lauter und bösartiger geworden. Einerseits haben 78 Prozent der befragten Juden einer Untersuchung zufolge das Gefühl, Antisemitismus habe deutlich zugenommen. Offene Anfeindungen und Angriffe gingen dabei häufig von Muslimen aus. Andererseits zeigen Studien, dass der Anteil der Bevölkerung, der antisemitischen Vorurteilen anhängt, seit Jahren sinkt. Wird das Problem also nicht ausreichend oder wird es sogar zu stark thematisiert? Adrian Oeser sortiert in seinem Film Fakten und Einschätzungen. Er besucht eine jüdische Familie in Frankfurt am Main, in der es nicht anders zugeht als in den meisten anderen deutschen Familien. "Wir leben nicht koscher", sagt die Mutter, "wir essen alles, was uns schmeckt." Die drei Kinder berichten, dass sich die Stimmung aber sofort dreht, wenn im Alltag deutlich wird, dass sie Juden sind; da kommt dann zum Beispiel die Frage auf, ob Juden denn Steuern zahlen müssten. Es ist diese Mischung aus Unkenntnis, Vorurteilen und zunehmend auch offener Aggression, die das Lebensgefühl beeinflusst, Vorsicht und Ängste auslöst. "Wir haben in der Familie diskutiert, ob wir vor die Kamera gehen oder nicht", sagt die Mutter im Interview. "Vielleicht sollte nicht unbedingt jeder wissen, dass wir Juden sind. Man macht sich angreifbar." Oeser spricht mit Fachleuten und Betroffenen, besucht rechtsextreme Versammlungen, antiisraelische Veranstaltungen und Präventionsprojekte. Eine aktuelle Umfrage lotet die Haltung der Bevölkerung aus. Danach halten die meisten Antisemitismus heute vor allem für ein Problem von Muslimen und Rechtsextremen. Stimmt das? Und wo schlägt politische Kritik am jüdischen Staat Israel um in Judenfeindschaft? Brisante Fragen, denen der Film mit Zahlen, Daten und Begegnungen mit Betroffenen nachgeht.

14.11., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Gnade vor Recht?"

Selbst in einem Rechtsstaat entspricht Recht nicht immer dem persönlichen Gerechtigkeitssinn. Wenn ein Flüchtling, der gut integriert ist und einen Job hat, abgeschoben wird, mag das juristisch korrekt sein, aber ist es gerecht? "Stationen" fragt: Wie gehen wir mit einem Menschen um, der aus Unachtsamkeit den Tod eines Menschen verursacht hat? Ist er nicht gestraft genug? Gilt hier nicht Gnade vor Recht? In vielen Bereichen kann Gerechtigkeit an Grenzen geraten, wenn nicht mehr eindeutig ist, was nun gerecht oder ungerecht ist. Irene Esmann erzählt Geschichten von Recht und Gnade, Schuld und Vergebung.

14.11., BR, 22.00 Uhr: "DokThema: Flug MH XXR - Das Ende der Willkommenskultur?"

Bundespolizist Christian K. arbeitet am Münchener Flughafen. Der 36-jährige hat bereits Dutzende Abschiebungen nach Asien, Afrika oder Südamerika begleitet. Nun bereitet er eine Sammelabschiebung von 44 Personen nach Afghanistan vor. Die sogenannten "Schüblinge" kommen aus der ganzen Bundesrepublik nach München. Was kostet eine solche Sammelabschiebung, wer bezahlt das und warum bekommen die Beamten die Maschine nicht voll? Sind wir zu dumm zum Abschieben? "DokThema" begleitet die Bundespolizei und zeigt das bürokratische Räderwerk, das einer Sammelabschiebung per Flugzeug vorausgeht. Seit 27 Jahren engagiert sich der Arbeitskreis Asyl für Flüchtlinge und Integration. Über 100 Mitglieder zählt der Verein. Im September 2015 herrschte hier eine regelrechte "Willkommen-Euphorie". 2018 ist davon wenig übriggeblieben. Ernüchterung macht sich breit. Wen schützen wir? Was kann ich dabei tun? Wer ist würdig, wer nicht? Fragen, die immer mehr Mitglieder stellen und die zum Teil sehr kontrovers diskutiert werden. Oder wird die Willkommenskultur nur von den Politikern zu Ende geredet? Die Sendung konfrontiert Politiker, Kirchenvertreter, Befürworter und Kritiker der aktuellen Abschiebepraxis mit den Recherchen. Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer kommen zu Wort, die sich für die Integration von Asylbewerber stark machen. Welche Probleme haben die Polizisten, welche die Helfer? Was macht die aktuelle Flüchtlingspolitik mit ihnen? Anhand von Kaufbeuren zeigt die Sendung, wie sich die Situation in den Kommunen darstellt.

15.11., WDR, 22.40 Uhr:  "Menschen hautnah: Arm trotz Arbeit"

Dreiviertel aller Frauen zwischen 15 und 65 Jahren arbeiten in Deutschland. Mehr als die Hälfte von ihnen verdient maximal 1.500 Euro netto im Monat. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, oft wegen der Kindererziehung, oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen und müssen alle möglichen Jobs annehmen, um überhaupt auf 1.500 Euro im Monat zu kommen. Eine Frau reinigt an fünf Tagen in der Woche Krankenhausbetten. Bis zu 23 Betten muss sie in einer Schicht schaffen. Sie 1.150 Euro netto im Monat. Ein Restaurantbesuch ist fast unmöglich. "Der Fehler liegt im System", sagt eine Frau. Vor allem die Wertschätzung von arbeitenden Müttern sei im Ausland viel größer. Sie hat in den Niederlanden Sozialwissenschaften studiert und nach ihrem Uni-Abschluss sofort einen gut bezahlten Job in Maastricht gefunden. Als sie wegen ihrer Familie zurück nach Deutschland zog, dauerte es zwei Jahre, bis sie einen neuen Job fand. Sie arbeitete als Marketingangestellte in Teilzeit und verdiente 1.300 Euro netto. Sie war noch in der Probezeit, als ihre beiden Kinder krank wurden und sie eine Woche zu Hause bleiben musste. Das kostete sie ihre neue Arbeitsstelle. Jetzt ist sie wieder auf Jobsuche und hofft, eines Tages auch in Deutschland einen gut bezahlten Job zu finden.
Die Sendung beschreibt, wie diese Frauen die Doppelbelastung Arbeit und Haushalt bewältigen und fragt, warum immer noch so viele Frauen so wenig verdienen.

15.11., WDR, 23.25 Uhr: "Todkrank - und selber schuld?"

Marnie Gröben macht eine Ausbildung zur Reitlehrerin - bis der Tritt eines Pferdes bei der 22-Jährigen eine seltene neurologische Krankheit auslöst. Ihr Fuß schwillt immer mehr an, entzündet sich, eine Blutvergiftung kommt hinzu, Zellen sterben ab, ihr Leben steht auf Messers Schneide. Sie fällt ins Koma und überlebt nur knapp. Schließlich wird Marnie auch noch ein Unterschenkel amputiert. Die heimtückische Krankheit ist eindeutig die Folge des Arbeitsunfalls, sagt eine namhafte Gutachterin von der Uniklinik Düsseldorf. Doch Marnies private Unfallversicherung will zunächst nicht zahlen. Die Versicherung beauftragt ein weiteres Gutachten - und darin heißt es, ihre Krankheit könnte auch psychische Ursachen haben. Es folgen weitere Gutachten, davon viele nach Aktenlage, also ohne Marnie selbst zu untersuchen. Schließlich verdächtigt ein Gutachter die junge Frau sogar, an ihrer Krankheit selber schuld zu sein, und spekuliert, dass sie sich selbst verletzt haben könnte. Marnie kämpft an zwei Fronten, gegen die Krankheit und gegen die Versicherung. Weil Marnies Unfallversicherung lange nicht zahlt, können ihre Eltern ihr Haus nicht behindertengerecht umbauen. Das elterliche Wohnzimmer muss ihr zum Leben reichen, die Zukunftsaussichten sind ohne jeden Verdienst düster. Zwischendurch wohnt sie sogar eine Zeit lang im Altenheim, weil sie dort besser gepflegt werden kann. Trotz der Amputation, trotz eines Lebens im Rollstuhl lässt sich Marnie nicht unterkriegen. Auch wenn mittlerweile auch das zweite Bein von der Nervenkrankheit befallen ist, gibt sie wieder Reitunterricht. Sie trifft Freunde, spielt in einer Behindertensportgruppe Badminton und Tischtennis - und hofft weiterhin, dass sie eines Tages mit dem verbliebenen Bein und einer Prothese wieder laufen kann. Schließlich, nach Jahren, kommt es nicht zuletzt dank der Recherche des Filmteams zu einer Einigung mit ihrer privaten Unfallversicherung, sie zahlt einen Teil der Schadenssumme. Die finanziellen Sorgen sind nun endlich gemildert. Doch Marnies Leben wird nie wieder dasselbe sein. Sie kann nicht mehr darauf vertrauen, dass Menschen, die in Not geraten, auch geholfen wird.

15.11., SWR, 23.15 Uhr: "Sklavinnen des IS"

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit im Nordirak. 2014 werden viele junge jesidische Frauen von den Terroristen des "Islamischen Staates" versklavt. David Evans stellt zwei von ihnen vor. Shirin und Lewiza sind vom "IS" verschleppt, verkauft und über Monate vergewaltigt worden. Schließlich gelang ihnen die Flucht nach Deutschland. Sie wurden in ein Rettungsprogramm aufgenommen, das Baden-Württemberg unter Leitung des Traumatologen Jan Ilhan Kizilhan 2015 ins Leben gerufen hatte. Er ist überzeugt, dass die seelischen Verletzungen der jungen Frauen nur geheilt werden können, wenn ihnen auch juristisch Gerechtigkeit widerfährt. Deshalb bringt er Shirin und Lewiza mit dem renommierten britischen Juristen Philippe Sands zusammen, einem Experten für Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Suche führt über einem Zeitraum von drei Jahren vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bis hin zur höchsten Klageinstanz der Bundesrepublik, dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe. Hinter dem persönlichen Genesungsweg der beiden traumatisierten jungen Frauen steht eine universelle Frage: Wie sollen demokratische Staaten mit den unmenschlichen Verbrechen des "IS" umgehen? Der Autor fragt: Hat Europa den politischen Willen, die Drahtzieher des Islamischen Staates vor Gericht zu stellen? Wird sich der "IS" jemals für die Verbrechen, die er im Nordirak und Syrien begangen hat, vor Gericht verantworten müssen? Seiner Ansicht nach verrät Europa mit seiner Haltung einen Teil seines rechtsstaatlichen Erbes, dessen Fundament im Nachkriegsdeutschland mit den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen gelegt wurde.

15.11., Tagesschau24, 19.15 Uhr: "Geheimnisvolle Orte - Die Synagoge mit der goldenen Kuppel"

Die "Neue Synagoge" in Berlin ist immer mehr gewesen als ein Prachtbau mit goldener Kuppel. Der Film von Marina Farschid erzählt die wechselvolle Geschichte und erweckt das Gebäude in all seiner Pracht zu neuem Leben. Als die "Neue Synagoge" 1866 eingeweiht wurde, kam selbst der preußische Ministerpräsident und spätere Reichskanzler Bismarck und war beeindruckt vom Bau mit der goldenen Kuppel. Diese Synagoge erinnerte - ganz bewusst - an die spanische Alhambra. Ein Wunder der Baukunst; und der Politik. Die "Neue Synagoge" war ein sichtbares Zeichen der Toleranz und Akzeptanz gegenüber Juden und gleichzeitig eine Provokation für Antisemiten: Sie war ein Symbol für das Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinschaft. Die Hoffnung, in der deutschen Gesellschaft angekommen zu sein, trug über sechs Jahrzehnte und zerbrach endgültig in der Pogromnacht am 9. November 1938. Ein preußischer Polizeibeamter rettete die "Neue Synagoge" damals vor dem Feuer, aber 1943 wurden große Teile des Gebäudes in einer Bombennacht zerstört. Erst in den 1990er Jahren wurde die Synagoge als "Centrum Judaicum" mit restaurierter Fassade und neugebauter Kuppel wieder aufgebaut, doch ohne ihr Herzstück, die große Hauptsynagoge. Hinter den verglasten, konservierten Ruinenteilen verbergen sich noch immer rätselhafte unbekannte Geschichten, über die unter anderem der langjährige Direktor des Centrum Judaicum, Hermann Simon, und Ruth Winkelmann, ehemalige Schülerin der nahegelegenen Mädchenschule, berichten. Der Film erzählt von einer bis heute in vielen Teilen verschwundenen Kunstsammlung, von entdeckten Inschriften von NS-Gefangenen, von einer heimlichen Bar Mizwa unter den Augen der Nazis und von der Chuzpe ostdeutscher Juden und weitsichtiger SED-Genossen, die den vollständigen Abriss der Synagoge verhinderten. Die Schönheit dieses faszinierenden Baus ist heute nur noch zu erahnen und wird durch einzigartige Animationen und Fotos wieder erlebbar.