Aachener Friedenspreis für Satireaktionen und Menschenrechtler

Die diesjährigen Trägerinnen und Träger des Aachener Friedenspreises
Foto: epd-bild/Gudrun Petersen
Die diesjährigen Trägerinnen und Träger des Aachener Friedenspreises sind das Aktivistenkollektiv "Peng" und rechts die beiden Mitarbeiter von der Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation "Concern Universal Colombia".
Aachener Friedenspreis für Satireaktionen und Menschenrechtler
Seit 30 Jahren wird der Aachener Friedenspreis verliehen. 1988 stand noch der Ost-West-Konflikt im Mittelpunkt. Mit den aktuellen Preisträgern rückt der Friedenspreis die Themen Menschenrechte, Rüstungsexporte und soziale Missstände in den Blick.

Der Aachener Friedenspreis ehrt in diesem Jahr Friedensarbeit in Kolumbien und Satireaktionen gegen Rüstungskonzerne und soziale Missstände. Die jeweils mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Samstagabend an die kolumbianische Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation "Concern Universal Colombia" und das Berliner Aktivistenkollektiv "Peng!" verliehen.

"Concern Universal Colombia" und "Peng!"

Das "Peng!"-Kollektiv verstehe es auf originelle Weise, "mit seinen satirischen, subversiven und grenzüberschreitenden Aktionen den Finger in die Wunde zu legen und uns die Verflechtungen zwischen der globalen und der lokalen Ebene zu erklären", sagte Christoph Kriescher, Vorstandsmitglied des Aachener Friedenspreis-Vereins, bei der Preisverleihung in der Aachener Aula Carolina. Die Gründer von "Concern Universal Colombia", Siobhan McGee und Jaime Bernal-Gonzales, würdigte er für ihren Einsatz für Frieden und Menschenrechte in Kolumbien.

Klimawandel und soziale Kluft sind die Herausforderungen

Auch 30 Jahre nach der Verleihung des ersten Aachener Friedenspreises seien Widerstand und Protest "nach wie vor unverzichtbar und wichtig", betonte Vorstandsmitglied Kriescher. Während 1988 noch ganz im Zeichen des Ost-West-Konflikts gestanden habe, gebe es heute neue Herausforderungen wie die globale Klimakatastrophe oder eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich.

Die Organisation "Concern Universal Colombia" wurde in den 1980er Jahren von der walisischen Entwicklungshelferin Siobhan McGee und dem kolumbianischen Lehrer Jaime Bernal ins Leben gerufen. Sie betreibt den Aufbau von Kleinstbetrieben, Kinderbetreuung und Seniorenbildung sowie politische Bildung zum Thema Menschenrechte. Inzwischen ist das Projekt nach eigenen Angaben mit fast 100 Mitarbeitern in vielen Stadtteilen von Ibagués und in der gesamten Provinz Tolima aktiv.

Arbeit mit indigenen Gruppen

Ein neuer Schwerpunkt sei inzwischen die Arbeit mit indigenen Gruppen im Süden der Provinz, hieß es. Programmleiter Jaime Bernal-Gonzales beteiligt sich darüber hinaus am Friedensprozess zwischen Regierung und Rebellen. Ziel der Projekte sei es, Bürgerkriegsflüchtlinge besser zu integrieren und die Aussöhnung verfeindeter Bevölkerungsgruppen zu fördern, erklärte Bernal-Gonzales am Samstag in Aachen.

Das Künstler- und Aktivistenkollektiv "Peng!" wurde für seine "mutigen, kreativen und humorvollen Aktionen im Internet und in den Medien" geehrt. Die Mitglieder infiltrieren Veranstaltungen mit falschen Identitäten und starten Fake-Kampagnen. Damit wollten sie Ungerechtigkeiten anprangern und zu zivilem Ungehorsam ermuntern, sagte "Peng!"-Aktivist Conny Runner. Ein großer Schwerpunkt liege dabei auf Friedensthemen.

Friedenspreis der Waffenindustrie

Unter anderem verbreitete das Kollektiv im Namen des Bundesarbeitsministeriums eine Entschuldigung für die Hartz IV-Gesetze. Es verkündete den Rückruf aller Heckler & Koch-Waffen in den USA und warnte auf einer der Bundeswehr-Werbeseite nachempfundenen Website vor den Gefahren deutscher Auslandseinsätze. An einen Rüstungsmanager verliehen "Peng!"-Aktivisten den Friedenspreis der Waffenindustrie.



Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich in ihrem Umfeld für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Er wird von rund 50 kirchlichen, politischen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Gruppen sowie von etwa 350 Einzelpersonen getragen, die im Verein "Aachener Friedenspreis" zusammengeschlossen sind. Die Preisverleihung ist traditionell am Antikriegstag am 1. September.