TV-Tipp: "Ein schrecklich reiches Paar"

Altmodischer Fernseher steht auf Tisch.
Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Ein schrecklich reiches Paar"
11.6., 3sat, 20.15 Uhr
Das Ehepaar Eva und Rainer Klüber hat in dieser Komödie mit dem etwas einfallslosen Titel "Ein schrecklich reiches Paar" die vermeintlich ideale Basis für eine ungetrübte Beziehung gefunden: Sie darf frei und schön sein, er ist reich und meistens weg. Als ein Allerweltsstreit in den Vorschlag mündet, sich scheiden zu lassen, gibt es ein böses Erwachsen für Eva: Laut Ehevertrag bekommt sie keinen Cent. Also inszeniert sie ihre Entführung, nicht ahnend, dass der Gatte, ein vermeintlich millionenschwerer Investor, pleite ist. Weil Rainer sie aber immer noch liebt, überschreibt er die Villa seinem Freund und Anwalt, verkauft seine Nobelkarossen und kratzt auf diese Weise die geforderten drei Millionen zusammen.

Zunächst wirkt die Handlung eher schlicht, zumal Lisa Martinek die weibliche Hauptfigur konsequent aufs Luxusweibchen reduziert: Außer Shoppen scheint es in Evas Leben nichts zu geben. Thomas Heinze legt seinen Rainer von Anfang an differenzierter an, weshalb seine ungebrochene Zuneigung auch wesentlich glaubhafter ist als die später wieder entdeckten Gefühle seiner Gattin. Das Schöne an den Drehbüchern der schreibenden Schauspielerin Edda Leesch ist aber ihre Kunst, auch triviale Geschichten eine stets vergnügliche und oft auch anspruchsvolle Verpackung zu geben (als Beispiel für viele: "Das Glück ist eine Katze"). Bei "Ein schrecklich reiches Paar" liegt der Reiz nicht zuletzt im Gegensatz, denn Leesch konterkariert die Titelfiguren mit einem zweiten Paar: Franz und Ida (Rafael Gareisen, Anna Herrmann) sind sauer auf Rainer, weil der schuld ist, dass Franz seinen Job in einer Werft verloren hat. Der Betrieb war dem Investor egal, ihm kam’s nur auf das Grundstück an. Das Pärchen hat sich bereits mit antikapitalistischen Parolen auf der Hauswand gerächt; als Eva sie dabei erwischt, wie sie mit Farbbomben auf die Fensterscheiben werfen, überredet sie die beiden, die Entführung zu fingieren.

Natürlich weidet sich der Film an den Kontrasten: hier der unübersehbare Wohlstand der Klübers, nicht zuletzt verbildlicht durch Evas begehbaren Kleiderschrank mit Dutzenden von Schuhpaaren, dort die schlichte Gemütlichkeit des idyllisch gelegenen und entsprechend ansprechend gefilmten Waldhäuschens mit Plumpsklo und Dusche unter freiem Himmel. Eva und Rainer kommen in den Genuss dieses "Zurück zur Natur"-Gefühls, weil Eva zur betrogenen Betrügerin wird: Franz und Ida zahlen ihr ihre Arroganz heim, machen sich mit dem Geld aus dem Staub und genießen ein vorübergehendes Schwelgen im Reichtum. Als Rainer den bis auf ’n Appel und’n Ei leeren Koffer mit dem Lösegeld entdeckt und so seiner Gattin auf die Schliche kommt, dreht er den Spieß um und schaut fortan schmunzelnd dabei zu, wie die verwöhnte Eva das Leben von seiner einfachen Seite kennen lernt. Im Zuge gegenseitiger Geständnisse und Bekenntnisse kehren auch die einstigen Gefühle füreinander zurück.

Gespielt ist das alles recht hübsch, gerade Heinze macht großen Spaß, weil er seine Figur einerseits mit Süffisanz versieht, andererseits aber selbst als "Heuschrecke" sympathisch bleibt. Die beiden Eheleute entdecken Seiten am anderen, die ihnen bislang verborgen geblieben sind, weil sie sich mit der Oberfläche begnügt haben, und natürlich lernt schließlich auch Eva noch ihre Lektion. Regie führte Neelesha Barthel, deren Debüt die sehenswerte deutsch-indische Multikulti-Kinokomödie "Marry Me!" (2015) war. Gemessen an der Originalität dieses mit vielen überraschenden Zutaten gewürzten Films ist "Ein schrecklich reiches Paar" bloß guter Fernsehdurchschnitt. Die Botschaft, Geld allein mache nicht glücklich, mag gleichfalls nicht sonderlich originell sein; dank diverser amüsanter Drehbucheinfälle ist die Komödie dennoch ein vergnüglicher Zeitvertreib.