TV-Tipp: "Das Wunder von Kärnten" (3sat)

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TV-Tipp: "Das Wunder von Kärnten" (3sat)
19.12., 3sat, 20.15 Uhr
Ein Mädchen ist in einen Teich gefallen. Es war rund dreißig Minuten unter Wasser. Stundenlang kämpfen die Ärzte mit zum Teil waghalsigen und unkonventionellen Methoden um ihr Leben.

Der Titel nimmt es vorweg: Die Rettung gelingt. "Das Wunder von Kärnten" ist ein ungewöhnlicher Film, und das nicht nur, weil er weitgehend auf die üblichen Versatzstücke aller Arztgeschichten verzichtet. Schon das Konzept ist mutig: Das Drama ist über weite Strecken ein Kammerspiel, weil sich die Handlung überwiegend im Operationssaal abspielt. Die Beteiligten sind größtenteils vermummt, so dass den Schauspielern als Handwerkszeug im Grunde nur die Augen bleiben, um Furcht, Hoffnung oder Trauer zum Ausdruck zu bringen. Der Dialog beschränkt sich, dem Schauplatz entsprechend, minutenlang auf knappe Anweisungen.

Dies allein wäre für einen Fernsehfilm bereits bemerkenswert, schließlich funktionieren solche Produktionen in der Regel über das Wort. In diesem Fall kommt hinzu, dass auch die Musik - sofern man von Musik überhaupt sprechen kann – eine ungewöhnliche Rolle spielt. Die elektronischen Klänge (Matthias Weber), mitunter bloß ein dumpfes Pochen, bilden gemeinsam mit typischen OP-Geräuschen etwa des Absaugers einen ungemein stimmigen Sound-Teppich. Nicht minder entscheidend sind Schnitt (Daniel Prochaska, der Sohn des Regisseurs) und Bildgestaltung (Thomas Kiennast); beide haben großen Anteil an der Dynamik, die der Film entfaltet. Gerade die Szenen im Operationssaal bekommen auf diese Weise eine enorme Intensität, ohne dabei je hektisch zu wirken. Andererseits gibt es auch immer wieder lange Passagen ohne Schnitt. Gerade bei den Außenaufnahmen fängt die agile Handkamera perfekt die Panik der Eltern ein, als sie feststellen, dass ihre kleine Tochter verschwunden ist.

Regisseur Andreas Prochaska, Regisseur der ZDF-Reihe „Spuren des Bösen“, hat „Das Wunder von Kärnten“ meisterlich inszeniert, zumal die Geschichte im Grunde überschaubar ist. Wie fesselnd die Umsetzung des Drehbuchs (Christoph Silber, Thorsten Wettcke) gelungen ist, zeigen die kurzen Momente der emotionalen Entspannung; und doch wirken die Stippvisiten bei den Eltern, die in der Krankenhauskapelle auf das Ergebnis der Operation warten, wie lästige Einschübe. Immerhin für Vergnügen sorgt ein Seitenstrang mit einem Kommunalpolitiker (Bernhard Schir), dem nach einem Herzanfall ein Schrittmacher eingesetzt werden soll und der es gar nicht mag, nur noch die zweite Geige zu spielen.

Vor allem aber ist der Film ein Denkmal für einen Arzt, der sich über alle Bedenken hinwegsetzt und stur daran glaubt, das Mädchen retten zu können. Ken Duken spielt den Herzchirurgen formidabel: mit gewohnt sparsamen Mitteln, aber enormer Effizienz; und vor allem, ohne den Mann je als Helden zu stilisieren. Auch das weitere Ensemble (unter anderem Julia Koschitz und Erwin Steinhauer) trägt seinen Teil zum Gelingen des Films bei. Die Geschichte ist übrigens wahr: Die spektakuläre Rettungsaktion hat sich 1998 im österreichischen Klagenfurt zu getragen. Dass die Bilder mitunter nicht gerade appetitlich sind, ließ sich nicht vermeiden.