Nach Schulz' Warnung: IOM sieht keine Flüchtlingskrise wie 2015

Flüchtlinge laufen am 02.11.2015 über eine Brücke zwischen Hanging (Österreich) und Wegscheid nach Deutschland
Foto: dpa/Peter Kneffel
Flüchtlinge laufen am 02.11.2015 über eine Brücke zwischen Hanging (Österreich) und Wegscheid nach Deutschland
Nach Schulz' Warnung: IOM sieht keine Flüchtlingskrise wie 2015
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hält eine Wiederholung der Flüchtlingskrise von 2015, vor der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am Wochenende gewarnt hatte, für kaum wahrscheinlich.

"Wir sehen zurzeit nichts, was 2015 irgendwie nahe kommt", sagte IOM-Sprecher Joel A. Millmann am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die IOM erwarte für das gesamte Jahr 2017 grob 200.000 Neuankömmlinge in der EU, während es in der Hochzeit der Flüchtlingskrise von März 2015 bis März 2016 rund eine Million gewesen seien, sagte der Sprecher der Genfer Organisation.

Schulz hatte im Interview mit der "Bild am Sonntag" die Zahl von einer Million Menschen genannt, die 2015 "weitgehend unkontrolliert" nach Deutschland gekommen seien. "Wenn wir jetzt nicht handeln, droht sich die Situation zu wiederholen", sagte er und bezog sich dabei insbesondere auf Italien und damit auf die zentrale Mittelmeerroute. Während die Flüchtlinge 2015 vor allem über die Türkei und die Ägäis nach Griechenland gelangt waren, kommen sie zurzeit vor allem durch Libyen über das zentrale Mittelmeer in die EU.

Die IOM sieht dabei grundlegende Unterschiede. 2015 seien vor allem Syrer in die EU geflohen. Es gebe derzeit aber keine solchen massiven Bewegungen der Bürgerkriegsflüchtlinge, sagte Millmann. Die Syrer hätten zudem tatsächlich oft Deutschland als Ziel gehabt. Hingegen ziehe es die Migranten auf der zentralen Mittelmeerroute auch in andere EU-Staaten. Nigerianer etwa blieben häufiger in Italien, wo es schon eine große Gruppe von ihnen gebe. Und Migranten aus französischsprachigen afrikanischen Ländern könne es gut nach Frankreich oder Belgien ziehen, erläuterte der IOM-Sprecher.