Appell: Islamisten auf den Philippinen sollen Geiseln gehen lassen

Appell: Islamisten auf den Philippinen sollen Geiseln gehen lassen
Bei den seit fast zwei Wochen andauernden Kämpfen in der südphilippinischen Stadt Marawi sind fast 200 Menschen getötet worden. Eine zwischenzeitliche Waffenruhe am Wochenende entspannte den Konflikt nur wenig.

Angesichts anhaltender Gefechte in der südphilippinischen Stadt Marawi hat die größte Rebellenorganisation der Region an die kämpfenden Islamisten appelliert, deren mehr als 200 zivile Geiseln freizulassen. Man bitte die Gruppen Abu Sayyaf und Maute darum, die Menschen im Namen des Friedens gehen zu lassen, zitierte das Onlineportal "Inquirer.Net" am Montag einen hochrangigen Vertreter der "Moro Islamische Befreiungsfront" (MILF). In der Gewalt der Extremisten befinden sich demnach unter anderem ein katholischer Geistlicher, zwei Kirchenmitarbeiterinnen sowie weitere Frauen, Jugendliche und Kinder.



Die MILF, die mit der Regierung des Landes im März 2014 einen vorläufigen Friedenspakt unterzeichnet hatte, unterstützte die Armee am Sonntag dabei, einen Korridor einzurichten. Zudem war eine zwischenzeitliche Waffenruhe ausgerufen worden. Das hatte es muslimischen und christlichen Helfern ermöglicht, mindestens 60 Zivilisten in Sicherheit zu bringen, wie das Onlineportal "Phil Star" unter Berufung auf Armeekreise berichtete.
  
Unterdessen hat die Regierung von Präsident Rodrigo Duterte ein Kopfgeld von zehn Millionen Pesos (knapp 180.000 Euro) auf Isnilon Hapilon ausgesetzt, einen führenden Kopf der lokalen Terrororganisation Abu Sayyaf. Dieser steht zudem auf der vom US-amerikanischen FBI ausgegebenen Liste der am meisten gesuchten Terroristen.

Die Kämpfe in Marawi waren vor knapp zwei Wochen ausgebrochen, nachdem das philippinische Militär während einer Razzia nach Isnilon Hapilon gesucht hatte, woraufhin die Islamisten in die Stadt eingefallen waren. Diese hatten nicht nur Geiseln genommen, sondern auch Gebäude niedergebrannt und Flaggen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gehisst. Mittlerweile hat die philippinische Regierung eine Verwicklung ausländischer Kämpfer in den Konflikt eingeräumt, darunter Dschihadisten aus Malaysia, Indonesien und Singapur. Diese kämpften an der Seite der Terrorgruppen Abu Sayyaf und Maute, die dem IS Treue geschworen hätten.

Nach Angaben der Armee und laut Augenzeugenberichten hatten Muslime und Christen einander geholfen, sich vor den Islamisten in Sicherheit zu bringen. Unter anderem gewährte ein früherer Vize-Gouverneur der Region seit Beginn der Kämpfe mehr als 70 Menschen in seinem Haus Zuflucht vor den Dschihadisten. Die Hälfte davon waren Christen, darunter Frauen und Kinder.

Die meisten der rund 200.000 Einwohner Marawis sind mittlerweile geflohen. Wie die Behörden am Wochenende mitteilten, sind jedoch immer noch mindestens 2.000 Menschen in der umkämpften Stadt eingeschlossen. Bei den Kämpfen sind offiziellen Angaben zufolge fast 200 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Islamisten.

Angesichts der Eskalation in Marawi hat Präsident Rodrigo Duterte das Kriegsrecht über die gesamte Region Mindanao verhängt. Er hat damit gedroht, dieses auf die gesamten Philippinen auszudehnen, sollte sich der Konflikt ausweiten.