Das Erlebnis der Weltausstellung Reformation

Am Wittenberger Hauptbahnhof ist ein 27 Meter hoher Aussichtsturm in Form einer Bibel eröffnet worden.  Von hier haben Besucher einen Überblick über die Stadt und die Weltausstellung in Wittenberg.
Foto: epd-bild/Jens Schlüter
Am Wittenberger Hauptbahnhof ist ein 27 Meter hoher Aussichtsturm in Form einer Bibel eröffnet worden. Von hier haben Besucher einen Überblick über die Stadt und die Weltausstellung in Wittenberg.
Das Erlebnis der Weltausstellung Reformation
Der Ursprungsort der Reformationsbewegung wird zum Festivalgelände: 16 Wochen lang soll die Weltausstellung Reformation in Wittenberg eine Freiluftbühne für die großen Fragen der Zeit sein.

Mancherorts braucht es noch eine Portion Vorstellungskraft, um zu erahnen, was hinter den Bauzäunen entsteht. Aus Holz und Stahl und Lehm wachsen hier Pavillons, dort Bühnen. Für mehr als 100 Veranstaltungen pro Woche sollen sie vom 20. Mai bis 10. September Platz bieten: Gottesdienste und Podiumsdiskussionen, Workshops, Klassik- und Popkonzerte. Zum Startschuss der Weltausstellung anlässlich des 500. Reformationsjubiläums will die Wittenberger Altstadt von sieben Themengebieten umgeben sein, den "Toren der Freiheit".

Wer am Hauptbahnhof mit dem Rundgang durch die ehemaligen Wallanlagen um die Lutherstadt beginnt, kann sich von einem Turm aus zunächst einen Überblick verschaffen. Noch wird das 25 Meter hohe Gerippe dafür mit einer bedruckten Plane umhüllt. Sie soll den Look der erklimmbaren Lutherbibel perfekt machen. Die Treppe im Turminneren wird die Gäste im Zickzack dem Himmel näherbringen und ihnen einen "Perspektivwechsel" ermöglichen. Auch der Platz für den Truck des Europäischen Stationenweges ist im Willkommensbereich vorgesehen. Er zeigt Reformationsgeschichten, die er aus verschiedenen Ländern mit nach Wittenberg bringt. Daneben schicken alle Stationen der vergangenen Monate Städtebanner nach Sachsen-Anhalt. Von ihnen wird der Fußweg vom Bahnhof in die Innenstadt flankiert.

Zu den Themen Spiritualität, Jugend, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, Globalisierung, Kultur sowie Ökumene und Religion haben Institutionen aus Politik und Gesellschaft verschiedene Orte zum Innehalten, Lernen und zum Austausch geschaffen, zum Beispiel das "House of One" als interreligiöses Begegnungszentrum oder die Stege am Bunkerberg neben dem Lutherhaus zur Selbsterfahrung und Meditation.

Auch Landeskirchen aus dem Verbund der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tragen mit eigenen Projekten zur Weltausstellung bei. So lassen die Bayern im Torraum Ökumene einen Garten entstehen, der aus jedem Jahrhundert seit Martin Luther einen Reformator der bayerischen Kirchengeschichte vorstellt. Hannover schafft einen "Erlebnis-Raum", in dem sich Besucher mit der Bedeutung der Taufe auseinandersetzen und an ihr eigenes Christwerden erinnern lassen können. Einen weiteren Erlebnisraum bietet die Landeskirche Hessen und Nassau rund um das Thema "Segen". Neben ihrer preisgekrönten "LichtKirche", die für Trauungen und Taufen gebucht werden kann, soll im Torraum Globalisierung der Segens-Roboter "BlessU-2" zur Diskussion über Digitalisierung und die Vermenschlichung von Maschinen anregen.

Dienstags ist Ruhetag auf der Weltausstellung, was aber keine Langeweile bedeuten muss. Vier Besuchermagnete der Lutherstadt sollen durchgehend geöffnet sein: das Riesenrad "Zwischen Himmel und Erde" in den südlichen Wallanlagen dreht sich für Aussicht- und Gesprächsuchende gleichermaßen, denn auf Wunsch steigt ein Seelsorger mit in die Gondel. Yadegar Asisis Panorama "Luther 1517" lädt zu einem Rundgang durch das damalige Wittenberg ein. Und auch die beiden Kunstausstellungen am Ost- und Westende der Altstadt haben Dauerbetrieb.

Da sind das Lutherhaus mit der Nationalen Sonderausstellung "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" sowie der Mitmachausstellung "Der Mönch war's!", die nicht nur Kindern einen spielerischen Zugang zum 31. Oktober 1517 ermöglicht, dem Tag, an dem Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche nagelten. Im Alten Gefängnis hingegen gestalten mehr als 65 internationale Künstler die ehemaligen Zellen zu kleinen Welten um, in denen es um die künstlerische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts geht.

Als "das vielfältigste Event zum 500. Reformationsjubiläum und eine der größten Veranstaltungen im Jahr 2017" haben die Organisatoren des Reformationssommers ihre Schau unter freiem Himmel angekündigt. Von dem Ergebnis jahrelanger Vorbereitungen können sich Besucher ab dem 20. Mai immer mittwochs bis montags zwischen 10 und 18 Uhr selbst überzeugen.

Ein Tag in Wittenberg.